Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Silbermünzen aus seiner Geldbörse. »Sagt mir die Wahrheit, und die hier gehören Euch. Was Ihr getan habt, wird keine Folgen haben.«
    Osbert leckte sich die Lippen und dachte nach. Da ergriff seine Frau die Initiative. Sie ging ans andere Ende der Hütte, erklomm die Leiter zum Boden und kam mit einem Paar mitgenommener Satteltaschen über dem Arm wieder zurück. Diese warf sie Corbett vor die Füße.
    »Da war auch etwas Geld drin«, sagte Osbert mürrisch. »Das ist aber schon alles verbraucht. Ich habe die Gänse davon gekauft. Das ist der ganze Rest.«
    Corbett leerte die Taschen aus: ein Wams, zwei Paar ordentlich gestopfte Strümpfe, ein Gürtel, eine Sammlung kleiner Pilgermarken aus Metall, Statuen von Heiligen und billiger Nippes, wie man ihn vor jeder Kirche kaufen konnte.
    »Wulfstan of Beverley«, sagte Corbett schließlich, »Händler religiöser Gegenstände und Reliquien.« Er schaute Claverley und Ranulf an. »Warum sollte jemand den armen Wulfstan umbringen? Seinen Körper entzweihauen, sein Pferd in die Dunkelheit scheuchen und die obere Hälfte der Leiche verbrennen?« Corbett warf Claverley die Satteltasche zu, stand auf und drückte Osbert die beiden Münzen in die Hand. »Wenn Ihr das nächstemal die Messe besucht, dann betet für die Seele des armen Wulfstan.«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, murmelte Osbert. »Gott erteile ihm die Absolution. Wollt Ihr noch etwas wissen, Master?«
    Corbett fragte: »Habt Ihr im Wald jemals einen maskierten Reiter mit Kapuze gesehen?«
    »Einmal«, antwortete Osbert. »Nur einmal, Master, kurze Zeit nachdem ich das Pferd gefunden hatte. Ich schlug Feuerholz an der Landstraße nach Botham Bar. Da hörte ich ein Geräusch und versteckte mich im Farn. Ein Reiter, gekleidet wie ein Mönch, kam vorbei. Sein Pferd war alt und sein Umhang zerrissen, aber an seinem Sattelknauf sah ich einen großen Zweihänder hängen. Ich dachte, daß er wohl ein Räuber sei, und blieb in meinem Versteck, bis er vorbeigeritten war.« Er verzog das Gesicht. »Mehr habe ich nicht gesehen.«
    Corbett dankte ihm. Sie verließen den Holzfäller, gingen zu ihren Pferden und ritten zur Landstraße nach Botham Bar zurück. Ranulf und Claverley fingen sofort an darüber zu streiten, ob man Pferdefleisch essen soll. Maltote wurde ganz bleich und konnte nur noch immer wieder ausrufen: »Pferde essen! Pferde essen!«
    »Das würdest du auch«, meinte Claverley. »Mein Vater hat mir erzählt, wie sie bei Carlisle in der Zeit der großen Hungersnot Ratten gefangen und als Delikatesse verkauft haben.«
    Corbett beschleunigte den Schritt seines Pferdes. Er hielt erst an, als sie den Fundort von Wulfstan erreichten.
    »Was sucht Ihr noch?« fragte Claverley, als Corbett abstieg und auf die Bäume zuging.
    »Das sage ich Euch, wenn ich es gefunden habe«, antwortete Corbett.
    Er ging weiter und kniete nieder, um die großen Brandflecken auf der Erde näher in Augenschein nehmen zu können. Dann schnitt er mit seinem Schwert die Brombeerranken und das hohe Gras weg. Kleinere Brandflecken tauchten auf. An den Bäumen fanden sich Spuren wie von den Krallen einer großen Katze.
    »Wo kommen die her?« rief Claverley, der ihm gefolgt war. Corbett drehte sich zu Maltote um, der immer noch auf seinem Pferd saß und sie gefühlvoll anschaute.
    »Ich vermute, folgendes hat sich hier abgespielt«, erklärte Corbett. »Jemand hat hier das Feuer erprobt, in dem Wulfstan und die anderen verbrannt sind.«
    »Es sieht so aus, als wäre der Teufel persönlich aus der Hölle aufgestiegen«, sagte Claverley. »Sein Schwanz versengte die Erde, und seine Klauen zerkratzten die Bäume.«
    »Ja, das könntet Ihr in York auf dem Markt erzählen«, entgeg-nete Corbett. »Aber ich bin mir sicher, daß der Fürst der Unterwelt etwas Besseres zu tun hat, als aus der Hölle heraufzukommen und das Gras und die Brombeerranken an der Straße nach Botham Bar zu versengen. Nein. Jemand hat probeweise dieses Feuer entzündet, und die Kerben in den Bäumen stammen von Pfeilen.«
    »Also hat der Mörder Pfeile abgefeuert?«
    »Möglicherweise«, antwortete Corbett. »Er machte einige kleine Feuer, aus welchen Gründen auch immer, und übte mit dem Bogen und benutzte dabei die Bäume als Ziele. Ich vermute, daß er derart in seine Tätigkeit versunken war und sich in der Dämmerung so sicher fühlte, daß er Wulfstan einfach nicht bemerkte. Unser armer Reliquienverkäufer kam auf seinem Gaul die Landstraße entlanggetrottet auf

Weitere Kostenlose Bücher