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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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waren die Trauben zwar noch nicht, doch hätten Feldarbeiter damit beschäftigt sein sollen, sie nach Insekten abzusuchen und das Unkraut unter den Weinstöcken zu jäten. Dies war sonderbar und verhieß nichts Gutes. Im Laufe des Tages wurden sie beide zunehmend nervöser.
    »Ist das immer so hier?«, fragte Flax.
    Rowan schüttelte den Kopf. »Nein. Nein. Normalerweise sind hier Wanderer, Bauern, Feldarbeiter. Vor uns liegt ein Dorf. Wir sind besser leise, ja?«
    »Lass uns wieder aufsteigen«, sagte Flax. Als Rowan ihn anschaute, zuckte Flax mit den Schultern. »Nur für den Fall.«
    Immerhin ging es im Dorf geschäftig zu. Hierhin waren sie alle gegangen, die Leute verbarrikadierten ihre Häuser und den Gasthof, nagelten die Fensterläden zu, zerrten Wasserfässer ins Innere und schleppten Lebensmittel aus Schuppen und Scheunen in die Häuser. Es war offensichtlich, dass Neuigkeiten von dem Zauberer und seinen Geistern zu ihnen gedrungen waren.

    Zunächst schenkte ihnen niemand Beachtung, abgesehen von einem raschen Blick, um sich zu vergewissern, dass sie keine Gefolgsleute des Kriegsherrn waren. Dann aber betrachtete sie eine der Frauen, eine magere Rothaarige mit großen Händen, die gerade ein Fass auf eines der Cottages zurollte, genauer.
    »Wanderer!«, rief sie.
    Sämtliche Einwohner des Dorfes wandten ihnen die Köpfe zu und umklammerten mit ihren Händen, mit denen sie zuvor genagelt und gesägt hatten, die Werkzeuge fester.
    »Reite los!«, sagte Flax, schlug Cam mit den Hacken in die Flanken, um sie in den Trab zu versetzen. Dann sah er sich um, um sich zu vergewissern, dass Rowan ihn gehört hatte.
    Doch Rowan war nicht schnell genug. Ein stämmiger Mann mit einer ledernen Metzgerschürze hatte Muds Zaumzeug gepackt und versuchte, Rowan aus dem Sattel zu zerren. Rowan trat nach seinem Kopf, woraufhin der Mann nach hinten fiel, aber sofort wieder auf die Beine kam. Mud fing an zu scheuen und trat mit den hinteren Hufen aus. Flax zügelte Cam, unschlüssig, was er unternehmen sollte.
    Die anderen Dorfbewohner drängten sich um sie, wobei sie sich zwar von Muds Hufen fernhielten, jedoch Anstalten machten, auf sie loszugehen. Einige von ihnen stürmten in Richtung Flax, und einen Moment lang wurde er von dem Verlangen ergriffen, Cam zu einem Galopp zu drängen und davonzustürmen, so wie er und Ash im Golden Valley vor den Leuten des Kriegsherrn davongestürmt waren. In seinem Kopf hörte er Zel schreien: Nichts wie weg hier!
    Aber Rowan …
    Ash würde Rowan niemals im Stich lassen, selbst wenn dieser ein Fremder wäre. Man brauchte sich nur in Erinnerung zu rufen, wie er herbeigelaufen war, um Bramble zu
retten. Ash würde handeln, selbst wenn dies bedeutete, sein eigenes Leben dabei zu riskieren.
    Flax drehte Cam den Kopf herum und trat ihr in die Flanken, um sie zurück in die sie umringende Menge zu treiben. Fast war es dieser gelungen, Rowan aus dem Sattel zu holen, und wenn sie es schafften, würde er keine Chance mehr haben. Flax bemerkte einen Jungen mit einer Hacke, der zuschaute und vor Aufregung von einem Bein auf das andere tänzelte. Er beugte sich hinunter, ergriff die Hacke und setzte sie dazu ein, zwei Frauen auseinanderzutreiben, die kreischend Mud am Kopf zogen.
    Cam gefiel das nicht. Sie hatte die Ohren flach angelegt, und ihre Augen waren geweitet. Sie wollte scheuen, doch Flax setzte seine ganze Erfahrung ein, sie nach vorne zu treiben, auf Rowan zu. »Komm schon, Mädchen, komm, nimm dir die Bastarde vor!«, rief er, und der Klang seiner Stimme wirkte beruhigend auf sie.
    Er stieß einen Fuß in das Gesicht des Metzgers und rammte die Hacke in den Magen eines anderen Mannes, der sie ihm jedoch aus den Händen wand. Und wenn schon, dachte er. Es war Zeit, zu fliehen. Er pfiff das Signal, das Gorham all seinen Pferden beibrachte und das bedeutete: »Lauf! Folge mir!« Dabei betete er zu allen Göttern, dass Bramble ihren Pferden das Gleiche beigebracht hatte.
    Er ließ Cam herumwirbeln und lenkte sie direkt auf die Frau zu, die als Erste laut gerufen hatte. Zunächst wollte sie nicht wahrhaben, dass er sie über den Haufen reiten würde. Grinsend stand sie da und fuchtelte mit einem Messer in der Luft herum, einem Vorlegemesser, das groß genug war, um Cam den Bauch aufzuschlitzen, wenn sie den richtigen Hieb damit ausführte. Flax schrie gellend auf, während sie schneller wurden. Dabei formte er keine Worte, sondern brüllte so laut Wut und Hass heraus, dass das Geräusch die Toten

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