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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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ich Euch übrigens helfen?«
    »An dem Tag, als Reverchien starb«, fragte Corbett, »ist Euch da irgend etwas aufgefallen?«
    »Nein. Sowohl Sir Guido als auch ich waren froh, als der Großmeister und seine Kommandanten Framlingham verließen. Framlingham fiel wieder in seinen Dornröschenschlaf. Wir machten eine Runde, inspizierten die Vorräte, und ich verbrachte den Rest des Tages hier in der Bibliothek. Dann trafen wir uns wieder in der Kapelle, um die Messe zu singen. Er hatte eine gute Stimme, Reverchien, etwas höher als meine. Wir sangen aus vollem Hals die Strophen und gingen dann ins Refektorium, um dort zu Abend zu essen. Am nächsten Morgen nahm Sir Guido nach der Frühmesse das in Angriff, was er seinen kleinen Kreuzzug nannte.« Bruder Odo zuckte mit den Schultern. »Alles übrige wißt Ihr.«
    »Und was geschah danach?«
    »Nun, als ich den Rauch wahrnahm und die Schreie hörte, lief ich mit einigen Dienern in den Irrgarten. Es ist ziemlich schwierig, sich dort zurechtzufinden. Man muß sich an eine bestimmte Richtung halten.« Der alte Mann sah auf einmal traurig aus. »Als wir die Mitte erreichten...«Ihm versagte die Stimme. »Versteht mich nicht falsch. Ich habe in Akka gesehen, wie Männer bei lebendigem Leib verbrannten, aber in der Mitte eines englischen Labyrinths an einem warmen Frühlingsmorgen die qualmende, von Kopf bis Fuß verkohlte Leiche eines Gefährten zu entdecken ist etwas anderes... Die Hitze muß sehr stark gewesen sein. Die Erde und der große Eisenkandelaber waren ganz geschwärzt. Wir hüllten den Toten in Tücher und trugen ihn ins Leichenhaus. Anschließend begab ich mich zur Vorratskammer. Vermutlich trank ich dort etwas zuviel. Ich wurde schläfrig und ging in meine Zelle. Ich muß ziemlich geschnarcht haben, als Branquier mich aufweckte.«
    »Was hat Eurer Meinung nach das Feuer verursacht?« wollte Corbett wissen.
    »Ich habe keine Ahnung. Es geht das Gerücht, dies sei das Höllenfeuer gewesen.« Der alte Bibliothekar beugte sich näher zu Corbett hinüber. »Aber Sir Guido war ein guter Mann, freundlich und großzügig, vielleicht manchmal etwas verwirrt, doch von der Liebe zu Gott, zur heiligen Mutter der Kirche und zu seinem Orden erfüllt. Warum sollte so ein guter Mann in Flammen aufgehen, während die Bösen herumlaufen und mit ihren Missetaten auch noch prahlen?« Der Bibliothekar blinzelte und strich mit einer Hand über das Pergament. Er berührte es so zärtlich wie eine Mutter ihr Kind.
    »Ich glaube nicht, daß es das Höllenfeuer war«, entgegnete Corbett. »Sir Guido war ein guter Mann. Er wurde ermordet. Aber warum und wie, das weiß der Herrgott.«
    »Die Flammen waren bereits erloschen, aber es stank fürchterlich«, murmelte Odo. »Ich roch Schwefel. Geradezu, als ob...«
    »Als ob?« fragte Corbett.
    Der alte Bibliothekar kratzte sich die unrasierte Wange. »Ich kann mich nicht erinnern«, flüsterte er. »Gott möge mir vergeben, Corbett, aber ich erinnere mich nicht.« Er schaute den Bevollmächtigten an. »Habt Ihr noch eine Frage?«
    Corbett schüttelte den Kopf und stand auf. Er berührte sanft die knochige Schulter des Alten.
    »Sie werden von Euch noch in fernen Zeiten sprechen«, sagte Corbett herzlich. »Eure Chronik wird man in Klöstern, Abteien und Bibliotheken überall im Lande abschreiben. In Oxford und Cambridge wird man sich um sie reißen.«
    Odo schaute auf. Seine Augen leuchteten. »Glaubt Ihr das wirklich?«
    »Ja. Der König hat eine große Bibliothek in Westminster. Er wird ebenfalls nach einer Abschrift verlangen, Bruder«, meinte Corbett. »Überdenkt noch einmal, was Ihr an dem Morgen gesehen habt, an dem Sir Guido starb.«
    Mit des Bibliothekars Versicherung, daß er das tun werde, ging Corbett zu den Ställen, um dort seine Gefährten zu treffen. Wenige Minuten später verließ Corbett in Begleitung von Claverley und Ranulf, die lautstark darüber stritten, ob es in London oder York schöner sei, Framlingham. Sie ritten einen einsamen Weg entlang und passierten die Wachen und das Tor. Dann schlugen sie die Richtung von Botham Bar ein. Es war recht spät am Tage, doch die Sonne schien immer noch stark. In den Hecken zu beiden Seiten der Landstraße raschelten die Vögel, und die Bienen suchten in den Blüten der Wiesenblumen summend nach Nektar.
    »Ich besitze Bienenstöcke«, erzählte Claverley. »In meinem Garten habe ich über ein Dutzend. Der beste Honig in York, Sir Hugh.«
    Corbett lächelte zerstreut. Er war in

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