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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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es versuchte.
    Die Menge bestand aus geschäftig umhereilenden Skiapoden, die vollbeladene Körbe auf den Köpfen trugen, aus Blemmyern, die fast immer in gesonderten Grüppchen gingen oder hinter Verkaufstischen standen und Kokosnüsse anboten, aus Panothiern, die ihre langen Ohren im Wind flattern ließen (bis auf die Frauen, die sie sich züchtig über den Busen legten und mit einer Hand davor zusammenhielten wie ein Halstuch), und anderen Leuten, die aus einem jener Bücher über die Wunder entsprungen schienen, an deren Miniaturen sich Baudolino einst ergötzt hatte, als er Inspiration für seine Briefe an Beatrix suchte.
    Da waren jene, die zweifellos Pygmäen sein mussten, Leute mit sehr dunkler Haut, einem Lendenschurz aus Stroh und jenem Bogen auf dem Rücken, mit dem sie, wie ihre Natur es wollte, in immerwährendem Krieg mit den Kranichen lagen – in welchem sie nicht wenige Siege errungen haben mussten, denn viele von ihnen boten den Passanten ihre Beute an, aufgehängt an einem langen Stock, den sie zu viert umhertrugen, je zwei vorn und zwei hinten. Da die Pygmäen kleiner als die Kraniche waren, schleiften die aufgehängten Vögel über den Boden, und deshalb waren sie am Hals aufgehängt worden, so dass die nachschleifenden Füße einen langen Strich im Staub hinterließen.
    Da waren die Ponkier, und voller Neugier, obwohl sie schon von ihnen gelesen hatten, betrachteten unsere Freunde diese Wesen mit geraden Beinen ohne Kniegelenke, die steif auf Pferdehufen daherstaksten. Am bemerkenswertesten an ihnen war aber, dass bei den männlichen Angehörigen dieser Rasse der Phallus an der Brust hing und bei den weiblichen die Vagina an der gleichen Stelle war, die man jedoch nicht sah, weil die Ponkierinnen sie mit einem hinten zusammengeknüpften Brusttuch verhüllten. Der Tradition zufolge weideten sie Ziegen mit sechs Hörnern, und tatsächlich boten sie einige von diesen Tieren auf dem Markt feil.
    »Genau wie es in den Büchern geschrieben stand!« murmelte Boron ganz verzückt. Dann sagte er laut, damit Ardzrouni es hörte: »Und in den Büchern stand auch geschrieben, dass die Leere nicht existiert. Wenn also die Ponkier existieren, dann existiert die Leere nicht.« Ardzrouni zuckte die Achseln und konzentrierte sich auf die Frage, ob es irgendwo eine Flüssigkeit zum Bleichen der Haut zu kaufen gab.
    Um die Unrast all dieser vielen Leute im Zaum zu halten, kamen von Zeit zu Zeit hochgewachsene kohlschwarze Männer vorbei, nackt bis zum Gürtel, bekleidet mit Pluderhosen und weißem Turban und bewaffnet mit riesigen knorrigen Keulen, die mit einem einzigen Schlag einen Ochsen niedergestreckt hätten. Da die Einwohner von Pndapetzim, als sie die Fremden durch die Stadt reiten sahen, sich an jeder Ecke zusammenscharten, um einander vor allem die Pferde zu zeigen, die sie offenkundig noch nie gesehen hatten, griffen die schwarzen Männer alle naselang ein, um für Ordnung zu sorgen, wobei es genügte, dass sie ihre Keulen schwangen, um sofort eine Leere ringsumher zu erzeugen.
    Baudolino war nicht entgangen, das es Gavagai gewesen war, der, als die Ansammlung dichter wurde, den schwarzen Männern ein Alarmzeichen gegeben hatte. Aus den Gebärden vieler Umstehender war zu ersehen, dass sie sich den illustren Gästen gern als Führer angedient hätten, aber Gavagai war entschlossen, dieses Amt für sich zu behalten, und stolzierte vor den Gästen einher, als wollte er sagen: »Finger weg, diese Leute sind mein persönliches Eigentum!«
    Was die schwarzen Männer betraf, so erklärte er Baudolino, sie seien die nubischen Wachen des Diakons, deren Vorfahren aus den Tiefen Afrikas stammten, aber sie seien längst keine Fremden mehr, denn seit ungezählten Generationen lebten sie in der Nähe von Pndapetzim und seien dem Diakon ergeben bis in den Tod.
    Schließlich sahen unsere Freunde, um einiges größer noch als sogar die Nubier und viele Spannen hoch über die Köpfe der anderen ragend, die Giganten, die außer gigantisch auch einäugig waren. Sie waren struppig und schlecht gekleidet, und – so Gavagai – sie beschäftigten sich entweder mit dem Bau von Wohnungen in den Felsen oder mit dem Hüten von Schafen und Rindern, und darin waren sie ausgezeichnet, denn sie konnten einen Stier an den Hörnern packen und zu Boden werfen, und wenn ein Hammel sich von der Herde entfernte, schnappten sie ihn am Fell und holten ihn an die Stelle zurück, von wo er ausgebüxt war.
    »Seid ihr auch mit denen

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