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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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würde noch genug Zeit sein, sich über den Rest seines Lebens den Kopf zu zerbrechen.
    Die Menschen, die vor den Geistern flüchteten, hatten
eine Menge zurückgelassen. Ohne viel suchen zu müssen, entdeckte er in dem letzten Bauernhof einen Schinken und etwas Käse. Er zögerte einen Moment, ob er ihnen Silber hinterlassen sollte, ging dann aber davon aus, dass, wenn er dies tat, der Bauer es wahrscheinlich nie in die Hand bekäme. Daher ignorierte er das Schuldgefühl, das der Diebstahl in ihm auslöste, und lud ein leichtes Bündel mit ausreichend Lebensmitteln auf das zusätzliche Reittier, dazu einen guten Vorrat Hafer. Wenn es zum Schlimmsten kam, würden die Pferde mit Gras auskommen und er selbst sich von Haferschleim ernähren. Das hatte er schon einmal getan, als er während eines Erkundungsritts zwei Wochen in einer Höhle eingeschneit worden war.
    Damals war Thegan gekommen, um nach ihm zu suchen. Nachdem der Schneesturm sich gelegt hatte, hatte ihn Thegan mit einem von ihm persönlich angeführten Rettungstrupp ausgegraben. Thegan hatte so viel gute Eigenschaften: Loyalität, Mut, Intelligenz, Voraussicht. Tränen brannten in Leofs Augen; es fühlte sich an, als wäre sein Befehlshaber, der Befehlshaber, hinter dem er so lange Zeit gekämpft hatte, an den er so lange geglaubt hatte, tot. Doch so hatte er nie existiert.

    Leof sah zu, wie die Geisterarmee sich der Brücke näherte, die über den Abgrund des Fallen River führte. Er befand sich in der Nähe von Wooding, auf einer kleinen Erhebung, die vor Blicken verborgen lag. Ein Kundschafter aus der Stadt, ein älterer Mann mit grauem Haar, wurde von einem der Geister niedergestreckt, als er versuchte, zurück zu dem kleinen Trupp zu gelangen, der die Brücke hielt. Männer mit Äxten standen bereit, um die Stützen der Brücke durchzuhacken und die Brücke in den Abgrund herunterkrachen zu lassen. Dann würden die Geister einen langen Umweg einschlagen
müssen, bis zur Furt nahe der Three River Domain. Wenn sie die Brücke nicht zerstörten, das wusste Leof, dann würden die Menschen nicht lange überleben.
    Plötzlich trat jemand den Geistern entgegen und blieb stehen, während die Leute sich hinter ihn drängten, um zu sehen, was geschah.
    Leof rechnete damit, dass die Geister vorpreschen und alle umbringen würden. Doch es geschah gar nichts. Der Zauberer trat an die Spitze, flankiert von jenen zwei Geistern, die offenbar den Kampf in Sendat angeführt hatten. Sie redeten – redeten! – mit dem Mann auf der Brücke. Dann machte erstaunlicherweise die gesamte Geisterarmee kehrt und folgte dem Fluss in Richtung Furt. Es wirkte unwirklich.
    Leof bemerkte, dass er am ganzen Körper zitterte. Was war hier geschehen? Hatte der Kriegsherr der South Domain eine Möglichkeit gefunden, die Geister zu besiegen? Er ritt ein wenig näher, um einen besseren Blick auf die Männer werfen zu können, die sich nach wie vor auf der Brücke befanden Die meisten von ihnen waren keine Männer des Kriegsherrn, auch wenn ihr Anführer ein Offizier zu sein schien. Waren es … Wanderer?
    Während die Geister und ihre menschlichen Verbündeten flussabwärts zogen, entspannten sich die Männer auf der Brücke, setzten sich und holten kleine Flaschen und Brot heraus und feierten. Leof ritt noch näher heran, stieg dann ab und band die Pferde an einem Baum fest.
    Der Offizier stand auf, um ihn zu begrüßen, zögerte dann aber, als er Leofs kurzes Haar sah.
    Schmettere es frech hinaus, dachte Leof. »Zum Gruße«, sagte er mit der Autorität eines Offiziers. »Ich bin Lord Leof aus Sendat. Glückwunsch, ihr seid die erste Gruppe, die sich den Geistern widersetzen konnte. Wie habt ihr das geschafft?«

    Der Mann lächelte ihn stolz an. »Beck, stellvertretender Befehlshaber von Coeuf, Kriegsherr der South Domain. Wir haben von Sendat gehört, sodass wir wussten, dass der Plan mit den Geiseln nicht funktioniert.« Er zögerte. »Wisst Ihr von Acton, Lord Leof?«
    Das war eine seltsame Frage, fand Leof. Beck schien seine Gedanken zu lesen und fuhr rasch fort. »Er ist zurückgekehrt. Sein Geist, um genau zu sein. Und er kann sprechen. Er hat uns gesagt, wir sollen die Wanderer zu unserem Schild und Schwert machen.«
    Leof starrte ihn an. Der Mann schien an das, was er sagte, zu glauben. Und warum auch nicht? Wenn all die anderen Geister wiederauferstanden waren, warum dann nicht auch Acton? Ein Funken Hoffnung keimte in ihm auf. Wenn Acton an ihrer Seite kämpfte …

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