Die Hochzeit meiner besten Freundin
anscheinend nicht sein Typ, Nicky dagegen ist sein Typ – und wie.
Sie lächelt die Bedienung an, die widerstrebend herüberkommt, um ihre Bestellung entgegenzunehmen.
Sie nimmt ihren Gucci-Geldbeutel aus ihrer Jane-ShiltonHandtasche, um zu bezahlen, und lässt ihn prompt fallen. Das Kleingeld kullert in alle Richtungen. Jerry ist sofort an ihrer Seite und sammelt eifrig das Geld auf, wie ein Kind, das Ostereier sucht.
Er reicht Nicky das verlorene Kleingeld, sie bedankt sich überschwänglich, fügt ihrer Bestellung ein Glas Caffrey’s hinzu und bleibt zehn Minuten plaudernd am Tresen stehen, während ich sie neugierig beobachte.
Cleveres Mädchen. Eine moderne Variante des Taschentuchs, das man früher einem Kerl vor die Füße warf. Schließlich kehrt Jerry an seinen Platz und Nicky an unseren Tisch zurück. Sie grinst übers ganze Gesicht.
»Und?« Ich höre mich an wie Amanda, die nach Neuigkeiten dürstet.
Sie quartiert ihren Hintern auf den Stuhl und reicht mir meinen Drink.
»Er ist wirklich ein sehr netter Kerl.«
»Was hat er zu dir gesagt?«
»Nein.«
»Waaas?«
»Ich wollte mich mit ihm treffen, und er hat nein gesagt.« Nicky lächelt. »Ehrlich gesagt war ich schon ein bisschen enttäuscht, er könnte mir nämlich gefallen…« Sie sieht wieder zu Jerry hinüber, der auf seinen Barhocker zurückgekehrt ist, und lächelt flüchtig. »Er hat sich für die Einladung bedankt, mich aber gleichzeitig darüber aufgeklärt, dass er so gut wie verheiratet ist. Dann hat er fünf Minuten damit zugebracht, mir zu erzählen, wie wunderbar seine Freundin doch ist.«
»Du machst Witze!«
»Ich meine es ernst. Er ist ihr total verfallen.«
»Aber er benimmt sich nicht, als wäre er ihr verfallen.«
»Glaub mir, Belle, er hat eine große Klappe, aber ganz entschieden ist nichts dahinter. Er weiß haargenau, was er will. Ich glaube, man bräuchte ein Brecheisen, wenn man dem an die Wäsche wollte.«
»Aber er flirtet die ganze Zeit!«
»Schon, aber ich glaube nicht, dass er bis zum Ende geht. Manchmal ist es eben schön, nur zu flirten... das muss nichts heißen und auch zu nichts führen. Ich glaube, bei Jerry ist das ein reines Freizeitvergnügen.«
»Willst du damit sagen, flirten ist sein Hobby?«
»Etwas in der Art, genau. Alles nur ein harmloser Spaß.«
»Aber was ist mit seinem neuen Image, den neuen Klamotten und dem neuen Aftershave?«
»Hat Abigail sich nie gefragt, ob es nicht auch ihr zuliebe sein könnte? Wenn sie dir gegenüber schon jammert, dann hat er vielleicht bemerkt, dass sie nicht glücklich ist, und bemüht sich, sie zu beeindrucken.«
»Das könnte eine Erklärung sein. Hat er das gesagt?«
»Nicht direkt. Aber ich habe den Eindruck, dass sie ihn wirklich und wahrhaftig an der Angel hat. Ich glaube, er hat während unserer Unterhaltung ungefähr vierzigmal ›Abigail‹ gesagt.«
»Vielleicht hat seine andere ja denselben Namen?«
»Jetzt mach mal einen Punkt, Belle!« Nicky schüttelt den Kopf. »Hör auf, nach Problemen zu suchen, der Kerl ist sauber.«
»Wahrscheinlich hast du Recht. Ich wollte nur ganz sicher sein, bevor ich es Abigail sage.«
»Hey«, sagt sie spöttisch, schlägt die Beine übereinander und schürzt die roten Lippen, »er hat ein Date mit mir ausgeschlagen, welchen Beweis brauchst du da noch?«
Als meine nächste Schicht zu Ende geht, taucht Eddie auf. Er sieht müde aus und hat dunkle Ringe unter den Augen. Zielstrebig verschwindet er hinter dem Tresen und schenkt sich einen großen Brandy ein.
»Ich hatte einen wirklich beschissenen Tag und werde mich jetzt voll laufen lassen bis zum Umfallen. Und hoffen, mein Kater ist so schlimm, dass meine Kopfschmerzen von heute im Vergleich dazu völlig verblassen.« Er lächelt erschöpft. »Aber wie heißt es so schön? Man soll nie allein trinken. Das weißt du doch?«
»Klar.« Ich grinse trocken und greife nach meiner Jacke. »Ich weiß sehr wohl, dass es so heißt, aber das hält mich nicht zurück.«
»Leistest du mir freiwillig Gesellschaft, oder muss ich flehen?«
»Ein bisschen Flehen wäre nicht verkehrt. Da gehören Männer nämlich hin, auf ihre Knie.«
»O ja, und genau da enden sie auch dank euch Frauen«, kontert er, schenkt mir einen Brandy ein, reicht ihn mir und nimmt mir die Jacke wieder ab.
»Also habe ich keine Wahl? Dann bleibe ich eben.«
»Klar erkannt«, entgegnet er und setzt sich auf einen Barhocker. »Du wirst mich doch beim Betrinken nicht allein lassen,
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