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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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jener Lacroix, der Ihnen zufolge das Buch gelesen hat, um es für Sie zusammenzufassen – er hat es dann wohl gelesen, noch ehe es geschrieben wurde. Möglich, dass er sich auch selbst darum gekümmert hat, es in Brüssel drucken zu lassen. Fragen Sie mich nicht, warum.«
    »Im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes, vielleicht des preußischen, um in Frankreich Unruhe zu stiften. Das wundert mich nicht.«
    »Ein preußischer Agent in einem Büro wie dem Ihren? Das kann ich gar nicht glauben.«
    »Stieber, der Chef der preußischen Spionage, hat neun Millionen Taler bekommen, um ganz Frankreich mit Spionen zu überziehen. Es geht das Gerücht, er hätte fünftausend preußische Bauern und neuntausend Dienstmädchen nach Frankreich geschickt, um Agenten in den Cafés, Restaurants, Hotels und in den großbürgerlichen Familien zu haben. Falsch. Die Spione sind zum geringsten Teil Preußen, nicht einmal Elsässer, die man ja wenigstens noch am Akzent erkennen würde, sondern meist gute Franzosen, die es für Geld machen.«
    »Und es gelingt Ihnen nicht, diese Verräter zu finden und zu verhaften?«
    »Das wäre nicht ratsam, denn dann würden die Preußen unsere verhaften. Spione neutralisiert man nicht, indem man sie aus dem Weg räumt, sondern indem man ihnen falsche Informationen zuspielt. Und dazu dienen diejenigen, die ein doppeltes Spiel treiben, die sogenannten Doppelspione. Dass allerdings dieser Lacroix so einer sein soll, ist mir neu. Herrgott, in was für einer Welt leben wir, kann man sich denn auf niemanden mehr verlassen?! Wir müssen ihn sofort loswerden!«
    »Aber wenn Sie ihn vor Gericht stellen, wird weder er noch Joly irgendetwas zugeben.«
    »Jemand, der einmal für uns gearbeitet hat, darf niemals vor einem Gericht auftreten, und dies – entschuldigen Sie, wenn ich hier ein allgemeines Prinzip ausspreche – würde und wird auch für Sie gelten. Lacroix wird einen Unfall haben. Seine Witwe wird eine angemessene Pension erhalten.«
     
    Von Guédon und der Buchhandlung in der Rue de Beaune hatte Simonini nichts gesagt. Er wollte erst einmal sehen, was sich aus einem Besuch dort ergeben würde. Außerdem hatten ihn die wenigen Tage in Sainte-Pélagie etwas erschöpft.
    Daher begab er sich auf schnellstem Wege zu Laperouse am Quai des Grands-Augustins, aber nicht ins Parterre, wo Austern und entrecôtes wie in alten Zeiten serviert wurden, sondern in eines jener cabinets particuliers im Oberstock, wo man barbue sauce hollandaise , casserole de riz à la Toulouse , aspics de filets de laperaux en chaud-froid , truffes au champagne , pudding d’abricots à la Vénitienne , corbeille de fruits frais und compotes de pêches et d’ananas bestellte.
    Und zum Teufel mit den Sträflingen, ob Idealisten oder Mörder, und ihren elenden Suppen! Gefängnisse sind auch dazu da, dass anständige Leute ohne Risiko ins Restaurant gehen können.
     
    Ab hier werden Simoninis Erinnerungen, wie in ähnlichen Fällen, verworren, und sein Tagebuch enthält zusammenhanglose Satzfetzen. Der ERZÄHLER kann sich nur an die Interventionen des Abbé Dalla Piccola halten. Das Paar arbeitet inzwischen mit voller Kraft und wie geschmiert…
    Knapp zusammengefasst: Simonini überlegte sich, dass er, um in den Augen des kaiserlichen Geheimdienstes gut dazustehen, Lagrange etwas mehr geben musste. Was macht einen Informanten der Polizei wirklich glaubwürdig? Die Aufdeckung eines Komplotts. Also musste er ein Komplott organisieren, um es dann aufdecken zu können.
    Die Idee dazu gab ihm Gaviali. Er hatte sich in Sainte-Pélagie nach dem Tag seiner Entlassung erkundigt und sich erinnert, wo er dann zu finden sein würde: in der Rue de la Huchette, in der Pinte von Père Laurette.
    Am hinteren Ende der Straße trat man in ein Haus, dessen Eingang kaum mehr als ein schmaler Spalt war (allerdings nicht viel schmaler als die Rue du Chat-qui-Pêche, die von derselben Rue de la Huchette abgeht), so dass man sich regelrecht hineinzwängen musste. Nach einer steilen Treppe ging es durch Korridore mit schimmligen Wänden und Türen, die so niedrig waren, dass man kaum hindurchkam. Im zweiten Stock öffnete sich eine etwas bequemere Tür, durch die man in ein weiträumiges Lokal gelangte, das vielleicht die Fläche von drei oder mehr früheren Wohnungen einnahm, und dies war der Salon oder Saal, die Pinte oder Kaschemme von Père Laurette, den allerdings niemand kannte und der vielleicht schon vor Jahren verstorben war.
    Überall

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