Die Hochzeit meiner besten Freundin
verbreiteter Märchen findet mich nicht jede Frau, die ich treffe, absolut unwiderstehlich.«
»Na, die hat aber sehr überzeugend gewirkt.«
»Ist das etwa ein Hauch von Eifersucht?«
»Bilde dir bloß nichts ein.«
Plötzlich sieht er traurig aus.
»Das ist es ja eben, Belle – bilde ich mir etwas ein, oder empfindest du das Gleiche wie ich?«
»Das weiß ich nicht«, flüstere ich und starre auf meine Füße.
»Oh.« Er hört sich enttäuscht an.
»Das weiß ich nicht«, fahre ich fort und zwinge mich, ihn anzusehen, »weil ich nicht sicher bin, ob ich weiß, was du empfindest.«
»Wie kannst du denn so etwas sagen?« Er lacht ungläubig. »Das ist ja wohl eindeutig. Jeder sonst weiß Bescheid, und ich musste kein Wort sagen. Aber du! Du willst es schwarz auf weiß und mit Blut unterschrieben!«
Genau, nämlich mit meinem Blut, wenn Amanda mich erwischt.
Ich muss es ihm sagen.
»Eddie, ich muss dir etwas sagen.«
Doch er schüttelt nur den Kopf, beugt sich vor und zieht mir zärtlich ein vertrocknetes Blatt aus den Haaren. »Sag jetzt nichts mehr«, flüstert er langsam, beugt sich über mich und küsst mich ganz sacht auf den Mund.
Er lehnt sich zurück und beobachtet mich, doch als ich mich weder auf den Teppich erbreche noch ihm eine runterhaue, beugt er sich wieder vor und küsst mich länger.
Letztes Mal, als wir das taten, war ich betrunken, und da hat es sich gut angefühlt. Jetzt komme ich mir auch wie trunken vor, doch trunken vor Sehnsucht und Begierde. Da ist nur eine klitzekleine Sache, die alles verdirbt. Er kennt die Wahrheit nicht, also kennt er auch mich nicht wirklich.
Das ist nicht fair.
Aber schließlich sagt Amanda auch immer, dass der Zweck die Mittel heiligt. warum also soll ich mich schlecht fühlen, nur weil er nicht alles über mich weiß? Es gibt jede Menge Sachen, die ich über ihn noch nicht weiß. Zugegeben, da geht es eher darum, was er wohl zum Frühstück mag oder auf welcher Bettseite er lieber schläft – obwohl ich das Gefühl habe, dass mir Letzteres nicht mehr lange verborgen bleiben wird…
Ich weiß auch, dass ich nicht mit Eddie ins Bett gehen sollte – na ja, auf dem Sofa schmusen, um genau zu sein -, aber ich werde mit ihm ins Bett gehen. Ich weiß es. Er weiß es. Und wissen Sie was? Es ist mir egal. Der Anstand ist mir egal, Amanda ist mir egal, die Konsequenzen sind mir egal. Tatsache ist, dass mir alles andere egal ist – ich weiß nur, dass ich noch nie in meinem Leben jemanden so sehr wollte.
Ich weiß auch, dass es mir wahrscheinlich in nicht allzu langer Zeit nicht mehr egal sein wird, überhaupt nicht. Das die Schuld mich überfluten wird wie Wasser, das durch einen behelfsmäßigen Damm bricht. Aber in diesem Augenblick kann ich an nichts anderes denken als daran, wie es ist, seinen Mund auf meinem zu spüren. Wenn das so falsch sein soll, warum fühlt es sich dann bloß wie das einzig Richtige an, das ich in meinem Leben je getan habe?
Er hält meine Hände in seinen, als er aufsteht und mich mit sich zieht.
Er führt mich nach oben ins Schlafzimmer.
Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als ich diese Unterhosen sah, und werde einen Augenblick lang von Schuldgefühlen gepeinigt, doch die werden gleich samt allen anderen Schuldgefühlen von der alles überwältigenden Leidenschaft ausgelöscht, die meinen Körper und meinen Kopf mit unanständiger Hast überflutet.
Wie seltsam, aber die Unterhose sieht mit ihm darin gar nicht mehr lachhaft aus. Genau genommen sieht sie sogar verdammt sexy aus. Trotzdem überkommt mich das unwiderstehliche Verlangen, ihn möglichst schnell daraus zu befreien.
Komisch, er scheint das gleiche Bedürfnis zu haben, mir aus meinen Sachen zu helfen. Gott sei Dank habe ich endlich meine drei Jahre alten, treuen grauen Schlüpfer weggeworfen und mir ein paar neue gekauft.
Wir lassen uns rückwärts auf das kühle, weiße Leinen fallen, liegen einfach erst einmal da, umarmen uns und atmen gegenseitig unseren Geruch ein, schauen uns in die Augen. Schweigend. Völlig überwältigt von der bloßen Freude, uns festzuhalten. Bis zuerst unsere Hände, dann unsere Lippen anfangen, einander zu erforschen _
Als ich am nächsten Morgen erwache, sehe ich, wie mein eigenes Spiegelbild mich zerknautscht und glühend von oben angrinst.
Nie wieder werde ich mich über verspiegelte Decken lustig machen.
Der Platz im Bett neben mir ist leer.
Ich rolle hinüber und vergrabe mein Gesicht in dem zerknitterten Leinen, um
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