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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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dem Weg zu irgendeinem Dorf oder Markt, um dort seinen Schnickschnack zu verkaufen. Jeder andere wäre eilig vorbeigeritten oder sogar umgekehrt. Wulfstan war jedoch Händler, ein Mann, der das Reisen und das Geschichtenerzählen liebte. Er hielt vermutlich dort an, wo Maltote auf uns wartet, und rief dem anderen etwas zu. Der Mörder dreht sich um, wird erkannt. Sein Pferd steht ganz in der Nähe. Er eilt dorthin, holt seinen Zweihänder, der am Sattelknauf hängt, und läuft auf Wulfstan zu. Der Reliquienverkäufer erschrak vermutlich und war vor Angst wie gelähmt. Er hob seine Arme vor das Gesicht, als sein Mörder das schreckliche Schwert schwang und seinen Körper mit einem fürchterlichen Hieb entzweischlug.«
    »Und das Pferd ging durch?« fragte Ranulf.
    »Ja. Der starke Blutgeruch läßt den Klepper fliehen. Der Mörder zündet anschließend die obere Hälfte der Leiche an. Indem er das tut, verhindert er nicht nur die Identifizierung des Toten, sondern befriedigt auch seine eigene abwegige Neugier. Endlich weiß er, was das seltsame Feuer am menschlichen Körper bewirkt.«
    »Und da Wulfstan Hausierer war und nicht aus dieser Gegend stammte«, schlußfolgerte Claverley, »wurde er auch von niemandem vermißt.«
    »Herr«, Ranulf deutete auf die Brandflecken auf der Erde. »Wie vermag ein Mensch das Feuer zu kontrollieren? Wir haben Zunder, der gerade im Freien nur schlecht funktioniert. Man kann aber auch erst ein Feuer anzünden und von dort einen brennenden Ast oder ein Stück Holzkohle mitnehmen. Dieser Mörder scheint jedoch in der Lage zu sein, Feuer aus Luft zu erzeugen.« Ranulf schaute in das grüne Dunkel der Bäume. »Ist das nicht Magie? Der Gebrauch Schwarzer Kunst?«
    »Nein«, antwortete Corbett. »Ich könnte den Teufel anrufen, aber ob er kommt, ist eine ganz andere Frage. Der Mörder will, daß wir glauben, daß er über magische Kräfte verfügt. Das ist der Schlüssel zu aller Zauberei.«
    »Und dieser geheimnisvolle Reiter?« fragte Claverley. »Er könnte doch der Mörder sein. Er hatte ebenfalls einen Zweihänder.« Corbett bohrte die Fußspitze in die angesengte Erde. »Mag sein. Aber wir müssen jetzt gehen, Claverley, andere ebenso dringliche Angelegenheiten warten auf uns.«
    Sie stiegen wieder auf ihre Pferde und ritten die Landstraße nach Botham Bar weiter. Als sie sich York näherten, belebte sich die Straße. Händler und Hausierer kamen mit Bündeln und Packen auf dem Rücken aus der Stadt. Die Bettelbrüder des Franziskanerordens schleiften in staubigen Kutten ein müdes Maultier hinter sich her. Ein Bettler schob einen Karren, in dem ein alter Mann ohne Beine lag: Beide wirkten nach einem Tag, den sie mit Betteln zugebracht hatten, recht zufrieden. Sie waren total betrunken, und der Karren schwankte bedenklich auf der Straße hin und her, während sie dreckige Lieder sangen. Bauern hockten auf ihren leeren Karren. Sie hatten ihre Erzeugnisse verkauft. Eine Frau und zwei Kinder gingen müde die Straße entlang. Sie führten eine Kuh an einem Strick. Ein königlicher Kurier galoppierte vorbei, den weißen Stab, das Zeichen seines Amtes, in den Gürtel gesteckt. Der Soldat hinter ihm trug die prächtige Livree des königlichen Gerichtes. Alle traten beiseite, um die beiden durchzulassen. Wenig später mußten sie erneut ausweichen. Ein Soldat des Templerordens galoppierte auf einem Pferd mit Schaum vor dem Maul, die Straße entlang.
    »Ich dachte, alle Templer stünden in Framlingham unter Hausarrest?« sagte Claverley.
    »Es handelt sich wahrscheinlich um einen Boten«, entgegnete Corbett. »Ich frage mich, was da so dringend ist.«
    Sie ritten eilig weiter. Botham Bar kam in Sicht. Die großen Fallgitter hingen wie scharfe Zähne über den Köpfen der Leute, die unter ihnen hindurchgingen. Auf dem Dach des Torhauses waren auf Pfosten die Köpfe von Missetätern aufgespießt, und auf beiden Seiten der Durchfahrt waren provisorische Galgen. An jedem schwang eine übel zugerichtete Leiche in der Nachmittagsbrise hin und her. Auf Schildern, die den Toten um den Hals hingen, waren deren Verbrechen verzeichnet.
    »Die Richter des Königs waren nicht faul«, meinte Claverley. »Sie haben gestern den ganzen Nachmittag im Gefängnis getagt.«
    »Wohin führt Ihr uns?« fragte Corbett.
    »Ihr sollt den Maler treffen.«
    »Wen?«
    »Den Windhund. Das ist mein Spitzname für den besten Fälscher von York.«
    Sie ritten durch Botham Bar hindurch, die Petersgate entlang, an den

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