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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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rasende Freude, hallelujatischer Jubel, durch ein Wunder aus Klang zu Bild geworden!
    Körper und Glieder beseelt vom Geist, erleuchtet von der Offenbarung, Gesichter verzückt vor Staunen, Blicke verdreht vor Begeisterung, Wangen gerötet von Liebe, Pupillen geweitet von Glück, der eine getroffen von freudiger Überraschung, der andere von überraschender Freude, der eine entrückt in Bewunderung, der andere verjüngt durch die Lust – so sah ich die Greise singen, singen ein neues Lied, mit dem Ausdruck ihrer Gesichter, mit dem Faltenwurf ihrer Mäntel, mit der Beugung und Anspannung ihrer Glieder, Lippen halb offen in einem Lächeln ewigen Lobens. Und zu Füßen der Greise und gewölbt über ihnen und über dem Sitzenden und den vier Tieren, angeordnet in symmetrischen Reihen und Bändern, kaum auseinanderzuhalten, so fein hatte die Weisheit der Kunst sie verflochten, gleichförmig in der Vielfalt und vielförmig in der Gleichheit, einig in der Verschiedenheit und verschieden in der Einigkeit, herrlich übereinstimmend in ihren Teilen, wunderbar abgestimmt in ihren Farben, Wunder der Harmonie und des Einklangs unterschiedlicher Stimmen, Eintracht nach Art von Harfensaiten, einstimmende und fortwährend aufs Neue sich verbündende Vermählung und Verschwägerung kraft einer tiefen und inneren Fähigkeit, einhellig zusammenzuwirken im Wechselspiel auch und gerade der Zweideutigkeiten, Zierde und Sammlung bald irreduzibler, bald reduzierter Formen, Werk einer liebevollen Zusammenfügung, getragen von einer himmlischen wie zugleich irdischen Regel (Band und fester Verbund von Frieden, Liebe, Tugend, Herrschaft, Macht, Ordnung, Ursprung, Werden, Leben, Licht, Glanz, Gattung und Gestalt), mannigfaltige Gleichheit, widerscheinend im Aufschein der Formen über den wohlproportionierten Teilen der Materie – so sah ich einander sich verflechten Blumen und Blätter und Ranken und Dolden sämtlicher Pflanzen, mit denen die Gärten der Erde und des Himmels sich schmücken, Veilchen, Ginster, Lilien, Liguster, Kolokasien, Narzissen, Thymian, Akanthus, Myrrhen und Balsam.
    Doch während meine Seele, ergriffen von diesem Konzert aus irdischen Schönheiten und majestätisch-übernatürlichen Zeichen, gerade in einen Jubelgesang ausbrechen wollte, fiel mein Blick, dem regelmäßigen Rhythmus der Blumenrosetten zu Füßen der Greise folgend, auf die verschlungenen Figuren am Mittelpfeiler des Portals. Was sah ich da, welche symbolische Botschaft überbrachten mir jene drei kreuzförmig mit- und übereinander verschränkten Löwenpaare, aufsteigend in Bögen, die Hinterbeine einer jeden Bestie auf den Boden gestemmt und die Vorderpranken auf den Rücken der nächsten, die Mähnen gesträubt zu schlangenartigen Zotteln, die Zähne gebleckt zu drohendem Fauchen, die Körper mit dem Pfeiler verbunden durch ein Gewirr und Geflecht von Ranken? Zur Beruhigung meiner Seele, wie um mir kundzutun, dass diese Löwen hier angebracht waren, um ihre diabolische Kraft zu meistern und umzuwandeln in symbolische Anspielung auf die höheren Dinge, zeigten sich rechts und links an den Seiten des Pfeilers je eine menschliche Gestalt, widernatürlich langgezogen fast über die ganze Höhe der Säule, und gegenüber, auf dem gemeißelten Torpfosten, wo die Türen aus Eichenholz verankert waren, in genauer Entsprechung zwei andere Gestalten. Vier also, vier Figuren von alten Männern, an deren Paraphernalien ich bei genauerem Hinsehen Petrus und Paulus, Jeremias und Jesajas erkannte, gewunden auch sie wie im Tanzschritt, die langen knochigen Hände mit ausgestreckten Fingern erhoben gleich Flügeln, und Flügeln gleich wehten die Bärte und Haare in einem prophetischen Wind, und die Falten der langen Gewänder wölbten sich über zuckenden und extrem in die Länge gezogenen Beinen – vier hohe und hehre Gestalten, den verschränkten Löwen entgegengesetzt, doch von gleichem Material wie sie. Und während ich, fasziniert und gebannt von dieser rätselhaften Polyphonie aus heiligen Gliedern und höllischen Muskeln, den Blick weitergleiten ließ, sah ich neben dem Portal und unter den tiefen Arkaden des Vorbaus, in Stein gemeißelt zwischen den schlanken Säulen, überwölbt von der reichen Vegetation ihrer Kapitelle und von dort sich weiter verzweigend zum waldartigen Gewölbe der vielfachen Bögen, andere Visionen, die mich erschauern ließen und die wohl an diesem Ort nur gerechtfertigt waren durch die moralische Lehre, die sie dem frommen Betrachter

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