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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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beobachten.
    Sollte er aus der Reihe tanzen – also Zungenküsse verteilen, sich in dunklen Ecken rumdrücken und so was -, muss ich sicherstellen, dass ich ein Beweisfoto davon bekomme, muss die gute, alte Sofortbildkamera hervorzaubern, sein Vergehen festhalten und dann eine Düse machen, bevor er mich entdeckt.
    Ganz simpel, wirklich. Bestimmt schleichen tonnenweise durchgeknallte Frauen mit Fotoapparaten um gut besuchte Bars. Niemand wird etwas merken. Von wegen! Wahrscheinlich könnte ich immer noch so tun, als wäre ich ein dämlicher Paparazzo, der Gordon mit einer Berühmtheit verwechselt. Da aber die einzige Persönlichkeit, der er entfernt ähnelt, Keith Floyd ist, könnte das schwer zu schlucken sein.
    Und was das Ganze noch schlimmer macht: Ich habe nichts Passendes in meiner mageren Kleidersammlung für eine Nacht in einer Szenebar. Und da Nicky zwei Nummern dicker ist als ich, musste ich mir etwas von Lucy leihen. Normalerweise wäre ich bereit zu töten, um auch nur ein einziges Teil aus ihrer üppigen Sammlung Designerklamotten in die Hand zu bekommen, doch das Hauptproblem liegt darin, dass ich nicht selber wählen darf. Und ihre Vorstellung von unauffälliger Kleidung besteht in etwas Pinkfarbenem, Kurzem und Schimmerndem, das wirklich nach Designer aussieht, aber auch sehr enthüllend ist.
    Ein weiteres kleines Problem (die Betonung liegt auf klein) ist, dass Lucy auch die Unterwäsche besorgt hat. Neue, versteht sich. Ich fürchte, ich stehe nicht auf das dubiose Vergnügen, in die Schlüpfer anderer Leute zu schlüpfen. Meine überaus praktischen und bequemen eigenen Schlüpfer sind zwar klasse, wenn man bei achtzehn Meilen Trekking pro Tag nicht den Po durchscheuern will, passen aber nicht gut unter ein Kleid, das wie Frischhaltefolie sitzt. Mein Höschen war darunter so sichtbar, dass man es noch aus dem Weltall zusammen mit der Chinesischen Mauer sehen könnte.
    Meine Sorge, Gordon könne das Kleid wieder erkennen, verflüchtigt sich nach einer kurzen Wallfahrt über den Treppenabsatz zu Lucys Wohnung, bei der es um ein knapp geschnittenes Nichts von einem Kleid geht.
    Das wäre ungefähr so, als wenn Casanova sich an Gesicht, Name und Beinlänge all seiner Eroberungen erinnern könnte. Nickys Schränke haben mich beeindruckt, aber Lucy hat keinen begehbaren Kleiderschrank, sie hat etwas, das viel eher einem separaten Apartment allein für die Kinder gleicht. Harvey Nichols im Haus, sozusagen.
    Funkelnagelneue Klamotten, noch unausgepackt und mit Etiketten, stapelweise süße Designerfummel. Ich hatte nie wirklich das Bedürfnis, Besitztümer anzuhäufen, werde aber bei diesem Anblick deutlich grün vor Neid. Wenn dies das Resultat einer Karriere ist, dann ist meine Vorstellung eines sorgenfreien Antimaterialismus ein wenig überholt, und ich müsste mich auch nicht mehr schuldig fühlen, wenn ich die Schaufenster von Harvey Nichols voll sabbere.
    »Ich bin tot und im Modehimmel«, seufzt Nix und starrt voller Ehrfurcht und Begierde auf die Reihen wundervoller Kleider, die uns umgeben.
    In Lucys Ankleidezimmer zu sein, bedeutet für einen Modefreund dasselbe wie für einen Chocoholic, in der Cadbury-Welt freigelassen zu werden mit dem Auftrag, »alle Spuren zu vernichten«.
    Bald schon habe ich meine drei Jahre alten Schlüpfer von Marks & Spencer gegen einen Hauch von Nichts eingetauscht, der passenderweise von Agent Provocateur ist, die Konsistenz von Zahnseide hat und ungefähr so komfortabel ist wie eine feste Zahnspange auf widerspenstigen Zähnen.
    So dass ich mit dem Kleid, den Dessous und der Kriegsbemalung, die Lucy mir verpasst, aussehe wie eine Porno-Barbie.
    Ich weigere mich aber, als Nicky meinen Kopf mit GlitterSpray einnebeln will. Trotzdem sehe ich immer noch aus wie eine bunte Fee.
    Eine Stunde später laufe ich dann bei »Al Fresco’s« ein mein Gesicht leuchtet vor Scham so wie mein Kleid.
    Ich bin ein bisschen erleichtert, als ich sehe, dass zahlreiche junge Clubber in der Bar sind, die alle Outfits tragen, bei deren Anblick meine Oma sofort einen Herzschlag bekäme, doch ich bin immer noch eine der auffälligsten.
    In diesem Kleid sehe ich aus, als wäre ich völlig nackt, abgesehen von etwas geschickt platziertem rosa Chiffon und etwas Glitzerstaub.
    Ich bahne mir einen Weg durch die Menge bis zu der langen, hölzernen Theke und platziere meinen Hintern auf einem Hocker, den ich mir erkämpfen muss, um beim Hinsetzen feststellen zu müssen, dass die Würgeschraube, die

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