Die historischen Romane
scheinen die Juden resistenter gegen Epidemien als die Christen zu sein. Man könnte meinen, dass sie eine permanente Pest in sich haben, die sie vor der gewöhnlichen Pest irgendwie schützt.«
Simonini wies darauf hin, dass diese Themen und Argumente schon von Gougenot behandelt worden waren, aber in Drumonts Diskussionskreis kümmerte man sich weniger um die Originalität der Ideen als um ihre Wahrheit.
»Mag sein«, sagte Drumont, »dass sie resistenter als wir gegen körperliche Krankheiten sind, aber dafür sind sie anfälliger für die geistigen Krankheiten. Das ständige Leben zwischen Transaktionen, Spekulationen und Konspirationen verändert ihr Nervensystem. In Italien kommt ein Geistesverwirrter auf dreihundertachtundvierzig Juden und einer auf siebenhundertachtundsiebzig Katholiken. Prof. Charcot hat interessante Studien über die russischen Juden gemacht, über die wir Nachrichten haben, weil sie meist arm sind, während sie in Frankreich vorwiegend reich sind und ihre Krankheitsfälle für teures Geld in der Klinik des Dr. Blanche verstecken. Wissen Sie, dass Sarah Bernhardt einen weißen Sarg in ihrem Schlafzimmer hat?«
»Sie vermehren sich doppelt so schnell wie wir. Inzwischen gibt es mehr als vier Millionen in der Welt.«
»Das steht schon im Exodus : ›Die Kinder Israels vermehrten sich und wuchsen sehr und wurden überaus stark und bevölkerten das Land.‹«
»Und nun sind sie hier. Und sie waren auch früher schon hier, auch wenn wir es gar nicht ahnten. Wer war Marat? Sein wahrer Name war Mara. Er entstammte einer aus Spanien vertriebenen sephardischen Familie, und um seine Herkunft zu verschleiern, war er zum Protestantismus übergetreten. Marat: zerfressen von Skrofulose, im Schmutz gestorben, ein Geisteskranker, der unter Verfolgungswahn litt und dann unter Mordzwang, ein typischer Jude, der sich an den Christen rächt, indem er möglichst viele von ihnen auf die Guillotine schickt. Sehen Sie sich sein Porträt im Musée Carnavalet an, Sie erkennen sofort den Halluzinierer, den Neuropathen, wie bei Robespierre und anderen Jakobinern, an dieser Asymmetrie der beiden Gesichtshälften, die den Geistesgestörten verrät.«
»Die Revolution ist vor allem von Juden gemacht worden, das wissen wir. Aber Napoleon mit seinem Hass auf den Papst und seinen Freimaurer-Allianzen, war der Semit?«
»Könnte sein, hat auch Disraeli gesagt. Die Balearen und Korsika dienten den aus Spanien vertriebenen Juden als Refugium. Dann sind diese Juden zum Christentum übergetreten, also Maranen geworden, und haben die Namen der Herren angenommen, denen sie dienten, wie Orsini und Bonaparte.«
In jeder Gesellschaft gibt es einen gaffeur , der im falschen Moment die falsche Frage stellt. So kam auch hier die dornige Frage auf: »Und was ist mit Jesus? Er war Jude, und doch musste er jung sterben, und dabei ging es nicht um Geld, er dachte nur ans Himmelreich…«
Die Antwort kam von Jacques de Biez: »Meine Herren, dass Jesus ein Jude war, ist eine Legende, die gerade von Juden in Umlauf gesetzt worden ist, besonders von Paulus und den vier Evangelisten. In Wirklichkeit war Jesus von keltischer Rasse, wie wir Franzosen, die erst viel später von den Lateinern erobert wurden. Und bevor sie von den Lateinern entmannt wurden, waren die Kelten ein Eroberervolk. Haben Sie jemals von den Galatern reden gehört, die bis nach Griechenland kamen? Galilea hat seinen Namen von den Galliern, die es kolonisiert haben. Im übrigen ist auch der Mythos von einer Jungfrau, die einen Sohn geboren hat, ein keltisch-druidischer Mythos. Jesus war blond und blauäugig, alle Bilder, die wir von ihm haben, bezeugen das. Und er predigte gegen die Sitten und Bräuche, den Aberglauben, die Laster der Juden, und im Gegensatz zu dem, was sich die Juden von ihrem Messias erwarteten, sagte er, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei. Und während die Juden Monotheisten waren, brachte Christus die Idee der Dreieinigkeit aufs Tapet, wobei er sich am keltischen Polytheismus inspirierte. Deshalb haben sie ihn umgebracht. Jude war Kaiphas, der ihn verurteilte, Jude war Judas, der ihn verriet, und Jude war Petrus, der ihn verleugnete…«
Im selben Jahr, in dem er seine Zeitung La Libre Parole gründete, hatte Drumont das Glück oder die Intuition, den Panamaskandal auszuschlachten.
»Ganz einfach«, erklärte er Simonini, bevor er seine Kampagne begann. »Ferdinand de Lesseps, derselbe, der 1869 den Suezkanal eröffnet hatte, wurde
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