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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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des Abtes genießen und die grimmige Konversation mit Jorge.
     
    D as Refektorium erstrahlte im Schein großer Fackeln. Die Tische der Mönche waren zu einer langen Reihe geordnet, an deren oberem Ende, quer gestellt in Form eines T-Balkens und erhöht auf einem breiten Podest, der Tisch des Abtes stand. Am unteren Ende erhob sich ein Pult, an welches bereits der Mönch getreten war, der die Lesung während der Mahlzeit vornehmen sollte. Der Abt erwartete uns neben einem Wasserbecken mit einem weißen Tuch in der Hand, um uns die Hände zu trocknen nach der Waschung, wie es die uralte Regel des heiligen Pachomius gebot.
    Alsdann bat er William an seinen Tisch und gewährte auch mir dieses Privileg, jedenfalls für diesen ersten Abend, wie er sagte, da ich, wiewohl nur ein Benediktinernovize, gleichfalls ein neuer Gast der Abtei sei. An den folgenden Tagen, so gab er mir väterlich zu verstehen, könne ich dann ja zwischen den Mönchen Platz nehmen oder, wenn mein Meister mir eine besondere Aufgabe anvertraut habe, vor oder nach der gemeinsamen Mahlzeit in der Küche speisen, wo die Köche sich meiner annehmen würden.
    Die Mönche standen allesamt stumm hinter ihren Stühlen, das Haupt verhüllt in der Kapuze und die Hände gefaltet unter dem Skapulier. Der Abt trat an seinen Tisch und sprach das Benedicite, woraufhin der Cantor am Pult das Edent pauperes intonierte. Dann gab der Abt seinen Segen, und alle setzten sich.
    Die Regel unseres Ordensgründers sieht eine recht karge Speisung der Mönche vor, stellt es aber ins Ermessen des Abtes, ihnen mehr zu gewähren, wenn es ihn gutdünkt. Heutzutage wird freilich in unseren Abteien meistens recht ausgiebig den Genüssen des Gaumens gefrönt, und ich spreche hier nicht nur von jenen Klöstern, die sich leider in Schlemmerhöhlen verwandelt haben. Denn auch in denen, die sich weiterhin an den Kriterien der Gottesfurcht und der Buße orientieren, wird den Mönchen, die sich fast alle der schweren Arbeit des Geistes widmen, eher solide Nahrung geboten. Andererseits war der Tisch des Abtes seit jeher schon privilegiert, auch weil nicht selten Gäste dort sitzen, die man besonders ehren will, und die Klöster sind stolz auf die reichen Erzeugnisse ihrer Felder und Ställe sowie auf die Kunst ihrer Küchenmeister.
    Während des Essens schwiegen die Mönche, wie es die Regel gebot; wenn es erforderlich war, verständigten sie sich mit den üblichen Fingerzeichen. Die Novizen und jüngeren Mönche wurden zuerst bedient, sobald die für alle bestimmten Speisen den Tisch des Abtes passiert hatten.
    Am Tisch des Abtes saßen außer uns der Bibliothekar, der Cellerar und die beiden ältesten Mönche, Jorge von Burgos, der blinde Greis, den wir bereits im Skriptorium kennengelernt hatten, und der steinalte Alinardus von Grottaferrata, ein nahezu Hundertjähriger, zittrig und schwach auf den Beinen und, wie mir schien, geistig ein wenig abwesend. Er sei, so sagte der Abt uns leise, schon als Novize in dieser Abtei gewesen und habe sein ganzes Leben hier verbracht; er könne sich an Ereignisse aus mehr als achtzig Jahren erinnern. Der Abt sagte uns das halb flüsternd zu Beginn der Mahlzeit, danach hielt er sich im Wesentlichen an deGebrauch unseres Ordens und folgte der Lesung schweigend. Im Wesentlichen, denn, wie gesagt, am Tisch des Abtes nahm man sich schon mal die eine oder andere Freiheit heraus, und so kam es vor, dass wir die Speisen lobten, die uns dargereicht wurden, indes der Abt die Qualitäten seines Olivenöls rühmte oder auch seines in der Tat vorzüglichen Weines. Einmal sogar, als er uns nachschenkte, zitierte er jenes Kapitel der Regel des heiligen Benedikt, in welchem der Ordensgründer bemerkt, dass der Wein zwar gewiss nichts für Mönche sei, doch da man die Mönche in unseren Zeiten nicht davon überzeugen könne, sollten sie wenigstens nicht bis zur Sättigung trinken, denn der Wein bringe, wie schon der Ekklesiast hervorhob, sogar die Weisen zur Apostasie. Und man bedenke: Benedikt sagte »in unseren Zeiten« und bezog sich damit auf die seinen, die heute weit zurückliegen. Wie anders waren bereits die Zeiten, da wir in jener Abtei am Tische des Abtes saßen, nach so viel Sittenverfall seit der Gründung des Ordens (und ich spreche hier gar nicht von unseren heutigen Zeiten, da ich dies niederschreibe, obwohl man in Melk vorwiegend Bier trinkt)! Kurzum, wir tranken. Zwar nicht im Übermaß, aber auch nicht ohne ein gewisses Wohlgefallen.
    Dazu aßen wir

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