Die Hochzeit meiner besten Freundin
wette, Eddie könnte einen perfekten Tango aufs Parkett legen.
Entweder das, oder unsere Körper passen einfach so gut zueinander, dass wir gar nicht unharmonisch sein können.
Hör auf, Annabelle.
Du genießt es doch nicht etwa?
Ich betreibe bloß Studien in Amandas Auftrag.
Es folgt ein reichlich komischer Versuch, Lambada zu tanzen,
bei dem die Beine fliegen, bis wir uns beide hysterisch und laut lachend auf den Boden plumpsen lassen. Glücklicherweise wechselt die Musik gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass unsere Gelenke Schaden nehmen.
Es ist vier Uhr morgens, und wir versuchen uns an einer sehr kurzen und höchst würdelosen, dafür umso enthusiastischeren Version einer Conga quer über die leere Tanzfläche. Seine Hände umschlingen meine Hüften und sein Kopf ruht auf meiner Schulter, so dass ich aussehe wie Zaphod aus Per Anhalter durch die Galaxis. Zumindest, bis wir eine Kurve zu schnell nehmen und ich meine Nummer Zwei verliere.
Ich tanze noch einen Moment weiter, bis ich merke, dass der Kopf von meiner Schulter und die Hände von meinen Hüften verschwunden sind. Als ich mich umdrehe, sehe ich Eddie – den ansonsten immer so coolen, reservierten Eddie -, der betrunken kichernd auf die Tanzfläche gesunken ist.
Ich mag diesen Eddie. Dieses verrückte, traurige, lustige, betrunkene, kichernde Monster.
Auch den anderen Eddie mag ich. Sie ergänzen sich. Hinter diesem Perfektionisten steckt also doch ein Mensch.
Mich überkommt das Verlangen, ihn liebevoll an mich zu drücken, halte ihm aber stattdessen die Hand hin und versuche, ihn hochzuziehen.
Dummerweise bedeutet die Tatsache, dass er gut zwanzig Kilo mehr wiegt als ich und dass mein eigenes Gleichgewicht aus dem Gleichgewicht gerät, weil ich in der letzten Stunde doch einiges getrunken habe, dass die angestrebte Hebelwirkung nicht ganz so läuft wie geplant. Und nachdem ich ihn etwa zehn Zentimeter hochgezogen habe, stürzen wir auf die Tanzfläche zurück.
Ich habe Glück. Während er mit voller Wucht aufschlägt, fängt sein Körper meinen Fall ab. Eddie liegt flach auf dem Rücken, und ich liege reichlich kompromittierend quer über ihm. Instinktiv hat er im Fallen die Arme um mich geschlungen, um mich vor dem Aufprall zu schützen.
Ich höre einen unangenehm dumpfen Laut, als sein Hinterkopf aufschlägt.
»Alles in Ordnung?«, flüstere ich nach einem Augenblick.
Er nickt, und in seinen Augen stehen Tränen des Lachens und wohl auch des Schmerzes.
»Und bei dir?«
»Ich glaube schon. Wenigstens hatte ich eine weiche Landung.«
»Das überrascht mich nicht. Ich habe genug getrunken – du musst den Eindruck haben, du liegst auf einem Wasserbett.«
Wieder fangen wir an, schallend zu lachen, werden dann aber plötzlich still. Unsere Blicke sinken ineinander, unsere Münder sind nur Millimeter voneinander entfernt, so nah, dass ich spüre, wie sich sein warmer Atem mit meinem mischt, so nah, dass ich seine Lippen fast auf meinen zu spüren glaube.
Mit einem Schlag fühle ich mich nüchtern.
»Äh. ich glaube, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
Er nickt zustimmend, doch er hält seine Arme weiter um meine Taille geschlungen.
»Was bedeutet, dass wir aufstehen müssen«, ergänzt er.
Immer noch unternimmt keiner von uns den Versuch, sich zu bewegen.
Ich kann sein Herz spüren, das gegen meine Brust schlägt. Es schlägt im Rhythmus der Musik. Viel zu schnell für einen normalen Herzschlag.
Und dann küssen wir uns.
Ich weiß nicht genau, wer eigentlich angefangen hat.
Doch ich bin diejenige, die aufhört.
Wenn auch sehr widerwillig.
Meinen Mund von seinem zu lösen ist so, als wollte man zwei Magneten voneinander trennen. Eine unsichtbare Macht zwingt mich zu einem weiteren, hemmungslosen Kuss. Wir blicken uns nach wie vor in die Augen, während unsere Zungen spielen und unsere Lippen sich sinnlich streicheln.
Irgendwie gelingt es mir dann doch, mich ihm zu entziehen, und mit flammendem Gesicht und brennenden Lippen rappele ich mich auf und renne aus dem »Daisy’s«, so schnell es meine alkoholgeschwächten Beine zulassen. Wie Aschenbrödel, doch ich behalte beide Schuhe. Das Problem ist nur, Aschenbrödel hat am Ende ihren Kerl bekommen, nicht wahr? Ich aber habe das Gefühl, dass das Ende meines Märchens einen gewissen Grimm mit sich bringt.
Ich habe es wieder getan.
Meine Reise durchs Leben hat mich bereits zu mehreren Abzweigungen geführt, an denen klar und deutlich »Weg ins Verderben« stand. Man
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