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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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verliere ich ihn in der Regel. Doch ich habe herausgefunden, dass er üblicherweise an einem der folgenden drei Orte anzutreffen ist: im »Black Betty’s«, im »Lazy Daisy’s« oder – zu unchristlich früher Morgenstunde, wenn selbst Dracula sich mit dem Gedanken trägt, in seinen Sarg zurückzukehren -, zu Hause im Bett, allein.
    Er hat gar keine Zeit für eine Beziehung. Dieser Mann ist ein Workaholic. Die Tatsache, dass sein Job es mit sich bringt, viel in Bars herumzuhängen, muss es einem leichter machen, die vielen Stunden dranzuhängen, die er opfert, doch er verbringt immer noch mehr Zeit mit Arbeiten als Nicky mit Essen und Ausgehen.
    Widerstrebend beschließe ich, dass es an der Zeit ist, Amanda diese Information zukommen zu lassen, und mache den von ihr herbeigesehnten und von mir gefürchteten Anruf, in dem ich sie bitte, für den abschließenden Richterspruch zu uns zu kommen.
    Mad Manda, wie Jamie sie in der Zwischenzeit getauft hat, düst auf ihrem Besen mit einer Geschwindigkeit herbei, die der Concorde Konkurrenz machen könnte.
    Seit unserem letzten Treffen war sie sichtbar fleißig.
    Sie hat sich den Haaransatz färben und die kaputten Spitzen schneiden lassen und trägt jetzt blonde Locken, die ihr über die Schultern fallen.
    Außerdem hat sie trainiert, und der etwas kleiner gewordene Hintern steckt in einer knallengen Lederhose, in der sie zusammen mit dem passenden Blazer ein bisschen vulgär und noch etwas beängstigender als sonst aussieht.
    Sie raucht immer noch Kette und qualmt wie eine Dampflok. Wegen des Rauches hat sie die dunkelblauen Augen zusammengekniffen, aus denen sie neidische Blicke auf Nicky wirft, die sich gerade durch eine ganze Packung Pringles arbeitet, die sie in Frischkäse dippt.
    Glücklicherweise – oder unglücklicherweise, je nach Standpunkt – gibt es für sie Dinge von weitaus größerem Interesse als den Gipfel des Geschmacks in der Röhre, und nachdem sie den Sabber von ihrem Doppelkinn gewischt hat, fixiert sie mich mit den vorab erwähnten blauen Augen, während ich ihr einen Überblick über die letzten zwei Wochen gebe.
    »Also?«, fragt sie und sieht mich starr an.
    »Nichts«, erwiderte ich unumwunden.
    »Du meinst, er hat keine…«
    »Nicht die leiseste Spur einer anderen Frau in den vergangenen zwei Wochen. Im Club gibt es zwar eine Menge Mädchen…«
    Die blauen Augen ziehen sich zusammen.
    »Natürlich redet er mit einer Menge Leute, und eine Menge Leute reden mit ihm…«
    Sie sieht aus wie eine Kobra vor dem Angriff.
    »Aber niemand, der ihm nahe steht. Ich meine, es gibt keine Freundin. Bisher jedenfalls nicht. Er ist jede Nacht allein nach Hause gekommen. Ich bin ihm zwei Wochen lang wie ein treuer Pudel gefolgt, und er scheint nichts anders zu tun als zu arbeiten. In der Regel folge ich ihm zwischen acht und neun Uhr morgens zum Club, und er kommt fast nie vor zwei Uhr am nächsten Morgen nach Hause, und jedes Mal allein. Er muss total fertig sein. Ich bin’s auf jeden Fall.«
    Ich lache matt, doch Amanda stimmt nicht ein, obwohl sie sich beinahe zu einem Lächeln durchringt. Es gelingt mir sogar, das Lächeln im Gedanken an meinen abschließenden Scheck zu erwidern – mit Betonung auf dem abschließend, weil das heißt, dass ich nicht mehr für Miss Mad arbeiten muss.
    Amanda zieht ein Bündel Geldscheine aus der Gucci-Brieftasche ihrer Gucci-Handtasche und blättert schwerfällig den Betrag, den wir als Lohn vereinbart hatten, auf den Tisch. Doch statt ihn mir zu reichen, hält sie ihn in einiger Entfernung hoch wie ein Kind, das am Strand mit einer Karotte vor einem angenervten Esel herumwedelt, in der Hoffnung, dass er plötzlich mehr Begeisterung für einen kurzen Galopp aufbringt als Red Rum, der beim Grand National auf die Zielgerade einbiegt.
    »Bevor wir endgültig den Schlussstrich ziehen«, das Lächeln ist plötzlich zuckersüß und furchterregend, »gibt es noch eine Sache, die du für mich erledigen sollst.«
    Früh ins Bett und dann lange ausschlafen.
    Welch ein Glück!
    Ich liege im Bett, unter die Decke gekuschelt, und sehe mir auf Nickys altem tragbarem Fernseher Zeichentrickfilme an, bis mein Magen anfängt, nach einer großen Schale Cornflakes und einer Scheibe Toast mit Marmelade zu flehen. Obendrein dann ein netter Schokoriegel, um das Ganze abzurunden, mit der Entschuldigung, dass ich nach all der Rennerei in der letzten Zeit den Zucker brauche, um die verbrauchte Energie zu ersetzen. Ich kraxele aus dem Bett,

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