Die historischen Romane
von einer Hüfte zur anderen geht… Aber kaum aus dem Bett aufgestanden, begann ich mit meiner Suche. Wer hatte einen Ordensmann gesehen, der soundso aussieht… Nun, und in Palermo hatte ihn jemand im Café mit dem Notar Musumeci gesehen und den Eindruck gehabt, er sähe einem piemontesischen Garibaldiner ähnlich, der mit Oberst Nievo befreundet war… Dann erfuhr ich, dass dieser Nievo auf See verschollen war, als ob sein Schiff sich in Rauch aufgelöst hätte, und da wusste ich, wie und warum es sich aufgelöst hatte und wer das bewerkstelligt hatte. Von Nievo war es nicht schwer, zum piemontesischen Heer zu gelangen und von da nach Turin, und so habe ich in dieser kalten Stadt ein ganzes Jahr verbracht auf der Suche nach Ihnen. Schließlich erfuhr ich, dass dieser angebliche Garibaldiner Simonini hieß, eine Kanzlei als Notar besaß, sie aber plötzlich Hals über Kopf verlassen hatte und nach Paris gegangen war. Also ging auch ich nach Paris, immer ohne einen Sous in der Tasche, und fragen Sie nicht, wie ich das gemacht habe, ich hatte nur nicht gewusst, wie groß diese Stadt ist. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Ihre Spur gefunden hatte. Und derweil lebte ich davon, dass ich in Straßen wie dieser hier gutgekleideten Herren, die sich verlaufen hatten, das Messer an die Kehle hielt. Einem pro Tag, das reichte zum Leben. So suchte ich immer weiter nach Ihnen. Ich stellte mir vor, dass einer wie Sie nicht so sehr die besseren Häuser frequentiert, sondern eher die tapissi franchi , wie man sie hier nennt… Sie hätten sich einen schönen schwarzen Bart wachsen lassen sollen, wenn Sie nicht wollten, dass man Sie so leicht erkennt…«
Das war der Moment, da Simonini beschloss, sich seine Maskerade als gutsituierter Bürger mit Bart zuzulegen, aber in dieser Bedrängnis musste er zugeben, dass er zu wenig getan hatte, um seine Spuren zu verwischen.
»Kurz und gut«, schloss Ninuzzo, »ich muss Ihnen nicht meine ganze Geschichte erzählen, es genügt mir, Ihnen den gleichen Stich in den Bauch zu versetzen, den Sie mir versetzt haben, aber sorgfältiger. Hier kommt nachts niemand vorbei, genau wie beim Pulvermagazin von Bagheria.«
Der Mond war ein bisschen herausgekommen, so dass Simonini jetzt Ninuzzos spitze Nase sehen konnte und seine Augen, die vor Bosheit glänzten.
»Meister Ninuzzo, Sie wissen nicht«, hatte er die Geistesgegenwart zu sagen, »dass ich das, was ich damals getan habe, aus Gehorsam gegenüber Befehlen tat, Befehlen von sehr hoch oben, von einer so hochheiligen Autorität, dass ich meine persönlichen Gefühle zurückstellen musste. Und aus Gehorsam gegenüber Befehlen derselben Art bin ich jetzt auch hier, um andere Unternehmungen zum Schutz von Thron und Altar vorzubereiten.«
Simonini keuchte beim Reden, aber er sah, dass die Spitze des Messers sich langsam von seinem Gesicht entfernte. »Sie haben Ihr Leben stets Ihrem König gewidmet«, fuhr er fort, »Sie müssten doch verstehen, dass es Aufträge gibt… heilige Missionen, lassen Sie mich so sagen… bei denen es sogar gerechtfertigt ist, eine Tat zu begehen, die unter anderen Umständen ruchlos wäre. Verstehen Sie?«
Meister Ninuzzo begriff noch nicht ganz, aber er ließ erkennen, dass Rache nicht sein einziges Ziel war. »Ich litt zuviel Hunger in diesen Jahren, und Sie tot zu sehen, macht mich nicht satt. Ich bin es leid, im Dunkeln zu leben. Seit ich Ihre Spur wiedergefunden hatte, sah ich Sie auch in die Restaurants der besseren Herren gehen. Sagen wir, ich lasse Ihnen das Leben für eine monatliche Summe, die mir erlaubt, mindestens so zu speisen und zu schlafen wie Sie.«
»Meister Ninuzzo, ich verspreche Ihnen mehr als eine kleine Summe monatlich. Ich bin dabei, ein Attentat auf den Kaiser der Franzosen vorzubereiten, und bedenken Sie, dass Ihr König seinen Thron verlor, weil Napoleon unterderhand Garibaldi geholfen hat. Sie wissen soviel über Sprengstoffe, Sie sollten ein Grüppchen Wagemutige kennenlernen, die sich in der Rue de la Huchette versammeln, um etwas herzustellen, was wirklich den Namen Höllenmaschine verdient. Wenn Sie sich mit denen zusammentun, könnten Sie nicht bloß an einer Aktion teilnehmen, die in die Geschichte eingehen wird, und eine Probe Ihrer außerordentlichen Fähigkeiten als Feuerwerker ablegen, sondern Sie bekämen auch – bedenkt man, dass dieses Attentat von Personen höchsten Ranges angeregt worden ist – Ihren Anteil von einem Lohn, der Sie für den Rest Ihres Lebens reich
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