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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hineinzustellen.
    Dieses Haus ist ein einziger Widerspruch aus wenigen geschmackvollen Möbeln und einer grauenhaften Ausstattung. Vielleicht passt das zu Eddie Farrars widersprüchlicher Persönlichkeit, über die sich Amanda so bitterlich beklagt hat. Von wegen er liebt mich, er liebt mich nicht. Eddie Farrar, der Unvorhersehbare.
    Das Schlafzimmer ist genauso wie der Rest des Hauses: keine Fotos, keine Kleidung, keine Damenunterwäsche neben den Unterhosen in der obersten Schublade, keine kleinen Designerkleidchen in seinem Kleiderschrank. Aber das könnte auch nur ein weiterer Hinweis auf seinen Geschmack sein statt auf den Geschmack einer möglichen Freundin.
    Das Bett ist nicht gemacht, und eine einzelne Mulde im Kopfkissen zeigt, wo sein Kopf letzte Nacht allein gelegen hat.
    Ich ziehe die oberste Schublade einer Kommode auf und finde mich Angesicht in Angesicht mit etwa zwanzig Paaren säuberlich zusammengelegter Socken wieder. Daneben befinden sich ein Stapel weißer Taschentücher und zahlreiche, farblich aufeinander abgestimmte Unterhosen.
    Jetzt kann ich ein Kichern nicht unterdrücken, obwohl es wahrscheinlich höchst unangebracht ist. Ein komisches Gefühl. Ich bin im Haus eines fremden Menschen und wühle in seinen persönlichen Sachen herum. Was sagen doch Einbruchopfer immer? Sie fühlen sich vergewaltigt. Ich kann verstehen, warum. Der Gedanke, dass jemand mein Schlafzimmer durchsucht, ohne dass ich vorher Gelegenheit habe auszumisten, ist wirklich furchtbar. Insbesondere bei meiner Wäsche. Also bei den paar ausgebleichten und grauen Teilen in meiner Schublade, die einmal meine Wäsche waren, vor mehreren Jahren und mehreren Kontinenten. Ich bin noch nicht auf Sicherheitsnadelniveau gesunken, aber weit ist es nicht mehr. Mir wird klar, dass ich meine alten, treuen Freunde besser wegwerfen und in etwas investieren sollte, das nicht wie ein recyceltes Tischtuch aussieht. Aber nur weil sie dank einer verirrten Socke beim Waschen eines Tages ein Batikmuster bekommen haben, heißt das noch nicht, dass meine Höschen nicht mehr tragbar sind.
    Es ist ja nicht so, als würde ich auf die Straße gehen und von einem Bus überfahren werden oder so etwas. Das Letzte, worüber man sich Gedanken macht, wenn man von Linie 15 halb platt gedrückt wurde, ist die Frage, ob man auch ja seinen weißesten Slip trägt. Der Knöchel ist gebrochen, die Nieren sind zerquetscht und die Lunge ist flacher als ein Pfannkuchen am Faschingsdienstag, aber das macht ja alles nichts, schließlich ist die Unterwäsche absolut jungfräulich!
    Eddie Farrar hätte damit allerdings kein Problem. Nicht ein Loch oder ein schäbiges Stück Stoff sind in Sicht. Und nichts in der Wäscheschublade und dem ganzen Schlafzimmer deutet auf eine Frau in seinem Leben hin.
    Das Einzige, was sich mit Sicherheit festhalten lässt, ist, dass Eddie Farrar einen Putzfimmel, Velourstapete im Flur und Spiegel an der Schlafzimmerdecke hat.
    Diese Beweise müssten bereits ausreichen, um Amanda davon zu überzeugen, dass sie ohne ihn besser dran ist. Aber wahrscheinlich weiß sie bereits Bescheid über sein blitzblankes Bad, den Zustand seiner Unterwäsche und die Aussicht von seinem Bett, und dennoch hechelt sie nach mehr. Er muss also zum Ausgleich ein paar gute Eigenschaften haben. Entweder das, oder sie ist tatsächlich die totale und völlig durchgeknallte Irre, für die ich sie halte.
    Uber dem Queen-Anne-Stuhl in der Ecke hängt ein Hemd von Ralph Lauren. Ich inspiziere den Kragen auf der Suche nach Spuren von Lippenstift, presse das weiße Leinen dann gegen mein Gesicht und atme tief ein, um verräterische Gerüche zu erschnüffeln.
    Das Hemd riecht schwach nach Aftershave. Darunter mischt sich der aufregende Duft nach sauberer, warmer Männerhaut. Gott, was riecht er gut!
    Ich atme noch einmal tief ein, ganz erstaunt und auch beschämt darüber, wie angenehm ich es finde, am zurückgelassenen Hemd eines Mannes zu schnüffeln. Doch plötzlich werde ich auf ziemlich unsanfte Weise von einem Geräusch im Erdgeschoss aus dem Schnüffelhimmel zurückgeholt.
    Ein Schlüssel, der in die Eingangstür gesteckt wird.
    Kennen Sie den Satz: »Die Zeit stand still.«? Ich höre auf zu atmen, zu blinzeln und zu denken. Ich schwöre, mein Herz setzt für einen Moment aus. Der Grund für den tadellos sauberen Abfluss ist der, dass er eine Putzfrau hat.
    Ich gleite hinter die Schlafzimmertür und höre, wie sie den Wandschrank im Korridor öffnet und den Staubsauger

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