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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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werfe meinen Morgenmantel über und stapfe verschlafen in die Küche, wo ich mich mit Vorräten versehen will, bevor ich an den Trost spendenden Busen meiner geliebten Kuscheldecke zurückkehre.
    Nicky steht mit dem Rücken zu mir an der Arbeitsplatte, und Metall klimpert gegen Porzellan, als sie Kaffeepulver in Tassen verteilt.
    Wenigstens dachte ich, es sei Nicky.
    Ich schiebe die Augenlider ein paar Millimeter höher, um genauer hinzusehen.
    Das ist Nickys Morgenmantel, doch darin steckt eindeutig nicht Nicky, es sei denn, sie hat über Nacht eine Geschlechtsumwandlung durchlebt, die breite Schultern, kräftige, behaarte Beine und einen Bürstenhaarschnitt umfasst.
    Der Wasserkocher fängt an, Dampf abzulassen.
    Das Geschäft in Nickys Morgenmantel gießt mit einer Hand heißes Wasser in die Tassen, während es sich mit der anderen am Po kratzt. Dann nimmt es beide Tassen in eine seiner großen Hände und schlurft aus der Küche, wobei es mich aus blutunterlaufenen Augen ansieht und mir ein schroffes »Morgen« zuwirft, das mir auf einer sauren Alkoholfahne ins Gesicht weht.
    Ungläubig und angeekelt sehe ich zu, wie er in Nickys Schlafzimmer verschwindet.
    Elvis, dessen Nase ebenfalls ganz entschieden gerümpft ist, blickt der entschwindenden Gestalt verächtlich hinterher und entscheidet sich dafür, mit mir in die Koje zu hüpfen, wo wir dann beide trübsinnig nebeneinander unter der Bettdecke hocken, grummeln und uns um die letzte Scheibe Toastbrot streiten, während Nickys Bettfedern eine ganz eigene, quietschende Interpretation eines schneller werdenden Metronoms spielen, als sie und ihr neuester Mitnahmefick ihrerseits zu einem ziemlich hitzigen Crescendo ansetzen.
    Ich finde, dass Elvis irgendwie niedlich ist. Es ist schön, neben Nicky und Jamie noch jemanden zu haben, der immer, wenn er mich sieht, ausflippt vor Freude.
    Er ist zumindest so lange niedlich, bis er sich in den Kopf setzt, mein einziges anständiges Paar Schuhe aufzufressen, sich weigert, schlafen zu gehen, es sei denn auf meinem einzigen Pulli ohne Löcher, und darauf beharrt, alles Essbare mit mir zu teilen, das ich gerade in den Mund zu stecken versuche.
    Und er wächst – täglich und stündlich – und isst, schläft, schmust, scheißt, isst, schläft, schmust, scheißt, stiehlt und wütet.
    Dieser Hund ist ein Hooligan. Noch schlimmer aber ist die Tatsache, dass Jamie sich geirrt hat. Sicher, Nickys lange Nächte und zahlreichen Dates werden allmählich weniger, das Telefon wird nicht mehr ständig von männlichen Verehrern belagert, die sie einladen wollen, und die Schlange vor der Tür hört bereits am Lift auf, statt wie vorher unten in der Halle. Doch sie ist in den letzten Wochen immer noch mit mehr Männern ausgegangen als Zsa Zsa Gabor und Elizabeth Taylor zusammen.
    Zugegeben, ich übertreibe bei ihren Eroberungen ein bisschen. Aber nur ein bisschen. Sie hat noch keinen zweiten Morgenmantel wie meine Mutter, doch in letzter Zeit habe ich einige komische Typen in ihrem eigenen durch die Küche wandern und Kaffeetassen umklammern sehen.
    Man fragt sich, wo eine Frau so viele passende Männer hernimmt. Aber genau das ist es ja. Sie sind nicht so ganz das, was ich als passend bezeichnen würde. Es ist erstaunlich, wie viele Männer man doch in seinem Leben haben kann, wenn man seine Anforderungen herunterschraubt. Ich bin nicht herablassend, ich bin ehrlich. Jede Frau wird zugeben, dass sie einen »Typ« hat. In der Regel gehört dieser »Typ« zu der männlichen Spezies, die nach eigenem Ermessen die persönlichen Parameter von Bedarf oder Anspruch erfüllen. Zu meinen Parametern gehört zum Beispiel Folgendes:
    (1) Sinn für Humor (der zu meinem eigenen passt)
    (2) Genug graue Zellen, um ein anständiges Gespräch zu führen
    (3) Finanzielle Unabhängigkeit (das gilt für beide Seiten)
    (4) Nicht zu groß (aus irgendeinem Grund finde ich große Männer nicht attraktiv)
    (5) Breite Brust und starke Arme (entschuldigen Sie, dass ich anfange zu geifern)
    (6) Ehrlich, aber frech
    (7) Aufmerksam, doch unabhängig
    (8) Sollte meiner Definition von attraktiv entsprechen (Schönheit ist etwas sehr Subjektives)
    (9) Einen Knackarsch, von dem eine Pfundmünze abprallen würde
    (io) Geistig, körperlich und emotional treu
    Ich bin gar nicht anspruchsvoll, was?
    In der Regel erfüllen nicht viele Männer alle Punkte einer solchen Liste (Nummer zehn ist nahezu unmöglich zu erfüllen). Wenn man einen oder zwei weglässt, haben sie

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