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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Bobbio gewesen und hast die wunderbare Abtei dort gesehen, sie ist von Sankt Columban gegründet worden, einem der ihren. Also lass sie ruhig ein neues Latein erfinden, sie hatten das Recht dazu in einem Europa, in dem man das alte kaum noch konnte. Sie waren große Männer. Sankt Brendan gelangte auf seinen Reisen bis zu den Inseln der Seligen, und er streifte die Küsten der Hölle, wo er Judas an eine Klippe gekettet schmachten sah, und eines Tages ging er auf einer Insel an Land, und da war's ein Seeungeheuer... Natürlich waren sie alle verrückt«, wiederholte William zufrieden.
    »Aber ihre Bilder sind... ganz unglaublich schön. Und diese Farben!« rief ich bewundernd aus.
    »Nicht wahr? Und dabei lebten sie in einem Land, das nur wenige Farben hat, ein bisschen Blau und viel Grün... Aber wir sind nicht hier, um über die hibernischen Mönche zu diskutieren! Ich möchte viel lieber wissen, warum ihre Werke hier stehen, zusammen mit denen der Angelsachsen und der Grammatiker aus anderen Ländern. Schau doch mal auf deinen Plan, wo müssten wir uns jetzt befinden?«
    »Im Westturm. Ich habe auch die Inschriften abgeschrieben, lasst mich mal sehen... Also, wenn man aus dem fensterlosen Raum kommt, gelangt man zuerst in den siebeneckigen Innenraum, und von da aus gibt es nur einen Durchgang zu einem der äußeren Turmzimmer, und dort ist der Anfangsbuchstabe ein rotes H. Dann geht man weiter von Zimmer zu Zimmer rings um den Turm herum, bis man wieder zu dem fensterlosen Raum im Innern gelangt, und die Buchstabenfolge ist...ja, Ihr habt recht: HIBERNI! «
    » HIBERNIA , wenn du aus dem letzten Raum wieder in das innere Siebeneck gehst, das genau wie die anderen drei Siebenecke das A von Apokalypsis hat. Ja, und darum stehen hier auch die Werke aus dem Ultima Thule und die der Grammatiker und Rhetoren, denn die Gründer der Bibliothek waren der Ansicht, dass ein Grammatiker bei den Grammatikern aus Hibernia stehen müsse, auch wenn er aus Toulouse war. Das ist in der Tat ein Kriterium. Siehst du, wir fangen an, etwas zu begreifen...
    »Aber vorhin in den Räumen des Ostturms, durch den wir hereingekommen sind, lasen wir FONS ... Was bedeutet das?«
    »Lies deinen Plan richtig. Lies weiter, welche Buchstaben hatten die Räume, in die wir als nächste gelangten?«
    » FONS ADAEU ...«
    »Nein, Fons Adae muss es heißen. Das U war im zweiten fensterlosen Raum, ich erinnere mich, wahrscheinlich gehörte es zu einer anderen Buchstabenfolge. Und was fanden wir im Fons Adae, das heißt im irdischen Paradies (erinnerst du dich, dort war auch der Raum mit dem kleinen Altar, der genau nach Osten ging)?«
    »Jede Menge Bibeln und Bibelkommentare, lauter heilige Schriften.«
    »Siehst du, das Wort Gottes in Entsprechung zum irdischen Paradies, das bekanntlich irgendwo weit im Osten liegt. Und hier im Westen Hibernia.«
    »Dann wäre die Bibliothek wie eine Weltkarte angelegt?«
    »Vermutlich. Und die Bücher sind nach den Ländern ihrer Herkunft geordnet, das heißt nach den Orten, aus denen ihre Autoren stammen, oder aber, wie in diesem Falle, aus denen sie hätten stammen müssen. Die Bibliothekare haben sich wohl gesagt, dass Virgilius der Grammatiker nur aus Versehen in Toulouse geboren ist und eigentlich auf die Inseln am Westrand der Welt gehört. Sie haben die Fehler der Natur korrigiert.
    Wir gingen weiter und gelangten in eine Flucht von Räumen voller prächtiger Apokalypsen. Einer davon war jener duftgeschwängerte Raum, in welchem ich beim ersten Mal meine Visionen gehabt hatte. Als wir das Licht von Weitem erblickten, hielt William sich die Nase zu und eilte hin, um es zu löschen, indem er kräftig in die glimmende Asche spuckte. Vorsichtshalber durchquerten wir jenen Raum mit raschen Schritten, doch ich erinnere mich, dabei auf dem Tisch erneut die wunderschöne Apokalypse mit der mulier amicta sole und dem Drachen gesehen zu haben. Schließlich gelangten wir in einen kleinen Raum, dessen Inschrift mit einem roten Y begann, und rekonstruierten die Abfolge der zuletzt durchschrittenen Räume. Ihre Initialen ergaben, rückwärts gelesen, das Wort YSPANIA , aber das letzte A war dasselbe, mit dem HIBERNIA endete – ein Zeichen, wie William meinte, dass es auch Räume gab, in denen Werke vermischten Charakters aufbewahrt wurden.
    In jedem Falle entdeckten wir in der Zone namens YSPANIA auffällig viele Codizes der Offenbarung Johannis, alle von erlesener Machart, die William als spanische Buchkunst erkannte. Uns

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