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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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frischen Schweinebraten vom Spieß, und mir fiel auf, dass man für die anderen Speisen nicht tierisches Fett noch Rapsöl genommen hatte, sondern das feine Olivenöl aus den Ländereien, die der Abtei in den sonnigen Tälern drunten auf der Südseite des Gebirges gehörten. Der Abt ließ uns von einem knusprigen Hähnchen kosten, das speziell für seinen Tisch zubereitet worden war, und ich bemerkte, dass er etwas sehr Seltenes besaß: eine kleine metallene Gabel, deren Form mich an Williams Lesegerät erinnerte. Zweifellos wollte er sich als Mann von nobler Herkunft nicht die Hände an den fettigen Speisen besudeln. Er bot uns sein Utensil sogar zur Benutzung an, zumindest um das Fleisch von der großen Platte zu nehmen und es auf unsere Teller zu legen. Ich lehnte dankend ab, doch William nahm es gern und bediente sich dieses vornehmen Instrumentes mit zwangloser Eleganz, als ob er dem Abt beweisen wollte, dass die Franziskaner keineswegs immer Leute von plumpen Manieren und niederer Herkunft sind.
    In meiner Begeisterung über all diese Speisen (nach mehreren Tagen der Wanderschaft, in denen wir uns ernährt hatten, so gut es eben ging) war meine Aufmerksamkeit für die fromme Lesung ein wenig schwächer geworden. Sie wurde aufs Neue geschärft durch ein heftig zustimmendes Grunzen des alten Jorge, das, wie ich gleich darauf merkte, einer Stelle aus der Regel des heiligen Benedikt galt. Einer Stelle, die den gestrengen Jorge zweifellos sehr befriedigen musste, wenn man bedenkt, was er am Nachmittag im Skriptorium gesagt hatte. Denn der Vorleser las gerade: »Lasset uns tun, was der Prophet verkündet: ›Ich sagte, behüten will ich meine Wege, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge. Ich stellte an meinen Mund eine Wache; stumm blieb ich, demütigte mich und schwieg sogar vom Guten.‹ Hier lehrt uns der Prophet, dass man dem Schweigen zuliebe bisweilen sogar der guten Rede entsagen soll. Um wieviel mehr muss man dann um der Sündenstrafe willen das böse Reden vermeiden!« Und weiter hieß es: »Leichtfertige Späße aber und albernes oder zum Lachen reizendes Geschwätz verdammen wir allezeit und überall, und keinem Jünger erlauben wir, zu derlei Reden den Mund zu öffnen.«
    »Jawohl, und das gilt auch für die Marginalien, von denen wir heute sprachen«, konnte sich Jorge nicht enthalten, leise zu kommentieren. »Wie Johann Chrysostomus sagte: Christus hat nie gelacht!«
    »Nichts in seiner menschlichen Natur untersagte es ihm«, warf William ein, »denn das Lachen ist, wie uns die Theologen lehren, dem Menschen eigentümlich.«
    » Forte potuit, sed non legitur eo usus fuisse«, sagte Jorge mit fester Stimme, ein Diktum von Petrus Cantor zitierend.
    » Manduca, iam coctum est«, murmelte William.
    »Was?« fragte Jorge verwirrt, offenbar in der Meinung, William spreche von einem Braten, den man essen solle, solange er knusprig ist.
    »Diese Worte sprach, wie Ambrosius berichtet, der heilige Lorenz auf dem Feuerrost, als er seine Henker aufforderte, ihn auf die andere Seite zu drehen, wie auch Prudentius in seinem Peristephanon zu berichten weiß«, sagte William mit der Miene eines Heiligen. »Sankt Lorenz war also durchaus imstande, zu lachen und Späße zu machen, sei’s auch nur, um seine Feinde zu demütigen...«
    »Was nur beweist, wie nah das Lachen dem Tod und dem Verderben des Körpers ist«, knurrte Jorge, und ich muss zugeben, dass er wie ein guter Logiker argumentierte.
    An diesem Punkt mahnte der Abt uns gütig zu schweigen. Als das Mahl beendet war, erhob er sich und stellte William den Mönchen vor. Er lobte seine Weisheit, hob seinen Scharfsinn hervor und erklärte den Versammelten, dass er ihn gebeten habe, den Tod des Adelmus zu untersuchen. Die Brüder seien mithin gehalten, seine Fragen getreulich zu beantworten und die ihnen Unterstellten in der ganzen Abtei anzuweisen, ein Gleiches zu tun. Auch sollten sie ihm die Untersuchung soweit wie möglich erleichtern – sofern er nicht etwas von ihnen verlange, was gegen die Ordnung des Klosters verstoße, in welchem Falle sie vorher seine, des Abtes, Erlaubnis einholen müssten.
    Als die Mahlzeit beendet war, standen die Mönche auf, um sich zur Komplet in den Chor zu begeben. Sie zogen ihre Kapuzen über und ordneten sich vor der Tür zu einer Reihe. Dann bewegten sie sich in langer Prozession hinaus und über den Friedhof durchs Nordportal in die Kirche.
    Wir gingen neben dem Abt. »Zu dieser Stunde, nicht wahr, wird das Aedificium

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