Die historischen Romane
Zielen entstanden, die sich, um Anhänger zu gewinnen, notfalls auch mit den Freimaurerlogen zusammentaten, aber auf Höheres aus waren. An diesem Punkt kam es zur Diskussion über die Unbekannten Oberen. Leider jedoch war der Baron von Hund kein seriöser Mensch. Zuerst ließ er seine Adepten glauben, die Unbekannten Oberen seien die Stuarts. Dann erklärte er, Ziel seines Ordens sei die Wiedergewinnung der ursprünglichen Templergüter, und sammelte Gelder, wo er sie kriegen konnte. Da er nicht genug zusammenbekam, fiel er einem gewissen Starck in die Hände, der behauptete, er habe das Geheimnis der Goldfabrikation von den wahren Unbekannten Oberen erfahren, die in Petersburg säßen. Daraufhin scharten sich um von Hund und Starck allerlei Theosophen, Alchimisten, Gold- und Rosenkreuzer der letzten Stunde, und alle gemeinsam wählten als ihren Großmeister einen höchst integren Aristokraten, den Herzog Ferdinand von Braunschweig. Der freilich sofort begriff, in was für eine schlechte Gesellschaft er da geraten war. Ein anderes Mitglied der Strikten Observanz, der Landgraf Carl von Hessen-Kassel, rief den Grafen von Saint-Germain an seinen Hof, im Glauben, dieser Edelmann könne ihm Gold machen – und was wollen Sie, damals musste man sich den Launen der Herrschenden fügen ... Doch jener Fürst hielt sich obendrein noch für Sankt Petrus. Ich versichere Ihnen, einmal musste der gute Lavater, als er bei dem Landgrafen zu Gast war, der Herzogin von Devonshire eine Szene machen, weil sie sich für Maria Magdalena hielt ... «
»Aber all diese Willermoz und Martines de Pasqually, die eine Sekte nach der anderen gründeten ... «
»Pasqually war ein Abenteurer. Er vollführte Geisterbeschwörungen in einer geheimen Kammer, die Engel erschienen ihm in Gestalt von Leuchtspuren und hieroglyphischen Zeichen. Willermoz hatte ihn ernst genommen, da er ein Enthusiast war, ehrlich, aber naiv. Er war fasziniert von der Alchimie, er dachte an das Große Werk, dem die Auserwählten sich widmen müssten, um den Verbindungspunkt der sechs edlen Metalle zu finden durch Erforschung der Maße in den sechs Lettern des ersten Namens Gottes, den Salomo seinen Erwählten kundgetan hatte.«
»Und weiter?«
»Willermoz gründete viele Obedienzen und trat in viele Logen gleichzeitig ein, wie es damals üblich war, stets auf der Suche nach einer definitiven Enthüllung und stets in der Furcht, sie könnte sich immer woanders ereignen, wie es in Wahrheit ja auch geschah – und dies ist vielleicht die einzige Wahrheit ... So schloss er sich den Élus Cohens von Pasqually an. Doch 1872 verschwand Pasqually, fuhr übers Meer nach Santo Domingo und ließ alles im Stich. Wieso verdrückte er sich? Ich habe den Verdacht, dass er in den Besitz eines Geheimnisses gelangt war, das er mit niemandem teilen wollte. Jedenfalls verschwand er dann in Übersee so obskur, wie er's verdient hatte, Friede seiner Seele ... «
»Und Willermoz?«
»In jenen Jahren waren alle erschüttert vom Tod Swedenborgs, eines Mannes, der den kranken Okzident vieles hätte lehren können, wenn der Okzident ihm Gehör geschenkt hätte, doch inzwischen verrannte sich das Jahrhundert immer mehr in den Wahn der Revolution, um die Ambitionen des Dritten Standes zu befriedigen… Nun, und genau in jenen Jahren hörte Willermoz von der Strikten Observanz des Möchtegerntemplers von Hund und war fasziniert. Es war ihm gesagt worden, dass ein Templer, der sich öffentlich als solcher erklärt, indem er eine öffentliche Templervereinigung gründet, kein Templer ist, aber das achtzehnte Jahrhundert war eine Epoche großer Gläubigkeit. Kurz, Willermoz probierte zusammen mit von Hund die verschiedenen Bündnisse durch, die hier auf Ihrer Liste stehen, bis der saubere Herr von Hund demaskiert wurde – ich meine, bis sich herausstellte, dass er einer von jenen Leuten war, die mit der Kasse durchbrennen – und ihn der Herzog von Braunschweig aus der Vereinigung ausschloss.«
Agliè warf einen weiteren Blick auf unsere Liste: »Ah ja, der gute Weishaupt, den hatte ich ganz vergessen. Die bayerischen Illuminaten zogen anfangs mit ihrem schönen Namen viele edelgesinnte Geister an. Aber dieser Weishaupt war ein Anarchist, heute würden wir sagen, ein Kommunist, und wenn Sie wüssten, worüber man in jenen Kreisen damals schwadronierte – Staatsstreiche, Absetzung von Souveränen, Blutbäder ... Wohlgemerkt, ich habe Weishaupt sehr bewundert, aber nicht wegen seiner Ideen, sondern
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