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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Schatten der Häuser. Corbett schaute nach oben und fluchte. Er hatte die Orientierung verloren. Dann sah erden Anfang der Gasse. Ein Bettler kauerte dort mit verhülltem Gesicht und ausgestreckten Händen. Corbett stieß ihn beiseite und rannte auf die Tür der Schenke zu, über der an einer Stange ein in der schwachen Brise schaukelndes Schild hing. Ranulf befahl er, die Gasse entlangzulaufen und den Hinterausgang zu bewachen. Dann trat er in einen schmalen dunklen Flur. Niemand dort hatte auch nur den leisesten Schimmer, was draußen vorging. Die Gesellschaft bestand aus Schankkellnern, Küchenjungen und Mägden. Corbett rief ihnen zu, beiseite zu treten, und rannte eine schmale Holztreppe hinauf. Er war inzwischen schweißgebadet und schloß seine Hand jetzt fester um sein Schwert. Er fragte sich verzweifelt, was er tun sollte, wenn er dem Angreifer gegenüberstand. Er versuchte sich an die Lage des Fensters zu erinnern.
    »Ganz oben«, murmelte er und stieg vorsichtig die nächsten Stufen hinauf. Er befand sich auf halber Höhe, da sah er unter einer Tür in einer Nische auf dem folgenden Treppenabsatz Rauch hervorquellen. Er drehte sich um.
    »Maltote!« schrie er »Lauf nach unten! Sag dem Wirt, das Haus brennt!«
    Corbett hielt sich die Nase zu und rüttelte an der Tür zur Bodenkammer. Er machte einen Schritt zurück und öffnete sie mit einem Fußtritt. Rauch schlug ihm entgegen, der meiste verschwand jedoch durch das offene Fenster. Unter dem Fensterbrett stand ein Stuhl mit einer Armbrust und einigen Bolzen. Auf dem Fußboden daneben lag die verkohlte Leiche eines Mannes, die noch an einigen Stellen brannte. Eine Weile stand Corbett wie erstarrt. Die unheimlichen bläulichen und gelblichen Flammen, die über dem geschwärzten Toten züngelten, erfüllten ihn mit Grauen.
    »Gott steh uns bei!« murmelte Maltote, der hinter Corbett das Zimmer betreten hatte. »Herr, was ist das für ein Feuer?« Hustend und spuckend wand sich Corbett ab. Er zerrte einen schweren, schon etwas zerschlissenen Vorhang von der Vorhangschiene hinter der Tür, gab Maltote ein Zeichen, mit anzufassen, und warf ihn über den brennenden Leichnam. Die Flammen waren schnell erstickt. Der Wirt und sein Gesinde eilten mit Wassereimern herbei. Sie schütteten Wasser über die Decke und über den Fußboden. Die Flammen hatten weder Wände noch Dielen erfaßt. Diese waren allerdings an einigen Stellen etwas geschwärzt. Schließlich war auch der letzte Brandherd gelöscht. An das Feuer erinnerte nur noch der fürchterliche Gestank, die geschwärzten Stellen auf dem Fußboden und ein Zischen, als Wasser durch den Vorhang über die Leiche sickerte.
    »Räum das Zimmer, Maltote«, befahl Corbett. »Schaff sie alle raus!«
    Der Wirt, ein kahlköpfiger Patron mit einem Bierbauch, meuterte. Da stürzte Ranulf in die Dachkammer.
    »Ich habe niemanden gesehen!« keuchte er. »Überhaupt niemanden! Was ist hier los?«
    »Ihr, Sir«, Corbett wandte sich an den Schankwirt, »Ihr wartet unten auf mich.«
    Maltote und Ranulf schoben die anderen aus der Kammer. Corbett zog den schweren Vorhang zurück. Der fürchterliche Gestank verschlug ihm den Atem. Maltote wandte sich ab und übergab sich auf einen Strohhaufen in der Ecke. Ranulf kniete sich ungerührt neben die sterblichen Reste.
    »Wie ist das passiert?« fragte er und deutete auf die Armbrust und die Bolzen auf dem Hocker.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Corbett. »Hier haben wir einen Mann, lebenslustig und bösartig. Er nimmt seine Armbrust, schießt zweimal, versucht den König zu ermorden und ist Minuten später eine qualmende Leiche. Ein seltsames Feuer hat ihn zu Asche werden lassen, sich jedoch nicht auf Wände oder Dielen ausgebreitet.«
    »Früher oder später wäre das doch geschehen«, meinte Ranulf. »Irgendwann hätte das Holz angefangen zu schwelen und dann zu brennen. Wir sind dem nur zuvorgekommen. Aber was anderes: Wer ist er, und wie ist er gestorben?«
    Corbett zwang sich, die Leiche zu untersuchen. Das Gesicht und der Oberkörper waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Augen hatten sich verflüssigt. Haare, sowohl auf dem Kopf als auch der Bart, waren zu Asche geworden. Corbett schluckte. »Seht mal.« Er zog den Vorhang weiter nach unten. »Die obere Hälfte des Körpers ist fürchterlich verbrannt.« Er deutete auf die Strümpfe und Stiefel des Mannes. »Das hier ist aber nur angesengt.«
    Corbett stand auf und ging zum Bett. Eine zerschlissene Satteltasche aus

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