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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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intensiv.« Er sah sie überrascht an. Sie war wieder einmal wütend über die Art, wie Menschen sich aus ihrer Verantwortung herausredeten. »Du bist ein guter Mann, Baluch, aber du hast zu deiner Zeit eine Menge Menschen getötet. Acton hat dafür die Verantwortung übernommen. Es wird Zeit, dass du es auch tust.«
    Sie stand auf und trat aus dem Kreis der Geröllbrocken. Sie spürte die salzige Gischt auf ihrem Gesicht und ihren Händen. Der Wind nahm zu, und Wolken jagten am Himmel entlang, während die Wellen gegen die Klippen donnerten. Bramble ging an die Kante und spähte hinab. Schwere Brecher klatschten gegen den nackten Fels und ließen die Gischt über die Felswand schießen. Bramble grinste, legte den Kopf in den Nacken, schaute zum Himmel hinauf und ließ die Gischt ihr Gesicht und ihren Nacken benetzen, ließ den Wind das Haar aus seinem Band befreien. Ihre Stimmung hob sich. Zu viel Gerede. Sie wünschte, sie wäre wieder im Wald mit dem Jäger, aber dieses wilde Schauspiel hier würde es auch tun. Wind, Wasser, Fels. Die Dinge, die überdauerten. Alles war noch genau so wie vor tausend Jahren.
    Sie zog Trost daraus; zumindest das Land würde so bleiben, ganz gleich was der Zauberer unternahm.
    Nach einer Weile drehte sie sich um und ging zu Baluch zurück. Sie stellte fest, dass er sie beobachtet hatte, denn er stand da und lehnte gegen einen der Geröllbrocken, als stünde er schon lange Zeit da.

    Sie war nass von der Gischt, aber das war ihr egal.
    »Ich begreife, warum er dich immer so ansieht«, sagte Baluch. Ihr Herzschlag setzte für einen Augenblick aus, und sie überkam ein plötzliches Verlangen, Acton wiederzusehen, und sei es auch nur als Geist. Um zu sehen, wie er sie anschaute. Dieses ungezügelte Grinsen zu sehen, unmittelbar bevor er etwas Unerhörtes tat. Die Leere in ihr war gewaltig. Sie fühlte sich wie eine leere Muschel, so leicht und leer wie ein Ei, aus dem das Küken geschlüpft ist.

    Als der Rand der Sonne am Horizont auftauchte, fing Baluch an zu singen. Seine Stimme klang besser als die von Ash, war ausgebildeter, kontrollierter, und das Lied erhob sich wie der Gesang eines Vogels, plätscherte so leicht dahin wie fließendes Wasser. Bramble ließ den Kopf hängen und verspürte Sehnsucht nach Acton, legte ihre ganze Sehnsucht in die Musik. Es war härter als bei Ash, was sie überraschte, denn dieses Mal offenbarte sie nichts, was Baluch nicht schon gewusst hätte. Doch sie und Ash waren aufeinander eingespielt gewesen, und sie und Baluch waren es nicht wirklich. Vielleicht lag es an der fehlenden Brosche. Vielleicht lag es an diesem Ort, der so weit weg war von der Stelle, wo Acton den Tod gefunden hatte.
    Sie erinnerte sich daran, Baluch gewesen zu sein, in seinem Kopf, in seiner Musik gewesen zu sein, und nun spürte sie, wie die Verbindung zwischen ihnen stärker wurde.
    Komm zurück , sandte sie an Acton. Wir brauchen dich. Ich brauche dich.
    Doch noch bevor Baluchs Stimme stockte und verklang, noch bevor sie den Kopf hob, wusste sie, dass er nicht gekommen war.

Saker
    Saker erwachte und sah sofort aus dem Fenster in Richtung Osten. Er befand sich noch einen Tagesmarsch von Turvite entfernt. Zwei vielleicht. Die Straße beschrieb eine Kurve und schlängelte sich, dem Verlauf des Flusses folgend, zwischen niedrigen Hügeln hindurch. Auf der Strecke lagen stattliche Dörfer, verliefen kleine Wasserläufe, die von Brücken überquert wurden, standen große Gasthöfe neben den Docks am Fluss. Überall gab es Anzeichen von Wohlstand.
    Er fuhr mit den Fingern über den Rand des Beckens mit Wasser. Er musste sicherstellen, dass es bei der Verteilung der Kriegsbeute gerecht zugehen würde. Man hatte seine Leute um alles beraubt, entsprechend sollten sie jetzt auch alles bekommen.
    Aber dies würde manchmal schwierig werden. So viele Keramikbecken in dieser Qualität gab es nicht … Wer sollte diese außergewöhnlichen Gegenstände bekommen?
    Es war besser, die Luxusartikel zu zerstören und neu anzufangen, als Streitereien wegen bloßer Gegenstände zu entfachen, beschloss Saker. Andernfalls würde Ungleichheit im Fundament ihrer neuen Welt eingebaut werden, und das würde er nicht zulassen.
    Auf dem Hof wimmelte es vor Geistern. Sie hatten ihre morgendliche Blutzeremonie beendet. Saker hatte beschlossen, diese Owl und seinem Vater zu überlassen. Er wehrte
sich gegen die Erkenntnis, dass er erleichtert darüber war, nicht erneut das Messer bei einem anderen Menschen

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