Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers
Adolf, beschwert sich vordergründig über das unmögliche Verhalten Eva Brauns auf dem Parteitag und fordert Konsequenzen von ihrem Bruder. Doch der reagiert anders als erwartet. Statt Eva Braun den Laufpass zu geben, macht er seiner Schwester Vorwürfe, wie sie es wagen könne, sich in sein Privatleben einzumischen. Es kommt zum Streit zwischen den Geschwistern. Ultimativ fordert Adolf Hitler seine Schwester auf, sofort den Obersalzberg zu verlassen. Sekretärin Schroeder meint später: »Auch wenn Hitler gar nichts an Eva Braun gefunden hätte, so wäre doch die Bevormundung durch seine Schwester für ihn Grund genug gewesen, an ihr festzuhalten.«
Angela hat den Kampf um die alleinige Gunst ihres Bruders gegen ihre Intimfeindin Eva Braun verloren. Sie reist noch im September 1935 aus Berchtesgaden ab. Angela fährt nach all der Aufregung zur Kur nach Bad Nauheim. Dort lernt sie Professor Martin Hammitzsch kennen, den Direktor der Dresdener Staatsbauschule. Der Architekt hat sich als Konstrukteur der Dresdner Tabakmoschee Yenidze, einer Fabrik im orientalischen Stil, einen Namen gemacht. Ob es plötzlich auflodernde Liebe ist oder bloß Trotzreaktion gegenüber dem anderen Mann in ihrem Leben, Bruder Adolf – jedenfalls beschließen Angela und ihr neuer Bekannter, schnellstens zu heiraten, obwohl Hammitzschs Frau Marie erst im Januar des gleichen Jahres verstorben ist. Die Schmach wegen der Abfuhr Adolfs nagt an Angela, wie Joseph Goebbels im November 1935 notiert: »Frau Raubal zum Kaffee. Sie erzählte mir ihr ganzes Leid. Sie ist zu bedauern. Es wäre schon gut, wenn der Führer sich ihrer wieder annähme. Hart genug gestraft. Sie will wieder heiraten und ist ganz glücklich. Ich gönne es ihr aus ganzem Herzen. Sie ist so gut und lieb zu uns allen.« 119
Adolf Hitler denkt gar nicht daran, seiner Schwester gleich zu verzeihen – im Gegenteil. Wie tief sein Groll gegenüber Angela sitzt, zeigt sich Weihnachten 1935: Er streicht seine Schwester von der umfangreichen alljährlichen Geschenkeliste. Sie, sonst immer bedacht, erhält diesmal im Gegensatz zu den zahlreichen Bekannten, Gehilfen, Mitstreitern, Sekretärinnen, Zimmermädchen und anderen Personen aus seinem Umfeld, gar nichts. Auch als Angela und Martin Hammitzsch am 20. Januar 1936 heiraten, taucht Adolf Hitler nicht bei den Feierlichkeiten auf, nach offizieller Verlautbarung ist er »zu beschäftigt« – ein weiterer Stich in die Seele Angela Raubals, verheiratete Hammitzsch.
Mit ihrem am 22. Mai 1878 in Plauen geborenen Mann zieht sie nach Radebeul in die Weinbergstraße 44 ins »Haus an der Sonne«. Im Jahr 1937 verkauft das Paar die Immobilie an die Deutsche Arbeitsfront und wechselt in die Comeliusstraße 61 in Dresden. Das ist die richtige Wohngegend für die Eheleute: Prominenter Nachbar ist Martin Mutschmann, Sachsens mächtiger Gauleiter. Ihren Bruder sieht Angela fortan nurmehr selten, meist einmal im Jahr bei offiziellen Feiern, bei denen sie mit einer Rolle im Hintergrund vorlieb nehmen muss, eine anonyme Person in der Masse der anderen Staatsgäste. Adolf und Angela versöhnen sich zwar, Weihnachten 1936 erhält sie 3 000 Mark in bar und wenn Eva nicht da ist, kommt sie gelegentlich wieder zu Besuch auf den Obersalzberg. Aber das Verhältnis bleibt erkaltet. Die engere Vertrautheit vergangener Tage ist vorbei, Hitler hält seine Schwester fortan auf Distanz. Nur finanziell lässt Adolf Hitler sie und die anderen Mitglieder der Familie nicht ganz fallen.
Im August 1938 schickt er Angela anlässlich des Todes von Theresia Schmidt, Adolfs Tante, zu den Waldviertler Verwandten. Eduard Schmidt berichtet von dem Treffen: »Angela Hitler führte mit sich einen von dem Geld von Adolf Hitler gekauften Kranz und legte diesen im Namen Hitlers auf das Grab meiner Mutter. Danach kehrte sie zum Haus von Anton Schmidt zurück, wo nach dem Begräbnis außer diesem sich folgende Personen versammelt hatten: Ich, mein Bruder Johann Schmidt, meine Schwester Maria Koppensteiner und ihr Mann Ignaz Koppensteiner. Angela Hitler erzählte uns, dass Adolf Hitler, nachdem er vom Tode seiner Tante erfahren hatte, ihr, Angela Hitler, Geld gegeben habe, damit sie ins Dorf Spital fahre, alle Ausgaben bezahle, die im Zusammenhang mit der Beerdigung entstanden seien und einen Kranz in seinem Namen kaufe. Die restliche Summe sollte auf Anweisung von Adolf Hitler als Unterstützung an uns, die Verwandten von Hitler, bezahlt werden … Angela Hitler zahlte mir 1 500
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