Die Hochzeit meiner besten Freundin

verloren?«
    Ob ich ihn verloren habe? Schön wär’s!
    Ich atme tief durch.
    »Nicht ganz, nein. Versteh doch_ also, Tatsache ist « Ich sehe von Lucys besorgtem Gesicht auf den Boden, der nicht ganz so ausdrucksstark ist, und ringe nach Worten. »Das Mädchen, dem er seine Uhr vor die Nase gehalten hat_ ähm_ das war ich. Es war nicht mein Fehler! Er muss bemerkt haben, dass ich hinüberstarre, und sich gedacht haben _ na ja, du weißt schon. Weil ich die ganze Zeit zu ihm geschaut habe, muss er gedacht haben, ich wäre interessiert.«
    Nervös sehe ich auf und stelle überrascht fest, dass Nickys Grinsen noch breiter ist als zuvor.
    »Aber das ist doch großartig!« Sie strahlt.
    »Ach ja?«, frage ich überrascht.
    »Na klar doch! Das bedeutet, dass wir ihn genau da haben, wo wir ihn haben wollen. Wie ist es ausgegangen? Hast du dich noch mal mit ihm verabredet?«
    »Er hat mir seine Karte mit der Handy-Nummer gegeben, aber ich glaube, ich habe sie verloren.«
    »Das ist doch gar kein Problem. Ruf ihn an.«
    »Was, jetzt?«
    »Was du heute kannst besorgen _«
    Nicky reicht Lucy das tragbare Telefon, und die tippt Gordons Mobilfunknummer ein.
    »Das ist das erste Mal, dass ich ein Date für meinen eigenen Mann vereinbare«, sagt sie kichernd.
    Ich wünschte, ich könnte das auch so lustig finden.
    »Huch, schnell, es klingelt!« Sie wirft mir den Hörer förmlich zu, als Gordon bereits abnimmt. Die Hintergrundgeräusche sagen mir, dass er immer noch in einer Kneipe ist. Ich kann die Musik und das Gelächter und den betrunkenen Evan hören, der irgendeinen obszönen Rugby-Song grölt.
    »Jo! Gordon Mcclure!«, überbrüllt er das Getöse.
    Jo? Gütiger Himmel!
    »Hallo, Gordon. Ah _ hier ist Annabuh _ ich meine Annaliese.«
    Kichernd zieht Nicky die Augenbrauen in die Höhe und äfft mich nach: »Annaliese!«
    Mit Blicken bedeute ich ihr, um Himmels willen den Mund zu halten.
    »Ja, die Annaliese!«
    »Ja, ich habe auch an dich gedacht. Ah-häm, ja, mir war auch klar, dass ich der Versuchung, dich anzurufen, nicht lange widerstehen konnte, du bist ja auch sooo unwiderstehlich!« Ich schneide eine Grimasse. Sein Ego würde es diesem Mann nicht gestatten, sich zu fragen, warum ein Mädchen, das er eine Nanosekunde lang in einer Bar gesehen hat, so begeistert auf seine betrunkene Anmache abfährt, dass es ihn noch am selben Abend anruft.
    »Hör mal, ich habe über deine Einladung nachgedacht. ja, genau, ich würde mich sehr freuen, deshalb rufe ich an. Wann? Samstag?« Ich sehe zu Nicky und Lucy hinüber, die begeistert nicken. »Ja, klar, Samstag passt bestens. Tschuldigung, die Verbindung ist so schlecht, hast du gesagt, du willst mich um acht abholen?«
    Sofort hören ihre Köpfe auf zu nicken und werden stattdessen nachdrücklich geschüttelt. Lucy fährt sich mit dem Finger über die Gurgel. Ich kann Gordon ja wohl kaum bitten, mich hier abzuholen, die Adresse könnte ihm entfernt vertraut sein.
    »Nein, das brauchst du nicht, wirklich, wir treffen uns dort. ja, super, im »Vigaro«, in Little Venice. Ja, das kenne ich. Acht Uhr. Ja, ich freue mich auch, wirklich. Bis dann. Ciao.«
    »Ciao!«, säuselt Nicky, als ich ziemlich genervt die Aus-Taste betätige und ihr den Hörer in die Hand drücke.
    »Er hat’s zuerst gesagt«, verteidige ich mich und wende mich dann an Lucy. »Okay, die Drecksarbeit ist getan, was jetzt?«
    Sie streicht sich den Vorhang blauschwarzer Haare aus dem Gesicht.
    »Ganz einfach. Ich werde am Wochenende ›verreisen‹, damit er sturmfreie Bude hat, was wohl bedeutet, dass er dich mit in die Wohnung nimmt.«
    »Und was, wenn nicht? Was, wenn er mit mir in eine schäbige Absteige fährt, die Meilen von hier entfernt ist, wo es kein Entkommen gibt, wo keiner meine Hilfeschreie hört?«, fantasiere ich.
    Lucy blickt seufzend zur Decke.
    »Es ist ganz einfach. Er wird sich an dich ran machen, und dann akzeptierst du einfach sein Angebot, mit ihm in seine Wohnung zu kommen.«
    »Bist du sicher, dass er es mir anbietet?«
    »Glaub mir«, sie lächelt trocken, »das wird er!«
    »Alles klar, er bietet es mir an, und was mache ich, wenn ich mit ihm in der Wohnung bin? Den Fotoapparat zücken und behaupten, ich stehe auf perverse Bilder? Nein, danke! Ich habe nicht vor, auf deinem nackten Gatten einen auf David Bailey zu machen. Außerdem müsste ich ja wohl mit ihm zusammen auf einigen der Schnappschüsse drauf sein, damit sie belastend sind, und ich müsste dabei etwas Bestimmtes tun. Aber