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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einmal von etwas Ansehnlichem ablenken zu lassen. Das sagte er auch, ein wenig abwehrend, und Reed lachte, wobei sich sein verkniffener Mund lockerte.
    »Mein Laden ist auf dem Dorfplatz«, informierte er ihn. »Ich werde dir einen Preisnachlass geben, den gleichen, den ich Rowan gewähre. Wenn du mir ein Lied schenkst.«

    »Ein Gürtel von Reed hält ein ganzes Leben lang«, bestätigte der Fährmann.
    »Ich wünschte, ich könnte«, sagte Flax der Wahrheit entsprechend. Die Vorstellung, etwas so Einfaches zu tun wie Einkaufen, sprach ihn sehr an.
    Reed stieg auf die Fähre, und sie winkten ihm zum Abschied zu, bevor sie zum Marktplatz gingen. Die Unterhaltung hatte beruhigender auf Flax gewirkt, als er es sich hätte vorstellen können.
    Wie es schien, war Baluchston eine normale freie Stadt. Menschen schlenderten durch die Straßen, vielleicht mehr dunkelhaarige als üblich, alle geschäftig ihren täglichen Aufgaben nachgehend. Hier und da richteten sich Blicke auf sie, wobei Flax sich jedes Mal verkrampfte.
    »Beruhige dich, Junge«, sagte Rowan. »Hier sind wir sicher.«
    Rowan führte sie direkt zu einem kleinen Cottage im Außenbezirk, nahe der Straße, die sich im Süden nach Sendat schlängelte. Es gehörte Swallows Vetter, jenem Skink, der mit ihnen in der Tiefe gewesen war. Wenn Rowan unterwegs war, hielt sich Swallow immer hier auf.
    Und da war Swallow. Sie war gerade dabei, Kleider zum Trocknen auf die Lavendelbüsche an einer Seite des Cottage zu hängen. Ob sie ihn als Schüler aufnehmen würde?
    Er merkte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte und sein Mund trocken wurde. Sie musterte ihn mit fragendem Blick von oben bis unten und machte keine Anstalten, Rowan zu begrüßen, bevor die Frage nicht beantwortet worden war.
    »Das ist Flax, ein Sänger für dich zum Ausbilden«, sagte Rowan und sah sich dabei um, wie um zu überprüfen, ob jemand zuhörte.
    Sie bemerkte es, ging auf Rowan zu und gab ihm einen Kuss. Es war ein Schauspiel, aufgeführt für jedweden, der
zuschaute, dachte Flax. Und doch war es kein Schauspiel. Sie liebte ihn, hatte ihn vermisst. Doch während sie ihren Mann begrüßte, behielt sie einen wachsamen Blick.
    Als sie das Cottage betraten – Küche, Ess- und Wohnzimmer in einem Raum -, flüsterte Rowan: »Ash schickt ihn.«
    Swallow strauchelte einen Moment, einen winzigen Herzschlag, in dem sie ihre Hände an ihrer Seite zu Fäusten ballte, bis ihre Knöchel weiß wurden. Dann löste sie die Finger wieder und ging weiter, so als hätte sie nichts gehört.
    »Ich werde die Pferde nach hinten bringen«, sagte Flax, da er es ihnen ermöglichen wollte, sich ungestört zu begrüßen. »Es ist besser, wenn sie nicht zu sehen sind.«
    »Da steht ein Schuppen«, erwiderte Swallow. Selbst aus diesen wenigen Worten hörte Flax die Geschmeidigkeit und Kontrolliertheit ihrer Stimme heraus. Die Muskeln um ihre Wangen und ihren Kiefer waren stark, und sie schob ihre Schultern zurück, um tief einatmen zu können. Sie war sich bewusst, dass er sich gerade ein Bild von ihr machte, und sie lächelte amüsiert. »Dann mach nur«, sagte sie. »Erfülle deine Aufgaben und komm dann zum Essen zurück.«
    »Jawohl, meine Dame«, sagte er halb im Scherz, halb ernst, und sie nahm es so auf, wie er es beabsichtigt hatte, nämlich mit einem Lächeln, sodass er das Haus mit beschwingten Schritten verließ und sich willkommen geheißen fühlte.
    Während des Abendessens, das aus Toastbrot mit geschmolzenem Käse und gesalzenem Fisch bestand, lieferte Rowan Swallow einen sorgsam vorbereiteten Bericht über das ab, was geschehen war. Zwar war es schwierig, dabei die Tiefe und den Fluss auszulassen, aber Flax begriff, dass Rowan – wie alle Wanderer – viel Erfahrung darin hatte. Jahrelange Erfahrung. Die Geschichte war schon beunruhigend genug, wie auch die Tatsache, dass ihr Sohn im Begriff war, die Toten zu erwecken.

    »Diese Lieder sind verboten!«, sagte Swallow mit scharfer Stimme.
    »Aus gutem Grund«, stimmte ihr Rowan sanft zu. »Aber wenn die Zeit gekommen ist, muss man sich über dieses Verbot hinwegsetzen.«

Saker
    Saker strich mit seiner Hand über die Steine in seinem Beutel und ließ ihr vertrautes Kitzeln und Klicken auf sich wirken.
    Er wusste, dass es närrisch war, die Steine für sich selbst zu werfen, aber es gab niemanden, an den er sich hätte um Rat wenden können. Könnte sein Vater doch nur sprechen! Doch obwohl er seinen Vater zurückzuholen vermochte, stofflich und wirklich,

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