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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Gesicht nicht von ihnen ab«, betete er, »und vergebe ihnen in deiner unendlichen Gnade ihre Sünde.« Er stand auf, stolperte und wäre hingefallen, hätte Corbett ihn nicht aufgefangen. De Molay hob den Kopf. Corbett war entsetzt. Der Großmeister schien um Jahre gealtert, sein Gesicht war grau, sein Mund stand offen, und er hatte den Gesichtsausdruck eines Kindes, das sich verlaufen hat.
    »Was geht hier vor, Corbett?« flüsterte er heiser. »Um Gottes willen, was geht hier vor? Das mit dem Feuer ist schon schrecklich genug, aber jetzt auch noch Bartholomew? Ein guter Soldat. Daß er im Bett sterben mußte mit einem anderen Mann neben sich — wie wird der ewige Weltenrichter darüber urteilen? Welch schrecklichen Schaden diese Geschichte dem Ruf unseres Ordens zufügen wird!«
    Er befreite sich aus Corbetts Griff und schwankte auf die Tür zu. Corbett gab Ranulf ein Zeichen, ihn zu stützen. Der Großmeister schlurfte wie ein alter Mann auf den Gang. Dort lehnte er sich gegen die Wand und schloß die Augen.
    »Ich habe die Gerüchte auch gehört«, flüsterte er. »Man freundet sich an. Manchmal suchen wir, da wir keine Söhne haben können, jemanden, den wir gerne als Sohn gehabt hätten. Vielleicht war das auch bei Bartholomew so. Jetzt hat ihn das Urteil Gottes erreicht. Die Macht des Bösen ist sichtbar geworden.« Corbett wischte sich Ruß und Asche aus dem Gesicht. »Unsinn! Baddlesmere und sein Gefährte wurden ermordet. Ihr Tod war geplant.«
    »Aber Gerüchte werden sich unter den Übelwollenden verbreiten.« De Molay schaute ihn mit glasigen Augen an. »Er hat die Karten verteilt.«
    »Haltet endlich den Mund!« schrie Corbett.
    Der Großmeister schaute zu Boden. Ein paar Minuten schluchzte er, dann wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen und griff wie ein Blinder nach Corbetts Arm. Er schwankte den Gang entlang auf das Portal zu. Draußen beachtete er seine Gefährten nicht weiter, sondern ging in Begleitung von Corbett und Ranulf langsam zurück zu seinem Zimmer. Dort schien er sich etwas zu erholen. Er hielt seinen Kopf in eine Schale mit Wasser und wusch sich dann Schweiß und Schmutz von Gesicht und Händen. Anschließend goß er Wein in drei Pokale und hielt Ranulf und Corbett je einen hin. Er entschuldigte sich dafür, daß er schon so früh trinke, zitierte aber Paulus, daß etwas Wein gut für den Magen sei. Dann saß er einfach eine Weile da und schaute mit offenem Mund aus dem Fenster. Ab und zu nahm er einen Schluck aus seinem Pokal. Ranulf schaute Corbett an, aber dieser schüttelte den Kopf und legte einen Finger an die Lippen. Die Tür wurde geöffnet. Branquier, Symmes und Legrave kamen auf leisen Sohlen herein und setzten sich. Schließlich seufzte de Molay, drehte sich um und schaute Corbett direkt an.
    »Es war also kein Unfall?«
    »Nein«, antwortete Corbett. »Mord.«
    »Aber wie?« rief Symmes. »Ich habe mir gerade die Reste des Schlosses und der Riegel angeschaut, Großmeister. Der Schlüssel war regelrecht von innen im Schloß festgeschweißt, die Riegel oben und unten waren vorgeschoben.«
    »Und was ist mit dem Fenster?« fragte Ranulf. »Wenn das offen war, hätte jemand ein brennendes Holzscheit hindurchwerfen können.«
    »Das habe ich überprüft«, entgegnete Symmes. »Die Sergeanten, die draußen Dienst taten, sagen, daß die Läden vor Bartholomews Fenster fest geschlossen gewesen seien.«
    Alle sprachen nur über das Feuer. Niemand wagte die Umstände zu erwähnen, unter denen Baddlesmeres gestorben war.
    »Die Flammen waren so stark«, rief de Molay, »es brannte wie tausend Feuer. Was auf Gottes Erde hat ein solches Feuer nur verursachen können?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unfälle passieren. Kerzen fallen auf die Binsen auf dem Fußboden, eine Öllampe kippt. Dieses Feuer hatte jedoch einen rasenden Verlauf!« Er schüttelte den Kopf. »So etwas kann es einfach nicht gewesen sein.«
    »Und wenn ein solcher Unfall passiert wäre«, fragte Corbett, »warum haben Baddlesmere und sein Gefährte nicht selbst Alarm geschlagen und die Flammen gelöscht?«
    »Wenn man dem Sergeanten glauben kann«, sagte Legrave, »dann waren Baddlesmere und Scoudas entweder bewußtlos oder tot.«
    »Sie liebten sich.« Symmes verzog angewidert das Gesicht. »Sie starben bei ihrer Sünde.« Seine Stimme war schrill.
    »Darüber wird Gott richten«, entgegnete Corbett. »Mich beschäftigt, wie sie starben. Fenster und Tür waren verschlossen. Wie konnte also

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