Die Hochzeit meiner besten Freundin
schließen. Ein bei weitem einfacherer Weg ins Innere seines Hauses als bei meinem letzten Besuch.
Er sagt nichts, steigt einfach aus und betritt in der Erwartung, dass ich ihm folge, das Haus durch eine Seitentür, die zu einer Kammer und dann weiter in die Küche führt.
»Willst du einen Kaffee, oder wäre dir etwas Stärkeres lieber?«
Gerade hat er mich dabei ertappt, wie ich vor seinem Haus herumlungere, ich habe Dreck am Armel von Nickys Jacke sowie Blätter und diverse andere Gartenabfälle im Haar, und er redet mit mir, als wäre ich mal eben auf einen kurzen Plausch vorbeigekommen.
Als ich nicht antworte, nimmt er eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank, holt dann zwei Gläser aus dem Hängeschrank und führt mich durch die Diele ins Wohnzimmer, während er sich für dessen Ausstattung entschuldigt.
»Entschuldige den Zustand des Hauses, ich habe es noch nicht einmal geschafft zu tapezieren, und dabei bin ich schon fast ein Jahr hier.«
»Es ist doch gar nicht so schlimm«, beeile ich mich zu murmeln.
»Du warst noch nicht oben.« Er grinst und zieht gleichzeitig eine Grimasse. »Im Badezimmer sind Wassernymphen, und du wirst mir nicht glauben, was sich im Schlafzimmer befindet.«
»Eine verspiegelte Decke.« Ich nicke zustimmend, ohne nachzudenken.
»Woher weißt du das?«
»Äh... geraten?«, schlage ich vor und trete mir in Gedanken in den Hintern, weil ich so unvorsichtig bin. »Passt zur Velourstapete und den Wassernymphen.«
Das erklärt auch den krassen Kontrast zwischen gutem und schlechtem Geschmack. Eddies schöne Sachen nehmen sich seltsam aus im Dekor eines anderen. Er bedeutet mir, mich zu setzen, kickt dann seine Schuhe von den Füßen, setzt sich neben mich und beginnt, den Korken aus der Flasche zu ziehen.
»Ich habe das Haus von dem Typen übernommen, dem ich auch das ›Daisy’s‹ abgekauft habe. Er wollte alles loswerden, um nach Marbella abzudampfen, wo er noch mal richtig einen draufmachen wollte. Wie es heißt, war er in den Siebzigern so was wie ein Partylöwe. Du hättest das Haus mal mit seinen Sachen drin sehen sollen – es war, als würde man eine Zeitschleife betreten. Ich vermute, die Ausstattung war eine Art Erinnerung an seine Glanzzeit. Ich sehe es noch genau vor mir: Sofas mit Leopardenmuster, Kissenbezüge aus Zebrafellimitat, und die Lavalampen blubberten gemütlich in einer Ecke vor sich hin. Sehr geschmackvoll.«
Er schenkt uns beiden ein äußerst großzügiges Glas Weißwein ein, reicht mir eines und stellt schließlich die gefürchtete Frage.
»Also, warum wolltest du mich sehen?«
Nun denn, ich wusste ja, dass ich diesem Teil nicht für immer aus dem Weg gehen konnte.
»Ich bin nur neugierig«, fügt er spöttisch hinzu, »da du mich ja in letzter Zeit gemieden hast wie die Pest.«
»Das ist dir aufgefallen«, murmele ich, verstecke mein Gesicht in meinem Glas und kippe die Hälfte in einem Zug hinunter.
»Schwierig, es zu übersehen, wirklich. Ich habe sogar schon daran gedacht, mein Deo zu wechseln.«
Er riecht gut. Das ist gelogen, er riecht wundervoll. Nicht nur nach Rasierwasser, sondern nach einer Mischung zarter Gerüche, die bei ihm einen ganz unverwechselbaren Duft ergeben, so wirksam wie ein Aphrodisiakum. Er sieht mich von der Seite an, und zum ersten Mal fallen mir seine erstaunlich langen Wimpern auf.
»Ich dachte, du wolltest mir einen eindeutigen, nicht gerade subtilen Hinweis darauf geben, dass du nicht interessiert bist? Ich habe so was schließlich auch schon getan, das weißt du ja.«
Unaufgefordert schenkt er mir nach, nimmt dann eine große Erdbeere aus der Obstschale auf dem Tisch, lässt mich zuerst abbeißen und steckt den Rest in seinen Mund.
Das war keine berechnende Bewegung, kein Verführungsspielchen, doch die beiläufige Vertrautheit dieser Handlung lässt meinen Magen vor Begierde Saltos schlagen.
Oh, Belle! Nein! Belle! Nicht schon wieder!
»Das ich an was nicht interessiert bin?« Ich versuche, ganz beiläufig zu klingen.
»Annabelle!« Er verdreht die Augen, blickt zur Decke. »Können wir bitte mit diesen Spielchen aufhören?«
»Okay, wenn du es so direkt willst, wer war dann die Blondine?«
Er fängt an, schallend zu lachen.
»Volltreffer!«
»Du meinst wohl eher voll daneben«, murre ich.
»Ich meine, ich habe dich ertappt. Ich musste wissen, ob es dir etwas ausmacht.« »Aber das ist gemein.«
»Schon, aber auch sehr effektiv.«
»Ihr gegenüber ist das gemein, meine ich.«
»Entgegen weit
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