Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
Middlemas ging unverzüglich zum alten Stadtsekretär Lawford. Er begann die Unterredung hier, indem er den Vorschlag darlegte, der ihm über die Wahl eines Berufes gemacht worden war. Er berührte dann die geheimnisvollen Umstände seiner Geburt und seine unsichern Aussichten und brachte auf diese Weise den Sekretär leicht dahin, ihm genaue Auskunft über den Geldbetrag zu geben, den sein Pflegevater noch in Händen hatte – welche Angabe mit der des Doktors völlig übereinstimmte.
    Alsdann fragte er den Sekretär, ob es anginge, daß er Offizier würde, erhielt aber auch in diesem Punkte einen abschlägigen Bescheid, der sich mit der Ausführung des Doktors deckte. Er erfuhr, daß kein Teil des Geldbetrages ihm vor der Großjährigkeit zur Verfügung gestellt werden dürfe ohne die ausdrückliche Einwilligung seiner beiden Vormünder und vor allem seines Pflegevaters.
    Er verabschiedete sich daher von dem Sekretär, der sich sehr lobend über die Vorsicht und Klugheit aussprach, daß der Knabe vor einem so wichtigen Schritte seines Lebens sich an einen umsichtigen und einschlägigen Ratgeber gewandt habe, und gab ihm zu verstehen, daß er ihn gern gegen ein geringes Lehrgeld als Schreiber aufnehmen wolle, sofern er zur Rechtslaufbahn Neigung habe.
    Middlemas dankte ihm für seine Güte und versprach, sein freundliches Anerbieten in Erwägung zu ziehen, falls er sich für diesen Beruf entscheiden sollte.
    Am kommenden Morgen stand Richard Middlemas mit der Sonne auf. Die nächtliche Ruhe schien seine Leidenschaft gedämpft und seinen Verstand wieder ins rechte Geleise gebracht zu haben.
    Er ging zu Herrn Gray, der in der Tat noch willens war, Richard mit kalter Zurückhaltung zu behandeln, aber er fühlte sich sofort entwaffnet durch das freimütige Geständnis des jungen Mannes, daß er sich durch das Trugbild seiner Phantasie, einstmals zum Range und der Stellung seiner Eltern emporsteigen zu können, habe hinreißen lassen. Der Brief seines Großvaters, durch den er für die Zeit seines Lebens verurteilt werde, fern zu bleiben und in niedriger Stellung, sei freilich ein schwerer Schlag. Es erfülle ihn jetzt mit tiefem Kummer, daß die Verzweiflung über getäuschte Hoffnungen ihn veranlaßt habe, sich in einer Weise auszudrücken, die die schuldige Achtung und Ehrerbietung eines Pflegekindes gröblich verletzt habe. Er fühle sich Herrn Gray gegenüber zu der Liebe und dem Gehorsam eines Sohnes verpflichtet und wolle jede Entscheidung über seine Zukunft ihm anheimstellen.
    Gerührt über ein so aufrichtiges und demütiges Eingeständnis, vergaß der Doktor seinen Zorn und fragte in gütigem Tone, ob Richard sich die Wahl eines Berufes überlegt habe. Zugleich erklärte er sich bereit, ihm die zur Entschließung erforderliche Frist zu lassen.
    Da der junge Mann erklärte, es sei sein fester, unabänderlicher Entschluß, bei seinem Pflegevater Medizin zu studieren und in seiner Familie zu bleiben, so setzte der Arzt Herrn von Moncada hiervon in Kenntnis und erhielt daraufhin sofort den Betrag von hundert Pfund als Lehrgeld, zum Zeichen, daß der Großvater mit dieser Wendung der Angelegenheit voll einverstanden sei.

Fünftes Kapitel.
    Um dieselbe Zeit, als Gray die ärztliche Ausbildung seines Pflegesohnes auf sich genommen hatte, wandte sich ein gewisser Adam Hartley an ihn mit dem Ansuchen, bei ihm in die Lehre treten zu dürfen.
    Der junge Mann war der Sohn eines achtbaren Pächters, der den ältesten Sohn zu seinem eignen Berufe herangezogen hatte und aus dem zweiten einen Arzt zu machen wünschte. Er nahm hiermit das freundliche Anerbieten seines Gutsherrn an, den Sohn in seiner Laufbahn zu unterstützen – eine Hilfe, die besonders bei der Beförderung eines Arztes sich als wertvoll geltend machen könne.
    Middlemas und Hartley wurden also Lehrkameraden. Während des Winters kamen sie nach Edinburgh in Pension, um dort die medizinischen Vorlesungen zu hören, da der Besuch der Universität zur Erlangung des Doktortitels erforderlich war.
    So gingen drei, vier Jahre hin – die zwei Studenten der Medizin waren nun keine Knaben mehr, es waren junge Leute geworden, die als stattliche Jünglinge, gut gekleidet und wohl erzogen, auch mit Geld versehen, in dem kleinen Orte, wo es kaum jemand gab, der zu den obersten Zehntausend zu rechnen gewesen wäre, Personen von Bedeutung wurden, da an jungen Männern ein Mangel, an Mädchen dagegen ein Überfluß vorhanden war.
    In ihrer äußeren Erscheinung waren sie

Weitere Kostenlose Bücher