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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Freunde von Agliè, wie sie sagte, von denen sie nicht gesehen werden wollte. Peinliche Situation: sie an das Brüstungsmäuerchen einer kleinen Brücke gelehnt, hoch über einem Olivenhang, mit einer Zeitung vor dem Gesicht, als stürbe sie vor Neugier, zu erfahren, was in der großen weiten Welt vorging, und er zehn Schritte entfernt von ihr, rauchend, als sei er ganz zufällig gerade da.
    Agliès Freunde waren vorbeigegangen, aber Lorenza meinte, wenn sie jetzt den Weg weitergingen, würden sie ihm begegnen, sicher sei er schon unterwegs. Zum Teufel, na wenn schon, hatte Belbo geflucht, und Lorenza hatte erwidert, er habe keine Spur von Feingefühl. Lösung: den Weg verlassen und quer durchs Gestrüpp den Hang hinunter zum Parkplatz. Keuchende Flucht über eine Reihe sonnendurchglühter Terrassen, und Belbo verlor einen Absatz. Lorenza sagte, siehst du, ist doch viel schöner so, aber natürlich, wenn du weiter so rauchst, kommst du außer Atem.
    Schließlich waren sie zum Auto gelangt, und Belbo meinte, nun könnten sie auch gleich nach Mailand zurückfahren. Nein, widersprach Lorenza, vielleicht hat Agliè sich verspätet und nachher begegnen wir ihm auf der Autobahn, er kennt deinen Wagen, schau doch mal, was für ein schöner Tag heute ist, lass uns durchs Innere fahren, da muss es herrlich sein, dann kommen wir drüben zur Autostrada del Sole und essen am Po bei Pavia.
    Wieso denn am Po bei Pavia, was heißt denn durchs Innere fahren, es gibt nur eine Möglichkeit, schau dir doch mal die Karte an, wir müssen hinter Uscio in die Berge rauf und dann quer durch den ganzen Apennin, mit Halt in Bobbio, und von da weiter nach Piacenza, bist du verrückt, das ist ja schlimmer als Hannibal mit den Elefanten! Hach, du hast eben keinen Sinn für Abenteuer, hatte sie geantwortet, und denk doch bloß mal, wie viele schöne Restaurants wir auf diesen Hügeln finden. Vor Uscio kommt Manuelina, das hat zwölf Sterne im Michelin, da gibt's jeden Fisch, den wir wollen.
    Manuelina war knallvoll, mit einer Schlange von Wartenden, die jeden Tisch belauerten, an dem der Kaffee serviert wurde. Macht nichts, meinte Lorenza, ein paar Kilometer weiter gibt's hundert bessere Lokale als dieses. Um halb drei fanden sie endlich ein Restaurant in einem Kaff, das, wie Belbo meinte, sogar die Militärkarten sich schämen würden zu registrieren, und aßen zerkochte Nudeln mit Büchsenfleisch. Belbo fragte Lorenza, was hinter der Sache stecke, es sei ja doch wohl kein Zufall, dass sie ihn genau dahin geführt habe, wo Agliè hinkommen musste, offenbar wollte sie jemanden provozieren, ihm sei nur nicht klar, wen von beiden, und sie fragte ihn, ob er paranoisch sei.
    Hinter Uscio probierten sie einen Pass, und als sie durch ein Dorf fuhren, das den Eindruck machte, als wäre es Sonntagnachmittag in Sizilien, und zwar zur Zeit der Bourbonen, war plötzlich ein großer schwarzer Hund quer über die Straße getrottet, als hätte er noch nie ein Auto gesehen. Belbo hatte ihn mit der vorderen Stoßstange erwischt, es schien nichts weiter zu sein, aber kaum waren sie ausgestiegen, entdeckten sie, dass sein Bauch rot von Blut war, mit seltsamen rosa Sachen (Schamteilen? Eingeweiden?), die herauskamen, und dass er geifernd jaulte. Schon kamen Dörfler gelaufen, es bildete sich ein kleiner Volksauflauf. Belbo fragte, wem der Hund gehöre, er würde den Schaden bezahlen, aber der Hund war offenbar herrenlos. Er mochte vielleicht zehn Prozent der Bevölkerung dieses gottverlassenen Kaffs repräsentieren, aber niemand wusste, wohin er gehörte, obwohl ihn alle vom Sehen kannten. Jemand meinte, man sollte den Maresciallo der Carabinieri holen, der würde das arme Vieh mit einem Schuss von seinen Leiden befreien.
    Man suchte noch nach dem Maresciallo, da erschien eine Dame, die sich als tierlieb bezeichnete. Ich habe sechs Katzen, sagte sie. Wie schön, sagte Belbo, aber dies hier ist ein Hund, er liegt im Sterben, und ich hab's eilig. Hund oder Katze, haben Sie doch ein bisschen mehr Herz für die Tiere, schalt ihn die Dame. Nix da mit dem Maresciallo, man müsse jemanden vom Tierschutzverein holen gehen, oder jemanden aus der Klinik im nächsten Städtchen, vielleicht sei das Tier noch zu retten.
    Die Sonne brannte auf Belbo, auf Lorenza, auf das Auto, auf den Hund und die Umstehenden herab und wollte gar nicht mehr aufhören, auf sie herabzubrennen, Belbo kam sich vor wie in einem bösen Traum, als wäre er in Unterhosen auf die Straße gelaufen, aber

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