Die Hochzeit meiner besten Freundin
herausholt. Ich kann die kleinen Rollen hören, die auf den Dielen quietschen, als sie ins Wohnzimmer geht, dann das Geräusch ihrer Schritte, als sie wieder zum Wandschrank geht und den Kasten mit den Reinigungsmitteln herausnimmt.
Was zum Teufel soll ich tun?
Jede Sekunde kann sie die Treppe heraufkommen und mich in einer Pfütze meines eigenen Pipis dastehen sehen, das Herz in meiner schäbigen Hose und ohne eine vernünftige Erklärung dafür, was zum Teufel ich im Haus dieses Mannes zu suchen habe. Was mache ich bloß? Wahrscheinlich könnte ich immer noch einen Blitzstrip hinlegen, mich aufs Bett werfen und behaupten, ein Uberbleibsel der letzten Nacht zu sein.
Glücklicherweise rettet mich der Ferrari unter den Staubsaugern.
Während sie mit zittriger Fistelstimme If you wanna be my lover singt, schaltet sie ihn ein und fängt an, den Teppich im Wohnzimmer zu attackieren. Ich mache mir das Getöse zu Nutze, öffne vorsichtig das Schiebefenster im Schlafzimmer und hieve meinen Hintern nach draußen.
Was habe ich doch gleich über Regenrinnen gesagt? Nie wieder. Und da bin ich, im ersten Stock dieses Mal, und hänge schon wieder an einer.
Dieses Mal schaffe ich es auch ohne Hilfe der Schwerkraft, nach unten zu gelangen, und dann spurte ich wie ein Rennhund weg vom Haus.
Wer braucht schon Extremsport für den Adrenalinkick? Wenn Sie mal richtig Herzklopfen haben wollen, lassen Sie sich dabei ertappen, wie Sie im Haus eines Fremden rumschnüffeln. Mein Herz holt auf, was es vor wenigen Minuten versäumt hat, und schlägt jetzt doppelt so schnell und doppelt so laut wie der Bass bei einem ziemlich abgefahrenen Garagen-Sound.
Ich erreiche den sicheren hinteren Gartenteil und lehne mich gegen die kühlen, mit Flechten überwucherten Steine der Gartenmauer, verharre im Schutz der langen Nachmittagsschatten und des dichten Laubdachs eines struppigen Busches, der sich mit der Ausdauer einer Boa Constrictor an der Mauer entlangrankt. Dann stoße ich den Atem aus, den ich während der letzten Minuten angehalten habe.
Das war knapp.
Noch nie im Leben hatte ich solche Angst, nicht einmal, als Gordon die Hosen runtergelassen und sich quer durchs Schlafzimmer auf mich katapultiert hat, den Schwanz dreißig Zentimeter vor sich wie eine Furcht erregende Pommes frites.
Ich zittere wie ein bestrafter Windhund, meine Beine fühlen sich wie Gummi an, und mir bricht der Schweiß aus, obwohl mir eiskalt ist.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und stelle erschrocken fest, dass das, was ich benutze, um meine fiebrige, gerunzelte Stirn abzutupfen, und was ich mit klauenartigen Händen umklammere, eine hellgrüne Unterhose ist.
Welche Art Mann trägt diese Art Unterhose?
Es ist keine Feinrippunterhose, keine ausgeleierte Boxer-Shorts und auch keiner von diesen schrecklichen Tangas für Herren. Sie wissen schon, diese ekligen, knappen, schimmernden, sackartigen Teile, mit denen manch alter Schwachkopf beharrlich protzen will. Nein, das hier ist einfach eine Unterhose aus Baumwolle, die sich weich anfühlt und angenehm nach Waschpulver riecht.
Vielleicht sollte ich sie wie eine Trophäe an der Wand meines Schlafzimmers aufhängen – sie auf eine Tafel nageln und über meinem Bett platzieren.
Schließlich hänge ich sie in keckem Winkel über eine der metallenen Eckkugeln an meinem verschnörkelten Eisenbett, wie ein Pirat, der die Flagge eines gekaperten Schiffs zur Schau stellt.
Irgendwie gefällt mir die Vorstellung, eine Piratin zu sein. Ich fühle mich ein bisschen als Robin Hood für die Gefühle der Frauen. Das ist viel besser als die Vorstellung, jemand zu sein, der gerade in die Privatsphäre eines anderen Menschen eingedrungen ist – und das »in the name of sisters doing it for themselves«.
Nein, ich bin keine billige Schnüfflerin.
Ich bin eine Freiheitskämpferin.
Eine verstohlene Verlässlichkeitsfördererin für fortschrittliche Frauen.
Eine hilfreiche, hellgrüne Höschen holende Heldin.
Die nächsten zwei Wochen verbringe ich damit, Eddie Farrar wie sein eigener Schatten zu folgen. Ich glaube, der arme, alte Arnold bekommt noch tausend Meilen mehr auf den Buckel, und das mit einem Motor, dessen Tacho bereits einmal voll war und der jetzt jedes Mal damit droht, eines spektakulären Todes zu sterben, wenn ich ihn dazu zwinge, Eddies wie verrückt rasenden Porsche bei einem weiteren Ausflug auf der Autobahn verfolgen zu wollen. Um ehrlich zu sein: Obwohl ich am Anfang immer hinter Eddie bin,
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