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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Er dachte an das Faß Wein, das Corbett mitgebracht hatte. Er hatte beim Anstich zugesehen und das rote Siegel mit dem Stempel des Weinhändlers bemerkt, das unübersehbar die Jahreszahl 1292 trug. Der Wein war schwer und süß gewesen. Vielleicht würde er ja eines Tages so reich sein, daß er sich das alles auch leisten konnte. Und wer vermochte sich ihm schon in den Weg zu stellen? Die Templer? Dumme Muskelberge, die vor ihren eigenen Geheimnissen und mysteriösen Ritualen Angst hatten. Sie liefen durcheinander wie Hühner ohne Köpfe. Er zog sein Schwert aus dem Boden und legte es auf die Knie. Dann wischte er die Erde von der Spitze. Corbett war als einziger eine Bedrohung. Das erstemal hatte er den Bevollmächtigten nur erschrecken wollen, aber in der Bibliothek hätte er ihn erwischt und ermordet, wenn diese verdammte Tür nicht gewesen wäre. Was das für einen Aufstand gegeben hätte! Er wagte es nicht, heimlich das Herrenhaus zu verlassen und nach York zu reiten. Das wäre zu gefährlich. Was also als nächstes? Er dachte an den Klatsch und die Gerüchte, die er gehört hatte, das verstohlene Lachen und die Andeutungen. Der Mörder setzte sich wieder auf den Baumstamm und plante gelassen die nächsten Morde.

10

    D as Läuten der Glocke weckte Corbett. Ranulf war bereits auf und suchte nach seinem Schwertgürtel. Von den Gängen draußen waren eilige Schritte und lautstarke Befehle zu hören. Andere Glocken in dem Templerhaus begannen ebenfalls zu läuten. Corbett kleidete sich rasch an, schnallte sich seinen Schwertgürtel um und spähte aus dem Fenster. Am dunklen Himmel war ein erster Lichtstreifen zu sehen.
    »Werden wir angegriffen?« rief Ranulf. Er sprang von einem Bein auf das andere und versuchte sich gleichzeitig seine Stiefel anzuziehen.
    »Das bezweifle ich«, antwortete Corbett und rang nach Luft.
    Es hämmerte an der Tür. Ranulf schob die Riegel zurück. Ein Templer-Sergeant fiel beinahe ins Zimmer. Sein Gesicht war rußgeschwärzt, sein Haar zerzaust und sein Umhang und die Strümpfe angesengt.
    »Sir Hugh!« rief er ganz außer Atem. »Der Großmeister bittet Euch, sofort zu ihm zu kommen. Es brennt im Hauptgebäude.« Als sie vor dem Gästehaus standen, sahen sie die Rauchwolke, die auf dem am weitesten entfernten Flügel des Hauptgebäudes aufstieg. Die Templer sammelten sich im Hof, nur halb angekleidet, hustend und durcheinanderredend. Sie bildeten eine Kette, so daß Eimer weitergereicht werden konnten. Corbett drängte sich in das Gebäude. Der Korridor war voller Rauch, der einen Augenblick lang von einer Brise vertrieben wurde. Am anderen Ende sah Corbett den orangefarbenen Schein des Feuers. Ab und zu stürzte ein Templer mit einem überschwappenden Wassereimer herein. Branquier kam, gefolgt von de Molay, aus dem Rauch. Sie husteten und spuckten, drängten sich an Corbett vorbei und schwankten in die Morgenluft.
    »Es ist Baddlesmeres Zelle!« brachte de Molay mit Mühe heraus. »Sie brennt wie eine Fackel von einem Ende zum anderen.« Er hockte sich auf die Pflastersteine und trank begierig aus einem Wasserkrug, den ihm ein Diener gebracht hatte. Den Rest schüttete er sich ins Gesicht. »Das Wasser richtet nichts aus«, murmelte er.
    Corbett kniete sich neben ihn. Branquier schwankte in die Dunkelheit. Er war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Seine Augen tränten von dem beißenden Rauch. Andere Templer kämpften sich aus dem Gebäude und riefen, daß sie nichts hätten ausrichten können.
    »Die Zelle brennt!« rief de Molay. »Wenn die Flammen nicht unter Kontrolle gebracht werden, dann werden sie das ganze Herrenhaus verzehren.«
    Seine Ernüchterung erfaßte auch die anderen. Die Eimerkette kam zum Stillstand. Legrave lief mit einem nassen Lappen über Nase und Mund in den Gang. Ein paar Minuten später kam er wieder zum Vorschein. Die obere Hälfte seines Gesichts war mit Asche bedeckt. Corbett fühlte sich an Murstons rauchende Leiche erinnert.
    »Vergeßt das Wasser!« rief der Bevollmächtigte und deutete auf die andere Seite des Hofes. Hier lag an einer Wand ein großer Sandhaufen, der vermutlich für irgendeine Bautätigkeit benötigt wurde. »Benutzt das!« sagte er. »Sand, Dreck, Erde. Erstickt die Flammen, statt sie zu löschen!«
    Anfänglich war alles ein einziges Durcheinander, aber dann kam Symmes. Sein Wiesel steckte den kleinen Kopf oben aus seinem Waffenrock. Er zwang die Gefolgsleute, sich in einer Reihe aufzustellen, und schickte Soldaten mit nassen

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