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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Unterarme zu umklammern. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, und ihr Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. »Wir werden ein Schwert für dich finden. Bis dahin kannst du mein Messer nehmen.«
    Er reichte ihm sein Gürtelmesser.
    Acton warf es in die Luft und fing es an der Klinge wieder auf. Der Trick eines kleinen Jungen. Dann steckte er es sich in die Scheide an seinem Gürtel.
    »Wir haben dich nicht zurückgeholt, damit du kämpfst«, sagte Bramble so wütend wie gegenüber jedem Kriegsherrn. Warum war Kämpfen immer das Erste, an das er dachte? Die Antwort darauf kannte sie, hatte sie Schlacht um Schlacht
mit ihm durchlebt. Aber er war gestorben . Hatte das denn nicht irgendetwas in ihm verändert?
    Acton schaute sie an, und seine überraschte Miene veränderte sich, und er blickte so intensiv, wie er es immer tat, wenn etwas Bedeutendes geschah. Bramble fragte sich, was, aber es spielte keine Rolle. Sie musste eine Erklärung abgeben, und sie musste es gut tun. Sie konnte nicht zulassen, dass Acton diese Höhlen in dem Glauben verließ, ein weiterer Kampf werde die Probleme lösen.
    »Wir haben dich zurückgeholt, weil wir dich brauchen. Eintausend Jahre sind vergangen, und das Land, in das du eingefallen bist, heißt nun die Elf Domänen.« Seine Sprache fiel ihr leicht, denn sie war ein Teil ihres Verstandes geworden, ein Teil ihres Herzens, so vertraut wie die Stimme ihrer Mutter. »Asgarn hat das System der Kriegsherren eingeführt, das er dir beschrieben hatte, und er hat es in deinem Namen getan, um es zu rechtfertigen. Die Ureinwohner dieses Landes wurden massakriert und enteignet …«
    Acton hörte aufmerksam zu, wie ein Befehlshaber, der dem Lagebericht seines Offiziers lauscht. Dabei bewertete er alles, was sie sagte, und sah gelegentlich zu Baluch hinüber, um sich dessen Bestätigung durch ein Nicken einzuholen. Er betrachtete sie nun nicht länger als eine junge Frau, und das war eine andere Art von Kummer, und zwar eine, die sie nicht erwartet hatte.
    Sie folgten Baluch durch dunkle Gänge, an Becken entlang und über Risse, die das Herz der Erde durchbohrten. Das Wasser tropfte wie eine Mahnung an die verrinnende Zeit. Währenddessen beschrieb Bramble ein Bild der Geschichte aus Blut, Spaltung und Unterdrückung, malte es so lebendig aus, wie sie nur konnte, damit er begreifen würde, was er angerichtet und was er zugelassen hatte. Damit er bereit sein würde, zu helfen.

    Sie wusste genau, was sie zu sagen hatte, weil sie seine Schwächen und Stärken kannte, seine Träume und seine Albträume. Ihr Wissen über ihn auf diese Weise auszunutzen, fühlte sich ein wenig so an, als betrüge sie ihn. Aber es nicht zu tun, wäre ein noch größerer Betrug gewesen – an ihm wie auch an Maryrose.
    »Daher brauchen wir deine Hilfe«, sagte sie zum Schluss und blieb einen Moment stehen, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Nicht als Anhängerin, nicht als Feindin. Als Verbündete, vielleicht.
    »Du wirst sie bekommen«, sagte er. Das Echo vervielfachte seine Stimme, sodass es die Stimme eines Gottes wurde, die Stimme von Swith, die dröhnend von den Wänden und der Decke hoch über ihnen widerhallte.
    Bramble vermutete, dass er es vor allem gesagt hatte, um Baluch zu gefallen; er war von der Geschichte der Domänen fasziniert gewesen, nicht aber schockiert von ihren Erzählungen endloser Schlachten. Immerhin war das sein Leben gewesen – der Tod veränderte weder den, der er gewesen war, noch den, der er nun war.
    »Was ich tun kann, werde ich tun«, fuhr er fort. Das Echo antwortete: »Werde ich tun, ich tun, tun …«
    Und sie wusste, dass er an diesem Schwur festhalten würde.
    »Dann besteht unsere nächste Aufgabe darin, Saker zu finden«, sagte Bramble.

Flax
    Rowan zu beobachten, wie er versuchte, sich auf dem Pferd zu halten, war sogar noch lustiger, als Ash dabei zu beobachten. Ash war wenigstens in guter Verfassung und stark. Rowan dagegen hatte das jahrzehntelange Wandern zwar ausdauernd werden lassen, jedoch hatte er kaum Kraft in seinen Schultern oder Armen. Wenn Mud beschloss, in die eine Richtung zu gehen, Rowan jedoch eine andere einschlagen wollte, hatte der Mann keine Chance.
    Flax nahm ihm die Zügel ab. »Ich werde dich führen«, sagte er, seine Belustigung unterdrückend.
    Rowan ließ den Kopf hängen und errötete. »Ich bin nicht so gut darin, was?«
    »Du würdest ja auch nicht von mir erwarten, gleich beim ersten Versuch richtig Flöte zu spielen, oder?«,

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