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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Gedanken immer noch in der Bibliothek. Odos Erinnerung hatte an etwas gerührt. Corbett konnte nur hoffen, daß ihm das gute Gedächtnis des alten Mannes einen Schlüssel zu all diesen Geheimnissen liefern würde. Sie ritten im Schatten der aufragenden Bäume weiter. Schließlich zügelte Claverley sein Pferd.
    »Wir müssen die Landstraße hier verlassen.« Der Vertreter des Sheriffs deutete auf einen schmalen, aber offensichtlich stark frequentierten Pfad, der am Waldrand entlangführte. »Der Rest des Leichnams wurde weiter drinnen im Wald gefunden.«
    »In was für einem Zustand war er?« fragte Ranulf.
    »Irgendein Tier hatte ihn ausgegraben. Er war halb verwest von Jagdhunden aufgestöbert und umhergeschleift worden. Man hat ihn in einen Ledersack gepackt, ein Wildhüter hat ihn in die Stadt gebracht, damit er ein Armenbegräbnis erhalten kann. Kommt, ich zeige Euch den Fundplatz.«
    Sie verließen die Landstraße und begaben sich in den Wald. Das Sonnenlicht wurde schwächer, als sich der Pfad zwischen Steineichen, Ulmen, Lärchen, Schwarzpappeln, Ahorn, Buchen und Blutbuchen dahinschlängelte. Der Himmel war nicht mehr zu sehen, die Sonnenstrahlen konnten den dichten Baldachin der Blätter und ineinandergreifenden Äste nicht durchdringen. Die Pferde wurden unruhig, wenn es im Farn raschelte oder ein Vogel unvermittelt zu singen begann. Ihr Weg führte über vereinzelte Lichtungen. Hier war das Gras saftig grün, und Wiesenblumen erfüllten die Luft mit ihrem starken Duft. Dann ging es wieder zurück in das grüne Dunkel, das seltsam an eine Kathedrale erinnerte, deren Wände aus Bäumen bestanden und deren Decke aus Blättern. Ferner Vogelgesang erinnerte an Choräle. Ranulf, den selten Angst befiel, beendete seinen humorvollen Wortwechsel mit Claverley und sah sich nervös um. Corbett ritt an die Spitze und lauschte angestrengt. Jedes Rascheln, jeder abbrechende Ast konnte Gefahr bedeuten. Gelegentlich warf sein Pferd den Kopf zurück und schnaubte wütend. Corbett faßte die Zügel fester, tätschelte seinen Hals und sprach beruhigend auf das Tier ein.
    »Ich war natürlich schon einmal hier«, erklärte Claverley. Seine Stimme schien unter den Bäumen zu dröhnen. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    Nun übernahm er die Führung, und sie gelangten zu einer kleinen Lichtung. Claverley deutete auf einen Felsen in der Mitte, vor dem eine Grube ausgehoben war. Corbett ritt langsam weiter und betrachtete sorgfältig die Stelle, an der die übel zugerichtete untere Hälfte des geheimnisvollen Toten begraben gewesen war. In den Felsen oberhalb der Grube war etwas nachlässig ein Kreuz gehauen.
    »Gibt es hier irgendeine Siedlung? Ein Dorf oder einen Weiler?« Claverley zuckte mit den Schultern und strich sich über sein kurzgeschnittenes Haar. »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Hinter uns war nichts«, meinte Corbett. »Rechts und links ist auch keine Spur von Besiedlung. Wir sollten also unserem Pfad weiter folgen.«
    Sie ritten tiefer in den Wald hinein. Corbett schloß die Augen und betete darum, daß ihnen der Angreifer aus Framlingham nicht gefolgt war. Plötzlich brachte er sein Pferd zum Stehen. Es wieherte, da ihnen der beißende Qualm eines Feuers entgegenwehte.
    »Da ist etwas vor uns«, schrie Corbett über die Schulter. »Vermutlich ein Wildhüter«, entgegnete Claverley, »oder ein Holzfäller.«
    Nach einer Weile gelangten sie auf eine Lichtung. An ihrem Ende lag vor den Bäumen eine geräumige, strohgedeckte Hütte mit riesigem Dachstuhl. Sie wurde von Schuppen und Stallungen aus Holz flankiert und von aufgeschichteten Baumstämmen, um die herum magere Hühner in der Erde pickten. Eine Schar Gänse, aufgestört durch ihre Ankunft, floh kreischend zum Haus. Die Tür wurde geöffnet, und eine Promenadenmischung kam laut kläffend auf sie zu. Hinter ihr rannten zwei Kinder in zerlumpten Kleidern mit rußgeschwärzten Gesichtem und Händen und fettigen verfilzten Haaren. Sie zeigten keine Furcht, sondern starrten die unerwarteten Besucher unverwandt an. Sie plapperten in einem Dialekt, den Corbett nicht verstand.
    »Was wollt Ihr?«
    Ein Mann war in der Tür aufgetaucht. Er trug einen dunkelbraunen Umhang, der von einem Seil über seinem runden Bauch zusammengehalten wurde. Seine dunkelbraunen Beinkleider steckten in schwarzen, ausgetretenen Stiefeln. Eine Frau blickte unruhig über seine Schulter zu Corbett und seine Gefährten. Der Bevollmächtigte hob die Hand zum Zeichen des Friedens. Der Mann lehnte

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