Die Hitze der Hölle
ermorden.«
»Es gibt Angehörige unseres Ordens«, ergriff Legrave das Wort, »die behaupten, daß die mangelnde Unterstützung der westlichen Prinzen der Christenheit die Stadt Akka gekostet habe. Der Templerorden hat viele ausgezeichnete Ritter in Akka verloren, ganz zu schweigen von den Schätzen und dem Stützpunkt im Heiligen Land. Wenn man Akka gehalten hätte...« Legrave runzelte die Stirn. »Wenn Edward von England mehr unternommen hätte«, fuhr er fort, »vielleicht hätte sich die Tragödie dann verhindern lassen.«
»Aber das ist doch alles schon zwölf Jahre her!« rief Corbett.
»Einige Wunden eitern«, sagte Baddlesmere verärgert, »andere heilen schnell. Murston war einer von denen, die sich verraten fühlten.«
»Also gibt es noch andere?« wollte Corbett wissen. »Er handelte nicht alleine.«
»Könnt Ihr das beweisen?« rief Symmes.
»Ich vermag nicht zu glauben, daß alle potentiellen Mörder einfach so verbrennen, auch dann nicht, wenn es sich bei dem vorgesehenen Opfer um ein gekröntes Haupt handelt.«
»Aber Ihr habt dafür keinen Beweis«, meinte Legrave.
»Nein, das habe ich nicht. Ich habe aber den Beweis, daß ich, als ich heute morgen durch York ritt, ebenfalls die Warnung des Meuchelmörders erhielt. Man drückte mir eine Nachricht in die Hand. Jemand hatte sie auf ein Stück Pergament gekritzelt und dann einen Jungen dafür bezahlt, sie mir zu geben. Wenig später verfehlte der Bolzen einer Armbrust nur knapp meinen Kopf. Das habe ich mir nicht eingebildet; mehr Beweise brauche ich nicht.« Corbett hob die Hand, an der er den Ring des Königs trug.
»Ich sehe«, sagte de Molay leise. »Ihr handelt in dieser Angelegenheit für den König?«
»Ja. Wir sollten also zur Sache kommen«, erwiderte Corbett. »Vor einigen Tagen ereignete sich an der Landstraße nach York, nicht weit von Botham Bar, ein abscheulicher Mord. Ein Mann wurde in der Mitte durchgehauen und sein Oberkörper dann von einem fürchterlichen Feuer verbrannt. Nur ein geübter Ritter mit einem Zweihänder ist zu einer so schrecklichen Tat fähig.« Er schaute de Molay an. »Ihr seid alle jetzt erst aus Frankreich gekommen, Großmeister?«
De Molay nickte und strich sich mit den Fingern durch seinen Bart.
»Das Großkapitel hatte sich dort versammelt«, erklärte Branquier.
»Ja, und kurze Zeit später«, entgegnete Corbett, »versuchte ein Sergeant der Templer Philipp von Frankreich zu ermorden.«
»Gerüchte«, höhnte Branquier. »Gibt es noch mehr Gerüchte, Bevollmächtigter?«
»Ihr werdet die Wahrheit eher erfahren, als Euch lieb ist«, antwortete Corbett. »Wir haben Nachricht aus Frankreich. Dieser Sergeant ist gefangengenommen und der Inquisition übergeben worden. Er gestand, daß sich einige hochrangige Ritter Eures Ordens mit Schwarzer Magie befassen und einen geheimen Krieg gegen Gottes gesalbte Prinzen führen.«
Corbetts Worte hatten einen allgemeinen Aufruhr zur Folge. Legrave und Symmes sprangen auf. Symmes streichelte jedoch weiterhin sein Schoßwiesel, und das so zärtlich, daß sich Corbett fragte, ob die beiden wohl miteinander verwandt seien. Er wies diesen Gedanken aber sogleich als unfair von sich.
Richard Branquier verbarg das Gesicht in den Händen, schaute Corbett durch die Finger jedoch mit einem solchen Haß an, daß er sich wünschte, er hätte Ranulf und Maltote mitgenommen. Der alte Baddlesmere schüttelte nur den Kopf. Erst als de Molay mit seinem hohen Absatz donnernd auftrat und »Ruhe!« brüllte, setzten sich alle Ritter wieder hin.
»Wir haben von diesem Angriff gehört«, sagte er. »Früher oder später wird uns der Temple in Paris mitteilen, was an dieser Geschichte eigentlich dran ist, obwohl der Gesandte von Edward von England natürlich nie Lügen verbreiten würde. Was wißt Ihr noch, Sir Hugh?«
»Der französische Templer gestand auch, daß die Gruppe von einem hochrangigen Offizier angeführt wird, der sich Sagittarius oder Bogenschütze nennt.« Corbett wandte sich zur Seite und deutete auf de Molay. »Ihr, Sire, wißt, daß da etwas im argen liegt. Das steht Euch ins Gesicht geschrieben. Deswegen patrouillieren Eure Soldaten hier auf dem Anwesen, und deswegen stehen auch schwerbewaffnete Wachen draußen auf dem Gang. Wovor habt Ihr Angst?«
»Nichts als Aberglauben«, erwiderte de Molay. Er zuckte mit den Schultern. »Einige Templer sind über das, was in Akka und sonstwo passiert ist, vollkommen verbittert. Das erinnert an die englischen Barone, die
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