Die historischen Romane
Verfilmungen, Ausgaben in Blindenschrift und Kurzfassungen für Reader's Digest , Gewährleistungsausschluss im Falle von Prozessen wegen Diffamierung, Recht des Autors, die redaktionellen Änderungen zu billigen, Zuständigkeit des Mailänder Gerichts im Falle von Streitigkeiten ... Der AEK sollte völlig erschöpft, das Auge umflort von Ruhmesträumen, zu den haarigen Klauseln gelangen, in denen stand, dass die Höchstauflage zehntausend betrage, ohne dass eine Mindestauflage erwähnt wurde, dass die zu zahlende Summe nicht an die Auflagenhöhe gebunden sei, von der nur mündlich die Rede war, und vor allem, dass der Verleger das Recht habe, nach Ablauf eines Jahres die unverkauften Exemplare einzustampfen, es sei denn, der Autor wolle sie zum halben Ladenpreis erwerben. Unterschrift.
Die Werbekampagne sollte gigantisch sein. Zehnseitige Presseerklärung mit Biographie und kritischer Würdigung. Keine Schamgrenze, in den Zeitungsredaktionen würde man das Zeug sowieso in den Papierkorb werfen. Effektiv gedruckt: tausend Exemplare in Rohbögen, davon nur dreihundertfünfzig aufgebunden. Zweihundert an den Autor, fünfzig an zweitrangige und genossenschaftliche Buchläden, fünfzig an Provinzzeitschriften, dreißig zur Sicherheit an die Zeitungen, für den Fall, dass sie sich zu einer Zeile in der Rubrik »Eingesandte Bücher« aufrafften. Die Exemplare würden sie Krankenhäusern oder Gefängnissen schenken – womit begreiflich wird, warum erstere nicht heilen und letztere nicht resozialisieren.
Im Sommer würde dann der Premio Petruzzellis della Gattina kommen, eine Kreation von Garamond. Gesamtkosten: Unterkunft und Verpflegung der Jury, zwei Tage, und eine Nike von Samothrake aus Vermeil. Glückwunschtelegramme von den Manuzio-Autoren.
Schließlich würde der Moment der Wahrheit kommen, anderthalb Jahre später. Garamond würde ihm schreiben: Lieber Freund, ich hatte es ja vorausgesehen, Sie sind fünfzig Jahre zu früh erschienen. Rezensionen in Hülle und Fülle, Preise und Zustimmung der Kritik, ça va sans dire . Aber verkaufte Exemplare nur wenige, das Publikum ist noch nicht soweit. Wir sehen uns gezwungen, das Lager zu räumen, wie vorgesehen in unserem Vertrag (Kopie anbei). Entweder geht der Rest in den Reißwolf, oder Sie kaufen ihn zum halben Ladenpreis, wie es Ihr gutes Recht ist.
De Gubernatis ringt verzweifelt die Hände, seine Familie tröstet ihn: die Leute verstehen dich nicht, natürlich, wenn du einer von ihnen wärst, wenn du sie geschmiert hättest, ja, dann hätten sie dich jetzt auch im Corriere rezensiert, ist doch alles nur eine einzige Mafia, du musst standhaft bleiben. Von den Freiexemplaren sind bloß noch fünf übrig, es gibt noch viele wichtige Persönlichkeiten, die bedacht werden müssen, du kannst nicht zulassen, dass dein Werk in den Reißwolf wandert, um zu Klopapier verarbeitet zu werden, sehen wir mal, was wir zusammenkratzen können, es ist gut ausgegebenes Geld, man lebt nur einmal, wir könnten doch, sagen wir, fünfhundert Exemplare kaufen, und für den Rest, sic transit gloria mundi.
Bei Manuzio liegen noch 650 Exemplare in Rohbögen, Signor Garamond lässt 500 aufbinden und schickt sie dem Autor per Nachnahme. Bilanz: der Autor hat großzügig die Produktionskosten für 2000 Exemplare bezahlt, der Verlag hat 1000 gedruckt und davon 850 aufgebunden, von denen der Autor 500 noch ein zweites Mal bezahlt hat. Fünfzig Autoren pro Jahr, und die Firma schließt immer mit gutem Gewinn.
Und ohne Gewissensbisse: sie verbreitet Glück.
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Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt.
Shakespeare, Julius Caesar , II, 2
Ich hatte stets einen Gegensatz empfunden zwischen der Hingabe, mit der sich Belbo um seine respektablen Autoren bei Garamond kümmerte, immer bestrebt, aus ihren Texten Bücher zu machen, auf die er stolz sein konnte, und dem Piratentum, mit dem er nicht nur half, die eitlen Tröpfe bei Manuzio zu umgarnen, sondern mit dem er auch diejenigen, die ihm bei Garamond nicht präsentabel erschienen, in die Via Gualdi schickte – wie er's mit dem Oberst Ardenti versucht hatte.
Ich hatte mich oft gefragt, während ich mit ihm arbeitete, warum er diese Situation akzeptierte. Sicher nicht wegen des Geldes. Er verstand sein Metier gut genug, um eine besser bezahlte Arbeit zu finden.
Lange dachte ich, dass er es deshalb täte, weil er auf diese Weise seine Studien über die menschliche Torheit betreiben konnte, und zwar in einem exemplarischen
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