Die Hochzeit meiner besten Freundin
will Gordon mehr? Vielleicht liegt es an dem Nervenkitzel, den man bei verbotenem Sex empfindet, am Adrenalinschub, dem Hochgefühl, das man manchmal erlebt, wenn man weiß, dass man etwas Verbotenes tut.
»Na gut, nehmen wir mal an, ich beschließe, ihr zu helfen«, sage ich vorsichtig, »was kann ich denn schon tun?«
Nicky strahlt. Sie denkt, ich gebe nach.
»Du beschattest ihn, wie du Richard beschattet hast«, erklärt sie begeistert. »Beobachte, wohin er geht, was er macht, mit wem er es macht.«
»Aber wie weit muss ich wirklich gehen?«
»Wie Lucy schon sagte, sie braucht knallharte Beweise.«
»Was, etwa ein Foto davon, wie er einen Ständer hat?«
Nicky kichert.
»Ich sagte knallhart, nicht schlaff.«
»Na ja, ich muss schließlich einen Job finden, stimmt’s. und wahrscheinlich ist so was besser als Büroarbeit von neun bis fünf. Wie du ja weißt, eigne ich mich nicht für so was.«
»Wirst du es für sie übernehmen, Belle?«
Die Aussicht, mir während weiterer Nächte in Arnold dem Ausgelassenen die Brustwarzen abzufrieren, ist nicht gerade verlockend, aber immer noch verlockender, als mich von Knightsbridge-Nigel angraben zu lassen, während ich versuche, überteuerte Drinks an überbezahlte Kerle zu verkaufen.
»Ich weiß nicht.«
Nicky schiebt mir einen Briefumschlag zu.
»Was ist das?« Misstrauisch beäuge ich ihn.
»Bares.«
»Bares?«
»Genau.« Sie grinst. »Ich weiß, dass du lange keins gesehen hast, aber du wirst doch wohl nicht vergessen haben, wie es aussieht.«
»Ich habe vielleicht vergessen, wie es aussieht, aber ich könnte nie den besonderen Geruch von Geld vergessen!«, grinse ich, schnappe mir den Umschlag und tue so, als würde ich das Aroma einatmen, als handele es sich um frisch gebrühten Kaffee und warme Croissants.
»Na los, zähl nach«, drängt Nix.
Zögernd zieh ich das Bündel Zwanzigpfundnoten aus dem Umschlag und blättere es durch.
»Fünfhundert Pfund!«
»Das ist für die erste Woche. Und Lucy hat gesagt, dass sie all deine Ausgaben bezahlt.«
»Ehrlich?«
Nix nickt.
»Und was genau versteht sie unter Ausgaben? Die ganze Schokolade, die ich esse, eine Wärmflasche und einen Regenmantel?«
»Och, weißt du, wenn du die ganze Nacht in einer Bar verbringen musst, wird sie wohl für die Spesen aufkommen, Reisekosten und so was.«
»Reisen?« In diesem Fall vergessen Sie den Regenmantel. »Also, wenn Reisen dabei sind, dann werde ich als erstes einen anderen Wagen mieten!«
»Du willst doch Arnold nicht etwa loswerden?«
»Nein, ich will Arnold nicht loswerden, ich will Arnold auf den Schrottplatz bringen und persönlich dafür sorgen, dass er zertrümmert wird, dass das Metall sich biegt und knirscht, bis alle seine Federn um Gnade winseln.«
Der entsetzte und doch faszinierte Ausdruck auf Nickys Gesicht hält mich davon ab, weitere Tiraden über den schrecklichen Tod, den ich für Arnold vorgesehen habe, von mir zu geben.
»Tut mir Leid, Nix.« Ich grinse kleinlaut. »Ich weiß ja, dass er deine erste Liebe war…«
»Nein.« Nicky schüttelt den Kopf und erstrahlt dann in einem dieser breiten, herzlichen Nix-Lachen, die ich fast zwei Jahre lang nicht zu Gesicht bekommen habe. »Ich habe nur gerade gedacht, dass ich genau das gern mit Richard machen würde.«
Gordon ist zweiundvierzig und hat graue Haare, die in zwei sorgfältigen Wellen über den Schläfen zurückgekämmt sind. Er hat ein zerfurchtes Gesicht, markant und sonnenverbrannt, und wenn man ihm den Zugang zu Nicky Clarke verbieten, ihn von den Gucci-Schuhen, dem Armani-Anzug, der Brille von Pierre Cardin und der Uhr von Patek Philippe befreien würde, dann sähe er wahrscheinlich aus wie ein wettergegerbter Fischer aus Cornwall. Er ist ein Fuchs im Schafspelz, dem es gelungen ist, die Konjunkturflaute zu überstehen, indem er immer zur rechten Zeit am rechten Ort war, und der dann das große Los gezogen hat, indem er die Tochter des Chefs heiratete.
Mein Auftrag ist leicht. Ich muss dasselbe wie bei Richard machen, doch dieses Mal werde ich keine Regenrinnen hinaufklettern oder von ihnen herunterfallen – hoffe ich.
Ich befinde mich auf etwas sichererem Terrain – nicht viel sicherer allerdings, da ich zum zweiten Mal in dieser Woche bei »Al Fresco’s« gelandet bin, dem Herrschaftsgebiet von Ekel Nigel und dem gegenwärtigen Aufenthaltsort von Gordon, der mit ein paar Kumpanen einen draufmacht.
Mein Auftrag lautet, in einer nahe gelegenen Ecke zu lauern und ihn zu
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