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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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umzudrehen und
ihn verschwinden zu lassen, als zuzuschauen, wie er langsam verblasste. Doch nun trat er zu ihr und stellte sich neben sie, sodass sich ihr die Haare sträubten. Ob es daran lag, dass er ein Geist war, oder weil er … er war, wusste sie nicht.
    »Was würde man sehen, wenn man oben auf diesem Hügel stünde?«, fragte Acton.
    Bramble zuckte mit den Schultern. »Bauernhöfe, Dörfer, Städte, bis zum Horizont und noch darüber hinaus.«
    »So viel …«, sagte er nachdenklich. »Wir haben ein reiches Land geschaffen!«
    »Auf Kosten meines Volkes«, hielt Ash ihm vor.
    Als Acton sich umdrehte, erfasste ihn das letzte rote Licht des Sonnenuntergangs und tauchte ihn in Gold, sodass Bramble ihn einen Augenblick lang als den Mann sehen konnte, der er gewesen war, kerngesund und mit rosigem Gesicht. Sie erstickte ein Schluchzen und war wütend auf sich selbst. Sie musste diese lächerlichen Gefühlsausbrüche unter Kontrolle bekommen.
    »Jawohl«, sagte Acton. »Du hast Recht. Es war ein schlechtes Werk. Von mir, von anderen.« Er legte eine Pause ein, während der er seine Worte abwog, und auch Baluch schwieg, mit einem eigentümlichen Ausdruck auf dem Gesicht, so als er erinnere er sich an alte und schwere Zeiten. »Wir haben uns um Frieden bemüht, aber wir wurden von euren Leuten betrogen.«
    »Du mieser Mörder!«, stieß Ash wütend hervor. Er wirkte irgendwie größer, als hätte die Wut ihn anschwellen lassen. Medric trat hinter Acton, da er zwar Actons Worte nicht verstanden, wohl aber begriffen hatte, dass Streit zwischen ihnen entbrannt war, und sich sofort auf seine Seite stellte. Dies ließ Ash nur noch wütender werden. »Du kannst das Massaker nicht mit einer Lüge über Betrug entschuldigen!«

    Bramble trat an Ashs Seite und nahm dabei seine Zustimmung wahr, als habe sie sich damit auf die richtige Seite gestellt. »Er sagt die Wahrheit, Ash«, wies sie ihn zurecht. Überrascht wirbelte er zu ihr herum, Widerspruch auf den Lippen. Sie hielt die Hand in die Höhe. »O ja, er ist ein Mörder, ein mieser Mörder obendrein, er ist in das Land eingefallen und alles. Aber es stimmt auch, dass er versucht hat, es friedlich in die Wege zu leiten, und dass die Ureinwohner seine Sippe massakriert haben.«
    Ash blieb stumm, doch sein Atem ging rasselnd.
    Baluch trat vor und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Es ist wahr«, sagte er leise. »Actons Mutter, meine Liebste, all unsere Freunde … von den Dunkelhaarigen abgeschlachtet. Unsere Mädchen wurden vergewaltigt und erniedrigt. Unser Zuhause niedergebrannt.«
    »Hawk«, sagte Bramble. »Der Name des Anführers war Hawk. Es war sein Gehöft.«
    Alles, was er bisher geglaubt hatte, drohte wie ein Kartenhaus zusammenzufallen. Diesen Namen kannte er. »Hawk? Hawksted? Wie in Die fernen Hügel ?«
    Bramble erinnerte sich wieder an den Text des Lieds und die Melodie, und nun fügten sich die einzelnen Ereignisse zusammen. Sie begriff, dass sie dabei gewesen war, als sich die Melodie in Baluchs Kopf gebildet hatte, während er auf die Leiche von Friedes Mörder gestarrt hatte. Doch damals hatte sie diese nicht wiedererkannt. »Für Friede?«, fragte sie Baluch. » Die fernen Hügel war für Friede?«
    » Du hast es geschrieben?« Ash war vor Ehrfurcht erstarrt, so als sei er einem Gott begegnet.
    Baluch presste die Lippen zusammen, und er wandte sich ab. Bramble fror auf einmal und zitterte. Baluch hatte Die fernen Hügel geschrieben. Dieses Lied kannte sie schon ihr ganzes Leben lang; sie hatte es schon gekannt, bevor es geschrieben
wurde. Der Gedanke verstörte sie, und in ihrem Kopf drehte sich alles.
    Ash starrte zu Boden. Verwirrung und Staunen standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Du weißt zu viel«, sagte Baluch.
    »Ja«, sagte Bramble, »das stimmt.«
    »Du hattest Recht«, sagte Baluch schließlich, nun in ihrer Sprache. »Ich bin kurz vor Actons Tod zum See gegangen. Der Ruf war so stark … Ich hatte geplant, vor der Versammlung wieder zurück zu sein, bevor Acton nach Hawksted ging, aber damals begriff ich noch nicht, dass sie Zeit in Anspruch nimmt. Bei diesem ersten Mal waren es dreißig Jahre. Sie trug mich vorwärts in die Zeit, als das Seevolk zum ersten Mal überfallen wurde … Ich habe sie … beraten, was die Verteidigung angeht. Asgarn war damals ein alter Mann. Ich habe ihn getötet, ohne zu wissen, dass er es war. Erst hinterher hat sie es mir erzählt. Es fühlte sich … Es war schlimm festzustellen, dass ich jemanden

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