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Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers

Titel: Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zdral
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übel; denn sie ahnte wohl, dass die Ursachen für Adolfs Verhalten viel tiefer lagen und gänzlich außerhalb meiner Einflussmöglichkeit blieben.« 29 Adolfs Freund bleibt nicht verborgen, dass Klara Hitler wesentlich älter aussieht als auf ihrem Jugendfoto. Das ergraute Haar, »das still getragene Leid, das aus ihren Zügen sprach« und das »ernste Antlitz« zeigen deutliche Spuren von Mühsal und Frustration. »So oft ich vor ihr stand, empfand ich immer, ich weiß nicht wieso, Mitleid und hatte das Bedürfnis, ihr etwas Gutes zu tun«, fährt er fort.
    In Kubizek, der fast ein Jahr älter war als Adolf, fand die Witwe Klara Hitler einen Zuhörer, der Verständnis für ihre Probleme aufbrachte. Dennoch ist die Gesprächssituation ungewöhnlich: Eine Frau Mitte 40 beichtet ihre Sorgen einem Teenager – normalerweise ist es gerade anders herum. Und trotz der vielen Besuche war Kubizek für sie ein Fremder. Offenbar fehlten ihr Bezugspersonen aus der Verwandtschaft, mit denen sie offen über Familiendinge hätte reden können. »Die unbestimmten, für die Mutter nichtssagenden Äußerungen, die Adolf über seine Zukunft als Künstler machte, konnten diese begreiflicherweise nicht befriedigen. Die Sorge um das Wohl des einzigen am Leben gebliebenen Sohnes verdüsterte immer mehr ihr Gemüt«, so Kubizek. »Unser guter Vater hat im Grabe keine Ruhe«, pflegte sie zu Adolf zu sagen, »weil du absolut nicht nach seinem Willen tust. Gehorsam ist die Grundlage für einen guten Sohn. Du aber hast keinen Gehorsam. Deshalb bist du auch in der Schule nicht weitergekommen und hast kein Glück im Leben.« 30 Den Klagen folgten jedoch keine Taten, die Mutter bezahlte das Faulenzerleben ihres Sohnes duldsam weiter und brachte nicht die Kraft auf, ihn zur Arbeit zu bewegen.
    Die Schwäche Klara Hitlers manifestiert sich im Winter 1906/07 auch äußerlich. Sie klagt über Schmerzen, wirkt blass und kränklich, geht in die Sprechstunde ihres jüdischen Hausarztes Dr. Eduard Bloch. Die Diagnose des Arztes lautet: bösartige Geschwulst im kleinen Brustmuskel – vulgo Brustkrebs. Bereits vier Tage später, am 18. Januar 1907, wird Klara im Linzer Krankenhaus eine Stunde lang operiert und der Tumor entfernt. Sie muss 20 Tage im Krankenhaus das Bett hüten, sodass die Behandlung die Haushaltskasse insgesamt mit 100 Kronen belastet – Krankenversicherungen gibt es noch nicht. Bloch eröffnet dem 17-jährigen Adolf und seiner elfjährigen Schwester Paula, dass ihre Mutter trotz des Eingriffes schwer krank ist, das fortgeschrittene Stadium des Brustkrebses lässt nur auf geringe Überlebenschancen hoffen.
    Klara Hitler zeigt sich das erste Mal sichtlich angeschlagen. Das Gehen und Treppensteigen fällt ihr schwer. So beschließt sie im Mai, die Wohnung im dritten Stock in Linz aufzugeben und nach Urfahr umzuziehen, einem Ort auf der anderen Seite der Donau. Die Familie wohnt zuerst in der Hauptstraße 46, wechselt aber nach 14 Tagen wieder und nimmt eine Wohnung in der Blütengasse 9. Das Domizil liegt im ersten Stock und verfügt über drei Zimmer. »Mein Haupteindruck von der einfach möblierten Wohnung war ihre Sauberkeit. Es glänzte: kein Stäubchen auf Stühlen oder Tischen, kein einziger Schmutzfleck auf dem gescheuerten Boden, keine Schmierspur an den Fensterscheiben. Frau Hitler war eine hervorragende Hausfrau«, berichtet Dr. Bloch. 31 Er untersucht sie nochmals Anfang Juni. Trotz der angeschlagenen Gesundheit verbeißt sich die Frau in ihre Arbeit und versucht, auch weiterhin ihre Rolle als Mutter voll auszufüllen.
    Obwohl sie sicher Hilfe braucht, kann sie nur auf ihre Schwester, die Hanni-Tante, zählen. Auf ihren fast erwachsenen Sohn Adolf dagegen kann sie nicht bauen. Der bringt die Mutter dazu, ihn nochmals nach Wien reisen zu lassen, diesmal, um an der Akademie für Bildende Künste in Wien ein Kunststudium zu beginnen. Obwohl der Sohn um den schlechten Gesundheitszustand seiner Mutter weiß, reist er Anfang September 1907 nach Wien, im Koffer einen Packen seiner Zeichnungen und Gemälde. In der Stumpergasse 31 in Wien nimmt sich der 18-Jährige ein Zimmer zur Untermiete.
    Vor dem Studium ist die Hürde der Aufnahmeprüfung zu bewältigen. Adolf Hitler ist einer von 112 Aspiranten auf einen Studienplatz, seine Arbeitsproben reichen aus, ihn wie 33 andere zur zweiten Auswahlrunde, dem Probezeichnen, vorzulassen. Die Prüfung findet am 1. und 2. Oktober 1907 statt. Die Kandidaten müssen verschiedene

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