Die Hochzeit meiner besten Freundin
vorgibt, eine Unterhose zu sein, sich sofort erbarmungslos um meine Pobacken schließt.
Sexy Kleid. Nicht besonders sexy ist es allerdings, wenn man sich verstohlen von unten reinfassen muss, um die Unterwäsche zurechtzuziehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob der attraktive junge Barmann mich lachend oder lüstern ansieht, während er mich bedient und dabei diverse andere Kunden übersieht, die länger warten als ich.
In einem solchen Kleid kann man wohl kein Bier bestellen, also bestelle ich einen Gin Sling und bekomme ein puppiges, kleines, gefrostetes Glas, in das ein Scherzkeks eine Cocktailkirsche gesteckt hat.
Ich brauche nicht lange, um Gordon zu entdecken. Er sitzt mit drei Freunden an einem Tisch. Er ist laut, lärmend, rau und rüde, genau wie Lucy ihn beschrieben hat.
Sie haben ihren Tisch ganz eindeutig deshalb ausgesucht, weil sie von dort jede Frau im kurzen Rock begaffen können, die zur Tür hereinkommt – was ziemlich häufig der Fall ist. Sie sollten wirklich mit Bewertungskarten dasitzen. Es ist wie bei einem Schönheitswettbewerb, bei dem keines der Mädchen davon weiß, dass es teilnimmt.
Der Kerl gleich neben der Tür, der anscheinend sturzbetrunken ist, quatscht jedes Mädchen, das ihm zu nahe kommt, mit dem gleichen, geistreichen Spruch an: »Hi, ich bin Evan, komm mit mir ins Paradies.«
Scheint mir eher die Hölle zu sein.
Eine eins achtzig lange, lüsterne, lauernde Portion Testosteron.
Verstehen Sie mich nicht falsch, Testosteron hat einen wichtigen und wertvollen Platz in meinem Leben, aber es ist kein schöner Anblick, wenn es in solch geballter, ungezähmter Menge aus einem betrunkenen, verwirrten Kerl strömt, der auf der falschen Seite der Vierzig steht.
Eigentlich mag ich reife Männer. Nennen Sie mich ruhig zickig, aber ich mag es, wenn diese reiferen Männer attraktive, reife Männer sind.
Das Objekt meiner Untersuchung lehnt sich auf seinem Barhocker aus Kiefer und Chrom zurück. Durch die Designerbrille, die auf seiner Nasenspitze sitzt, starrt er kritisch und mit der prüfenden Genauigkeit eines Fachmanns bei einer Antiquitätenausstellung auf jede Frau, die vorbeigeht.
Dummerweise dauert es nicht lange, bis er auch mich entdeckt.
In diesem Kleid kann so ziemlich jeder so ziemlich alles an mir entdecken.
Der Typ auf dem Hocker neben mir lehnt sich so betont zu mir herüber, dass er mit dem Gesicht nach unten in meinen Ausschnitt zu plumpsen droht, falls er sich noch weiter vorbeugt. Dann muss ich nach ihm angeln wie nach einer verlorenen, falschen Wimper. Ausweichend blicke ich zur Seite. Gordon betrachtet meine Beine. Ich lasse ihm einige Minuten Zeit, und als ich wieder hinsehe, haben sich die wanderlustigen Augäpfel hinauf zu meinem Ausschnitt bewegt.
Weitere Minuten vergehen, und als ich erneut hinüberblicke, starrt er mir genau in die Augen. Hastig sehe ich weg.
Als ich mich traue, wieder hinzusehen, schaut er immer noch in meine Richtung, und unsere Blicke treffen sich kurz.
Er lächelt.
Hilfe.
Er hat mich ertappt, wie ich ihn anstarre, und versteht das total falsch.
Er denkt, ich versuche, Augenkontakt herzustellen.
Er denkt, ich stehe auf ihn.
Schnell sehe ich weg.
Zwei Minuten später sehe ich wieder verstohlen hinüber und werde mit einem koketten Lächeln belohnt, bei dem er eine Reihe sehr weißer und sehr künstlicher Zähne enthüllt.
Oh, Scheiße!
Er glaubt wirklich, ich bin interessiert.
Und was zum Teufel mache ich jetzt? Wie soll ich den Kerl bloß beobachten, wenn ich nicht mal wage, mich umzusehen, aus Angst davor, er sieht mich an!
Das alles liegt an diesem verdammten Kleid. Ich sollte unauffällig aussehen, und was machen meine blöden Freundinnen? Schicken mich in so einem Feger los.
Stur sehe ich in die entgegengesetzte Richtung und wage es nicht, noch einmal hinüberzublicken, falls er noch immer mit gebleckten Zähnen und einsatzbereitem Schwanz zu mir starren sollte. Doch mein taktischer Rückzug kommt zu spät.
Erschrocken beobachte ich im Spiegel über der Theke, wie Gordon etwas zu seinen Kumpanen sagt, in meine Richtung nickt und sich dann unter lautstarken Anfeuerungen einen Weg durch die Menge bahnt. Dabei fährt er sich mit der Hand durchs Haar und kratzt sich sogar mit dem Daumennagel eilig über seine Schneidezähne, bevor er hinter mir auftaucht.
»Was macht denn so ein süßes Mädel wie Sie ganz allein hier, hm?«
Sehr originell.
Langsam drehe ich mich zu ihm um, neige den Kopf und ringe mir ein Lächeln
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