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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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folgte er ihr zurück in das Gewühl in der Halle. Er war wirklich sehr müde. Es erschien ihm unvorstellbar, dass er sie erst vor zwei Tagen verlassen hatte, um nach Carlion zu reiten. Schockiert erinnerte er sich an den weißhaarigen Mann, den Botschafter des Sees. Seine Warnungen hatten die Reise nach Carlion erforderlich gemacht. Nun schien der See das geringste ihrer Probleme zu sein. Es war unwahrscheinlich, dass Thegan in nächster Zeit erneut gegen Baluchston ziehen würde. Das war zumindest etwas, über das er sich keine Sorgen mehr machen musste. Seit wann war er eigentlich jemand, der sich Sorgen machte?
    Sorn machte einer Zofe ein Zeichen, und wie durch Zauberei tauchte vor ihm auf dem Tisch Essen auf. Gutes, bodenständiges Essen: Suppe, Würste, Brot. Es beruhigte seine Nerven. Er machte sich darüber her, sich darauf verlassend, dass Sorn auch für das leibliche Wohl von Alston und den anderen sorgen würde. Er konnte sich immer auf sie verlassen. Einen Augenblick lang ruhte sein Blick auf ihr, während sie mit einem der Dienstmädchen sprach, den Kopf gesenkt, um die Antwort des Mädchens zu hören. Sie war so gefasst wie immer, und wenn er sie so sah, hätte er fast glauben können, die Welt draußen wäre nicht aus den Fugen geraten. Dann wurde er sich bewusst, dass er sie anstarrte, und sah schnell auf seinen Teller.

    Er schlief wie ein Toter. Das war etwas Besseres, als er verdient hatte. Er schlief besser als die Toten hier in der Gegend.
    Am nächsten Morgen ließ Thegan ihn in sein Arbeitszimmer rufen.
    »Nehmt Alston und verstärkt die alte Scheune«, ordnete er an. »Nehmt dafür unsere eigenen Steinmetze, keine Wanderer. Sorgt dafür, dass sie befestigt wird.« Er legte eine Pause ein, während der er seine Worte abwog. »Wir bauen ein Gefängnis. Ich will, dass weder Mann noch Maus aus der Scheune entweichen können.«
    Leof war einen Moment sprachlos. »Ihr glaubt, die Geister können eingesperrt werden?«
    »Nein, nein. Wie sollten wir sie hierher bekommen? Nein.« Er schien eine Entscheidung gefällt zu haben, ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich mit dem Oberschenkel an ihn, damit es zwanglos wirkte. Doch Leof spürte, dass er alles andere als entspannt war.
    »Um Sendat zu retten, werden wir Geiseln benötigen«, sinnierte Thegan. Leof hatte keine Ahnung, was er damit andeuten wollte.
    Thegan wies mit einer Kopfbewegung auf die Papiere, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Während ich in Carlion war, habe ich Berichte zusammentragen lassen. Die Geister haben manche Leute ignoriert und andere getötet. Nicht ein einziger Wanderer ist getötet worden. Keiner. Und als ich die Überlebenden befragt habe, war es immer dieselbe Geschichte. Eine Wanderergroßmutter, ein Wandererurgroßvater. Einige von ihnen hatten noch nie etwas von Wanderern in ihrer Familie gehört, aber auch das ist nicht überraschend, denn viele Familien versuchen, es zu vertuschen. Doch die meisten wussten, dass es irgendwo in ihrer Blutlinie Wanderer gegeben hatte, wenn auch manchmal vor langer Zeit.«
    Leof ließ die Information langsam auf sich einwirken. Ihm war, als wäre sein Kopf voller Rosshaar, wie ein gefülltes Kissen. Es war von Anfang an wahrscheinlich gewesen, dass der Zauberer ein Wanderer war, so wie damals die Zauberin, die in Turvite versucht hatte, die Geister stofflich zu machen. Dies nun aber war der Beweis dafür. »Er lässt die Geister morden – für Wanderer, glaubt Ihr?«
    »Ich glaube, er will zurückerobern, was Acton eingenommen hat, und schützt dabei sein Volk.«
    »Die Geister töten ihresgleichen nicht«, sagte Leof bedächtig.
    »Genau. Und mehr noch – sie werden ihresgleichen auch nicht in Gefahr bringen, getötet zu werden, denn dann wäre sein ganzes Werk umsonst. Und deshalb brauchen wir Geiseln.«
    Leof begriff. Es war reine Logik, und er ignorierte ein Gefühl der Bestürzung. Es war Zeit, seinem Herrn Vertrauen zu schenken. Gestern erst hatte Thegan bewiesen, dass Leof ihm trauen konnte, selbst wenn er dabei sein Leben aufs Spiel setzte.
    »Also, beauftragt Alston damit, die Scheune zu verstärken, und anschließend werdet Ihr und Gard Euch daran machen, jeden Wanderer innerhalb eines Tagesrittes um Sendat hierherzubringen. Erklärt es Alston, damit er hier alles vorbereiten kann.«
    »Was, wenn sie nicht mitkommen, mein Lord?«
    Thegan lächelte säuerlich. »Sie werden schon mitkommen. Wenn die Leute erst einmal wissen, dass die Geister Wanderer verschonen, wird

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