Die Hoehle der Traenen
Energie darauf, einen zuversichtlichen Eindruck zu machen.
Aylmer saß auf einer Bank, wetzte im Licht einer Laterne ein Messer und wartete. Hildie lag der Länge nach auf einer anderen Bank. Als er aus der Tür trat, spannten sie sich beide an, und Hildie ließ die Beine auf den Boden baumeln, den Blick auf ihn gerichtet.
»Sie lässt dich leben?«, fragte Aylmer mit neutraler Stimme.
»Besser noch, ich bin wieder der Thronfolger!« Ash zwang sich zu einem Grinsen.
Hildie fluchte, doch Aylmer hob die Brauen und deutete ebenfalls ein Grinsen an, gefangen zwischen Bewunderung und Ungläubigkeit. Er stand auf und machte Anstalten, zu Doronits Arbeitszimmer zu gehen.
»Wenn ich du wäre, würde ich nicht ausgerechnet jetzt gehen«, sagte Ash langsam, bevor Aylmer die Tür erreicht hatte. »Sie braucht vielleicht noch ein paar Minuten, bis sie … ähem …«
Nun grinste Aylmer tatsächlich. »Hast dich abermals hochgebumst, Junge, was?«
Hildie lachte und legte sich wieder auf die Bank. »Alter Narr«, sagte sie, und es war nicht klar, ob sie von Doronit oder von Aylmer sprach.
Keiner der beiden dachte auch nur einen Augenblick daran, dass er eine Gefahr für Doronit hätte sein können. Vor einem Jahr hätten sie damit noch Recht gehabt.
Seine Hände fühlten sich schwer an, als er sich erinnerte, wie ihr lebloser Körper auf sie gesackt war.
»Ich muss etwas trinken!«, sagte er mit Nachdruck und hob beiläufig ihnen gegenüber die Hand, während er einfach aus dem Hof hinausging. Er behielt ein langsames Tempo bei, bis er den Gasthof an der Ecke erreicht hatte. Hildie sah zu, wie er sich entfernte. Er drehte sich nicht um, um sich dessen zu vergewissern, sondern wusste einfach, dass sie ihn beobachten würde. Sie war weniger vertrauensvoll als Aylmer und nicht empfänglich für männlichen Charme.
Also ging er in den Gasthof, vorbei an den äußeren Bänken in den ruhigen Bereich des Salons, bestellte sich einen Honigwein, und nachdem er ein paar Schlucke seiner Schwindel erregenden Süße gekostet hatte, steuerte er die Latrine in der hinteren Gasse an.
Er sah niemanden, der die Gasse beobachtet hätte, und ging daher einfach weiter. Er musste Baluch finden, sich mit Bramble treffen, sich auf den nächsten Schlag des Zauberers vorbereiten.
Aber noch bevor er bis an das Ende der Gasse gelangt war, holten ihn die Gebrüder Dung ein.
Sie nahmen ihm Waffen, Börse und Beutel ab und zerrten ihn vor den Stadtrat, wo Doronits schlaffer Körper als Beweisstück auf einem Laken auf dem Fußboden lag. Sie sah aus wie eine Fremde, wie eine dunkelblonde Frau, der er noch nie begegnet war. Kleiner, viel kleiner, als sie zu Lebzeiten auf ihn gewirkt hatte. Ash holte tief Luft und wandte den Blick von ihrem Leichnam ab.
Turvites Stadtrat bestand aus fünf Mitgliedern, darunter Ranny. Sie starrten ihn mit misstrauischen blauen Augen an,
und noch nie war er sich seines schwarzen Haares so bewusst gewesen wie jetzt.
Der Rat war wütend, insbesondere Garham, der laut schreiend auf den Tisch vor ihm schlug.
Als er Luft geholt hatte, sagte Ash: »Lasst den Saal räumen.«
»Was?«, schrie Garham. »Gib mir keine Befehle, du schwarzhaariger Bastard!«
Ash schaute Ranny an, die Garhams Tiraden beherrscht ertragen hatte. Das letzte Mal hatte er sie in ihrem Arbeitszimmer in Highmark gesehen, mit Martine. Er sah ihr an, dass sie sich an ihn erinnerte. Er sprach sie direkt an: »Lasst den Saal räumen.«
Die anderen Ratsmitglieder erhoben Einwände, doch Ranny schnitt ihnen das Wort ab.
»Warum?«
»Weil Ihr nicht wollt, dass jemand anders hört, warum ich sie umgebracht habe.«
Diese Bemerkung ließ alle verstummen.
»Verlasst den Saal«, sagte Ranny.
Widerstrebend gingen Hildie, Aylmer, die Gebrüder Dung, Boc und die anderen Angestellten der Stadt hinaus und zogen die zweiflügelige Tür hinter sich zu.
»Nun?«, fragte Garham.
Er erzählte ihnen so gut wie alles. Actons Brosche, die Götter im Hidden Valley, die Martine und ihn zur Quelle der Geheimnisse geschickt hatten, die Begegnung mit Bramble, die Begegnung mit Safred und Cael, die Aufgaben, die ihnen von den Göttern auferlegt worden waren. Sie hörten ihm teilnahmslos zu, auch wenn sich ihre Augen weiteten, als er davon erzählte, wie Actons Geist erweckt worden war.
»Du hast ihn zurückgelassen?«, fragte Garham. »Mit so einem jungen Ding?«
»Die Götter haben mich vorausgeschickt – vielleicht, damit ihr vorbereitet seid, wenn er ankommt, damit
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