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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einschätzender Blick, der sich Ash für spätere Vergeltung einprägte.
    »Ich könnte euch alle töten«, sagte Acton. »Aber wir sind nicht zum Töten hier.«
    Zu hören, dass Acton seinem Beispiel folgte, versetzte Ash
in Hochstimmung. Acton hatte zuvor die Wahrheit gesagt – er war tatsächlich bereit zu folgen, wenn ein anderer führte. Aber sie waren nun in einer Sackgasse angelangt, und Ash wusste nicht, wie sie wieder herauskommen konnten.
    Bramble ging auf Beck zu und sagte leise zu ihm: »Du hast das alte Blut in dir, genau wie ich.«
    Beck erbleichte, und er schüttelte den Kopf. Nein, so war es nicht: Ash sah, wie die Gedanken in ihm arbeiteten und ihn ein wenig zittern ließen. »Du lügst«, sagte er.
    »Die Quelle der Geheimnisse hat es uns verraten«, sagte Bramble.
    Er holte schleppend Luft und hielt den Atem an. Dann stieß er ihn langsam wieder aus, um Gelassenheit ringend, damit seine Männer seine Reaktion nicht sahen. Es war, als habe Bramble ihm etwas gesagt, was er schon immer befürchtet hatte. Dann wurden seine Gesichtszüge hart. »Ob Acton oder nicht, ich bringe diese Wanderer zur Festung.«
    »Wir kommen mit«, sagte Bramble und fügte an Acton und Ash gerichtet hinzu: »Vielleicht ist da oben jemand, der mehr Verstand hat.«
    Beck winkte seine Männer zurück und ließ damit Ash und die anderen gehen. Seine Männer waren sichtlich erleichtert.
    Während sie vor aller Augen über den belebten Marktplatz zur Festung marschierten, grinste Acton Ash an. »Also bist du genauso ein Krieger wie ein Zauberer«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte Ash leise. »Ich bin ein Mörder. Und manchmal arbeite ich als Schutzwache. Aber ein Krieger bin ich nicht und werde es auch nie sein.«
    Die Stadtbewohner folgten ihnen. Sie fühlten sich von Actons Anblick angezogen, ohne zu wissen, ob er ein Bote des Zauberers war oder ein vorgerückter Kundschafter einer Armee.

    Am Tor der Festung, vor und in der es vor Wachen wimmelte, spürte Ash, wie sich sein Magen zusammenzog. Von den Männern des Kriegsherrn in eine Festung eskortiert zu werden, war ein Vers aus einem Lied, das am Galgen endete. Auf Becks Befehl öffneten die Soldaten das Tor, und langsam schwang es auf.
    Gerade als Ash Anstalten machte, vorwärtszugehen, schaute einer der Soldaten über Ashs Schulter hinweg zum Himmel hinauf. Plötzlich entstellte Entsetzen seine Gesichtszüge.
    »Lauft!«, schrie er und rannte in die Festung, seinen Spieß zu Boden werfend.
    Sie wirbelten alle herum.
    Windgeister. Die Götter mochten ihnen beistehen. Windgeister bahnten sich pfeilförmig einen Weg über den Himmel, wobei sie sich vor Vergnügen drehten und tanzten. Scham überwältigte Ash. Waren dies die Windgeister, die er unbeabsichtigt nach Süden geschickt hatte, von den Klippen oberhalb des Golden Valley? Hatte er sich damals auf Kosten anderer Menschenleben gerettet? Er hatte auch Flax und Horst gerettet, hielt er sich nun vor Augen, doch während die Windgeister der Festung immer näher kamen, hielt sich seine Scham, vermischt mit Furcht.
    Sie zogen hoch oben ihre Kreise und schrien gellend zu ihnen herunter: »Unser Meister hat die Hauptfestung erobert, und wir haben ein Festmahl gehabt! Bald, schon bald, werden wir auch hier schlemmen, Menschen!«
    Sie lachten voller Hohn und tänzelten spielerisch in der Luft, bevor sie gen Norden verschwanden, in Richtung der Central Domain. Das Schweigen, das sie hinterließen, wurde vom Schluchzen eines der Männer unterbrochen.
    »Er hat das Abkommen gebrochen«, sagte Baluch mit zitternder Stimme.

    »Er befehligt in seiner Armee Seelen wie Geister«, sagte Acton, offenbar nicht begreifend, was das Abkommen bedeutete. Der Gedanke, dass ein Mensch bewusst Windgeister dazu einlud, sich an anderen Menschen zu laben, ließ es Ash speiübel werden.
    »Sendat ist gefallen«, sagte Bramble langsam. Sie schaute zu Beck hoch. Sein Gesicht war bleich, doch er wahrte seine Haltung und ließ seinen Männern gegenüber keinerlei Furcht erkennen. »Hatte Thegan Geiseln?«
    Beck nickte.
    »Das hat ihm also nicht viel geholfen«, sagte Bramble. »Ich hoffe, die Windgeister haben ihm das Herz aus der Brust gerissen.«
    Ash erschauderte. In Brambles Augen lag eine schreckliche Intensität. Sie hasste Thegan – es waren seine Männer gewesen, die im Golden Valley versucht hatten, sie zu töten, als sie und Ash sich zum ersten Mal begegnet waren.
    Acton trat vor und stellte sich vor Beck.
    »Wie es scheint, sind Geiseln sinnlos.

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