Die Hochzeit meiner besten Freundin
oder?«
»Damit mir der ganze Spaß entgeht?«, frage ich spöttisch und setze mich neben ihn. »Wie das lange Aufbleiben, die Übelkeit, der Kater. Prost.«
Wir stoßen an, er kippt seinen Doppelten ex. Ich folge seinem Beispiel, während er wieder hinter dem Tresen verschwindet und mit der Flasche zurückkommt.
»Dann muss man nicht ständig aufstehen.«
»Wenn wir die geleert haben, können wir das sowieso nicht mehr«, stimme ich zu. »Uns fehlt nur eine lebenswichtige Sache.«
»Ach ja?«
»Was zu essen.«
»Zu essen?«
»Du weißt schon, das Zeug, das man in den Mund steckt und kaut. Hält Leib und Seele zusammen…«
Er verschwindet in der Küche und kommt fünf Minuten später mit einem Teller Sandwiches zurück, die er schwungvoll vor mir auf die Theke stellt.
»Zufrieden?«
»Na ja, nicht gerade Cordon Bleu, aber du bist doch etwas zivilisierter, als ich dachte.«
»Und was sagst du hierzu?« Er zieht einen Riegel CadburySchokolade aus der Tasche und reicht ihn mir.
»Jeder Meisterkoch würde erblassen vor Neid.« Liebevoll streichele ich die lila Verpackung. »Komm zu mir, mein Süßer.«
Eine halbe Stunde später ist die Schokolade weg, die Platte mit den Sandwiches noch fast voll, und die Flasche so gut wie leer. Wir hatten inzwischen eine hitzige Diskussion über sexuelle Gleichberechtigung, die mit steigendem Alkoholpegel zu einer Diskussion über das Für und Wider von Schokolade und gerösteten Erdnüssen entartet ist.
»Meinst du, wir brauchen noch eine?« Eddie lässt die letzten Millimeter Brandy in mein Glas tröpfeln.
»Na klar. aber jetzt bin ich dran.«
Ich versuche aufzustehen, doch meine Beine scheinen nicht mit meinem Gehirn in Verbindung zu stehen. Falls doch, so arbeitet es nicht gut genug, um seine Funktionen zu koordinieren, ganz zu schweigen von den Funktionen anderer Körperteile.
Ich angele nach der Messingstange, die um den Tresen läuft, um mich festzuhalten, und stoße aus Versehen mit dem Ellbogen gegen die Flasche, die auf den feuchten Holzboden fällt und mit dem Hals in meine Richtung liegen bleibt.
»Wagst du’s oder sagst du’s?«
»Wie bitte?«
»Na, wenn wir Flaschendrehen spielen«, erklärt er grinsend, »geht es darum, ob du es wagst, auf meine Frage die Wahrheit einzugestehen, oder ob du offen sagst, dass du lügst.«
»Ich wusste gar nicht, dass wir Flaschendrehen spielen.«
»Du hast doch angefangen.«
»Das war ein Unfall. oh, na gut. Die Wahrheit.«
Nachdenklich sieht er mich einen Moment lang an, ein durchtriebenes Funkeln in den Augen.
»Okay, was ist deine Lieblingsstellung beim Sex?«
»Darauf gebe ich keine Antwort!«
»Wenn du nicht antwortest, kriegst du eine Strafe.«
»Wie sieht die aus?«
Er denkt kurz nach, steht dann auf, verschwindet hinter dem Tresen und kommt mit einer Flasche Tequila zurück.
Dann gießt er einen doppelten Tequila in mein noch halb volles Brandyglas.
»Trink.«
»Was?«
»Das ist deine Strafe.«
»Du machst Witze!«
»Es sei denn, du willst meine Frage beantworten.«
»Ehrlich gesagt, kommt mir dieses Spiel nicht gerade fair vor«, murre ich.
»Nun, es gilt schließlich für beide Seiten.«
Natürlich tut es das. Wagst du’s oder sagst du’s, Wahrheit oder Lüge. Die Möglichkeiten sind endlos! Ich frage mich, ob es mir gelingt, ihn immer dazu zu bewegen, die Wahrheit zu sagen, weil ihm das offene Lügen zu peinlich wäre. So kann ich alles, was ich wissen muss, an einem einzigen Abend herausfinden. Und das Beste daran ist, dass er am nächsten Morgen viel zu verkatert sein wird, um sich noch an meine spanische Inquisition zu erinnern.
»Okay. Das ist fair.«
Ich greife nach dem Glas, sehe Eddie geradewegs in die Augen und kippe es ex. Es gelingt mir, ein Röcheln zu unterdrücken, als die Mischung aus Tequila und Brandy mir brennend durch die Kehle gleitet.
»Du bist dran. Wahrheit oder Lüge?«, krächze ich.
»Vielleicht bin ich gar nicht an der Reihe. Wir haben noch nicht gedreht.«
»Dann beeil dich und dreh die Flasche!«
Er umfasst die Flasche und wirbelt sie mit einer Drehung des Handgelenks quer über den feuchten Boden, bis sie allmählich austrudelt, qualvoll langsam wird und schließlich still liegt. Der Flaschenhals zeigt genau auf den grinsenden Eddie.
»Ha!«, rufe ich triumphierend. »Du bist dran! Wahrheit oder Lüge?« »Die Wahrheit.«
»Okay… Zähl mir die fünf besten Eigenschaften auf, die eine Frau deiner Meinung nach haben kann.« Ganz schön clever,
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