Die Hochzeit meiner besten Freundin
Belle?«, fragt Dot besorgt.
»Es tut mir Leid, Dot, aber ich muss gehen.«
»Aber, Belle…«
»Wirklich, es tut mir Leid!«, rufe ich und renne zur Tür.
Als ich Nickys Wohnung betrete, liegen Amanda und Nicky entspannt auf den zwei Sofas, mit Gurkenscheiben auf den Augen, passenden blassgrünen Gesichtspackungen und den Fingern in Schälchen mit Olivenöl.
Das Licht ist gelöscht, der Raum wird vom Schein hunderter Teelichter erhellt, die über sämtliche Stellflächen verteilt sind und in einer sanften Brise wie Glühwürmchen flackern.
Aus den Lautsprechern der teuren Stereoanlage dringt ein seltsames, tiefes Klagen, das sich anhört wie eine betrunkene
Katze, die mit großer Geschwindigkeit am Schwanz durch die Luft gewirbelt wird.
»Was ist das bloß für ein Gejammer?«
»Das sind Walgesänge, die wirken angeblich sehr entspannend«, murmelt Nix, darum bemüht, ihre Gesichtsmaske am Zerbröckeln zu hindern.
»Also ich bekomme davon bloß Kopfschmerzen.« Ich lasse mich neben ihr zu Boden plumpsen.
»Oje, sind wir heute miesepetrig«, stichelt sie. Trotzdem nimmt sie eine Hand aus dem Ölbad, greift nach der Fernbedienung und schaltet die Stereoanlage aus.
In scharfem Gegensatz zu der künstlichen Atmosphäre mystischer Ruhe und Harmonie ist Christopher Lee im Fernsehen gerade dabei, mit offensichtlicher Genugtuung seine unechten Reißzähne in den Hals einer unechten Jungfrau zu graben – und das alles schweigend, da der Ton abgestellt ist.
Halten Sie mir einen Schokoriegel vor die Nase, und ich kriege genau den gleichen Gesichtsausdruck. Ich brauche dringend etwas gegen den Frust mit einem großen F wie in »Fett« und in »Fressen«.
Leider findet sich absolut nichts Verlockendes in der Wohnung. Die beiden anderen machen nämlich gerade eine seltsame Diät, bei der man nur Sachen essen darf, die grün sind. Salat oder Erbsen zum Beispiel. Das Exotischste, was wir haben, ist eine Schüssel mit kalter Pasta verde, Pesto und grünen Oliven sowie eine ziemlich traurig aussehende Schüssel Guacamole; beide sehen reichlich mitgenommen aus. Ich habe angestrengt darüber nachgedacht, ob es nicht doch eine Kekssorte, einen Kuchen oder einen Schokoriegel gibt, die grün sind, habe aber kläglich versagt, und mein Versuch, Chips mit Salz und Essig auf den Speiseplan zu stellen, wurde mit einer derartigen Entrüstung aufgenommen, dass man den Eindruck haben könnte, ich wolle die beiden vergiften.
Amanda, die wie üblich nur an ihre eigenen Gefühle denkt,
verlangt nach einem augenblicklichen Update in Sachen Eddie.
»Den ganzen Abend über kein Lebenszeichen von ihm«, murmele ich.
»Kein Lebenszeichen?«, wiederholt sie.
»Kein einziges. Zumindest nicht, bis er mit irgendeiner blöden Blondine am Arm hereingeschneit kam«, grolle ich.
Amanda setzt sich kerzengerade auf; Olivenöl spritzt auf Nickys sämtliche Kissen, und Gurkenscheiben kullern über Amandas Gesicht wie große, grüne Tränen, bevor sie in ihrem üppigen Ausschnitt verschwinden wie Münzen, die man in den Schlitz einer Geldmaschine steckt.
»Machst du Witze?« Ihr Gesicht ist verzerrt, wodurch die Maske anfängt zu bröckeln wie Beton, wenn man mit einem Vorschlaghammer daraufhaut. »Dieser Hurensohn!«
»Diese Höllenbrut«, knurre ich. »Ich hätte es nicht besser sagen können.«
»Wie konnte er nur!«
»Mit der aalglatten Leichtigkeit eines echten Schleimscheißers.«
»Ich glaube es einfach nicht!«
»So ein Schwein!«
Nicky blickt von Amanda zu mir und zurück, wie ein Zuschauer bei einem verbalen Tennisspiel, bei dem die Schimpfwörter über ein imaginäres Netz hin- und hergeschlagen werden.
»Ich denke, wir brauchen etwas zu trinken!«, murmelt sie und marschiert in die Küche.
Wenig später kommt sie mit einer Flasche Champagner und drei Gläsern zurück. Ihr Gesicht ist sauber gescheuert bis auf einige grüne Krümel, die noch in ihrem Haaransatz kleben.
»Den habe ich immer für eine besondere Gelegenheit aufgehoben«, sie wedelt mit dem Champagner in meine Richtung, »aber ich habe den Eindruck, wir brauchen ihn jetzt mehr als dann, wenn wir überglücklich sind.«
Tja, die Flasche ist grün, also ist es vielleicht zulässig.
»Wahrscheinlich gibt es eine absolut vernünftige Erklärung für alles.« Nicky grinst uns hoffnungsvoll an, während sie geschickt an den Drähten dreht und den Korken knallen lässt.
»O ja, zum Beispiel, dass er ein Date hat«, knurre ich.
»Könnte sie nicht seine Schwester
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