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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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machen würde.«
    Schon als er nur von Sprengstoffen reden hörte, war in Ninuzzo die große Wut erloschen, die er seit jener Nacht in Bagheria gehegt hatte, und als er nun sagte: »Na gut, was soll ich tun?« wusste Simonini, dass er ihn in der Hand hatte.
    »Ganz einfach: Sie begeben sich übermorgen abend um sechs zu dieser Adresse, klopfen an, treten ein und sagen, Lacroix hätte Sie geschickt. Die Freunde werden bereits avisiert sein. Aber Sie müssen, um erkannt zu werden, eine Nelke am Revers tragen. Gegen sieben komme dann auch ich. Mit dem Geld.«
    »Ich werde hingehen«, sagte Ninuzzo, »aber wenn es sich um einen Betrug handelt, denken Sie daran, dass ich jetzt weiß, wo Sie wohnen.«
     
    Am folgenden Morgen begab sich Simonini wieder zu Gaviali und sagte, es werde nun Zeit. Am nächsten Tag um sechs Uhr abends sollten alle im Labor versammelt sein. Erst werde ein sizilianischer Feuerwerker kommen, den er geschickt habe, um den Stand der Arbeiten zu kontrollieren, dann werde auch er selber kommen und anschließend Monsieur Lacroix persönlich, um ihnen alle nötigen Garantien zu geben.
    Danach begab er sich zu Monsieur de Lagrange und teilte ihm mit, er habe Kenntnis erlangt von einer Verschwörung mit dem Ziel, den Kaiser zu töten. Er wisse, dass die Verschwörer sich am nächsten Tag um sechs Uhr abends in der Rue de la Huchette versammeln würden, um die fertigen Bomben ihren Auftraggebern zu überreichen.
    »Aber Vorsicht«, fügte er hinzu. »Sie sagten mir einmal, von zehn Mitgliedern einer Geheimorganisation seien drei unsere Spitzel, sechs seien Dummköpfe und einer sei gefährlich. Gut, Spitzel werden Sie dort nur einen finden, nämlich mich, acht sind Dummköpfe, aber einer ist wirklich gefährlich, und der trägt eine Nelke am Revers. Und da er auch für mich gefährlich ist, hätte ich gern, dass es zu einem kleinen Getümmel kommt und der Betreffende nicht verhaftet, sondern auf der Stelle erschossen wird. Glauben Sie mir, auf diese Art vermeiden wir am besten, dass die Sache Staub aufwirbelt. Denn wehe, wenn der Mann reden würde, auch nur mit einem der Ihren.«
    »Ich vertraue Ihnen, Simonini«, sagte Monsieur de Lagrange. »Der Mann wird ausgeschaltet.«
    Pünktlich um sechs erschien Meister Ninuzzo mit einer roten Nelke in der Rue de la Huchette, Gaviali und die anderen zeigten ihm stolz ihre Höllenmaschinen, Simonini kam eine halbe Stunde später und kündigte die Ankunft von Lacroix an, um Viertel vor sieben stürmten die Gendarmen den Laden, Simonini schrie »Verrat!«, richtete eine Pistole auf die Gendarmen, schoss aber in die Luft, die Gendarmen erwiderten das Feuer und trafen Ninuzzo in die Brust, aber damit die Sache sauber aussah, töteten sie auch einen der Verschwörer. Ninuzzo wälzte sich noch sizilianische Flüche ausstoßend auf dem Boden, und Simonini, der immer noch tat, als schösse er auf die Gendarmen, gab ihm den Gnadenschuss.
    Lagranges Männer hatten Gaviali und Genossen in flagranti ertappt, das heißt mit den ersten Exemplaren der fast fertigen Bomben und einem Stoß Flugblätter, die erklärten, wozu diese Bomben dienen sollten. In den anschließenden Kreuzverhören nannten Gaviali und Genossen den Namen des mysteriösen Lacroix, der sie (wie sie sagten) verraten habe. Ein Grund mehr für Lagrange, ihn verschwinden zu lassen. In den Protokollen der Polizei stand später, dass er an der Aktion zur Verhaftung der Verschwörer beteiligt gewesen sei und von einer Kugel getroffen wurde, die einer jener Elenden abgeschossen habe. Lobende Worte zu seinem Gedenken.
    Was die Verschwörer anging, so schien es nicht nötig, sie einem spektakulären Prozess zu unterziehen. In jenen Jahren – erklärte Lagrange Simonini – zirkulierten ständig Gerüchte von Attentaten auf den Kaiser, und man nahm an, dass viele von ihnen nicht spontan entstandene Legenden waren, sondern hinterlistig von republikanischen Agenten verbreitet wurden, um die antikaiserlichen Schwärmer zur Nachahmung anzustacheln. Es war nicht ratsam, die Idee zu verbreiten, dass Anschläge auf das Leben Napoleons III. eine Art Mode geworden waren. Daher wurden die Verschwörer auf die Teufelsinsel deportiert, wo sie früher oder später an Malaria sterben würden.
    Dem Kaiser das Leben zu retten ist einträglich. Hatte Simonini für die Arbeit mit Joly gut 10000 Francs bekommen, so waren es für die Aufdeckung des Komplotts nun 30000. Zieht man die 5000 ab, die er für die Anmietung des Ladens und den Kauf

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