Die Hoehle der Traenen
Teil des Zaubers finden.
Leof
Sie begannen in Sendat, und dort war es einfach. Leof schickte schlichtweg Boten in die Stadt, um zu verkünden, Lord Thegan wolle, dass sich sämtliche Wanderer in der Festung einfanden. Ihm war klar, dass die Wanderer davon ausgehen würden, dass der Kriegsherr ihre Bewegungsfreiheit einschränken wollte wie schon so häufig in der Vergangenheit. Dass man ihnen beispielsweise untersagen würde, Städte zu betreten, oder sie zwingen würde, zusätzliche Steuern zu bezahlen. Sie würden untereinander murren, aber sie würden kommen, und wenn sie es taten, würde Alston sie in der Scheune einschließen, wo sie auf Thegan zu warten hatten. Die Steinmetze und Tischler, die an der Befestigung arbeiteten, würden ihnen Gesellschaft leisten. Ihre Werkzeuge nicht.
Ihm selbst war die schwierigere Aufgabe übertragen worden, Menschen aus den umliegenden Dörfern abzuholen.
»Macht Euch keine Sorgen, Sir, es wird nicht anders sein, als Pferde zu requirieren«, sagte Hodge gelassen, während ihr Trupp von der Festung den Hügel hinunterritt. Die ersten Wanderer kamen die Straße herauf und stellten sich an die Seite, um sie passieren zu lassen, wobei sie sich respektvoll verbeugten. Leof nickte ihnen zum Dank zu und hob eine Hand, um eine Familie mit einem kleinen Jungen zu begrüßen, der mit offenem Mund die Pferde anstarrte. Der Vater,
der bereits Anstalten gemacht hatte, seinen Sohn wegen Respektlosigkeit eine Ohrfeige zu geben, starrte nun seinerseits Leof an, während auf seiner Miene Ungläubigkeit und Dankbarkeit miteinander rangen. Es war auf sonderbare Weise beunruhigend. Was hatte er erwartet? Vergeltungsmaßnahmen gegenüber dem Jungen, weil dieser geglotzt hatte? Wie wurden diese Menschen für gewöhnlich von Leuten des Kriegsherrn behandelt?
»Menschen sind keine Pferde, Sergeant.«
Hodge wirkte skeptisch. »Manche schon, Sir.«
Leof ließ ihm die Bemerkung durchgehen. Ihnen stand eine große Aufgabe bevor. »Ich will, dass Kundschafter zu den umliegenden Dörfern geschickt werden, um Wanderer aufzuspüren«, ordnete er an. »Ihnen sollen kleine Trupps folgen – vier Männer sollten genügen -, die sie dann abholen. Die Leute sollen auch ihre Sachen mitnehmen und alle Lebensmittel, die sie haben. Es ergibt keinen Sinn, dass wir sie ernähren, wenn sie sich selbst ernähren können.«
Hodge nickte. »Was, wenn sie nicht mitkommen wollen?«
»Mein Lord Thegan ist überzeugt davon, dass sie es wollen«, sagte Leof, hatte jedoch auch so seine Bedenken. »Ich werde mit dem ersten Trupp reiten. Es gibt Berichte von Wanderern in Pigeonvale. Dort werden wir beginnen.«
Pigeonvale lag einen halbstündigen Ritt entfernt. Es sah ganz so als, als werde es Regen geben, und Leof fragte sich, ob sie in diesem Jahr das Heu sicher einbringen würden. Passend für eine Schlacht war die Zeit nie, aber die Wochen zwischen der Frühjahrsaussaat und der Heuernte eigneten sich am besten – die Eidknappen konnten sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, statt sich Sorgen darüber zu machen, dass ihre Familien während des Winters würden Hunger leiden müssen.
Eine Meile vor dem Dorf hob Hodge, der an der Spitze ritt, die Hand und signalisierte ihnen damit, an einer Stelle, wo sich die Straße in der Nähe eines Wasserlaufes zu einem Lagerplatz verbreitete, zu halten. Neben der Asche eines Feuers vom Vorabend stand ein kleines Zelt sowie ein Handkarren, wie ihn Wanderer häufig mit sich führten.
»Bringt sie her, Sergeant«, befahl Leof.
Hodge deutete mit dem Kopf in Richtung eines der Eidknappen, woraufhin dieser abstieg und zu dem Zelt ging. Es handelte sich um einen jungen Mann, noch grün hinter den Ohren und nur deshalb in diesem Trupp, weil er gut mit Pferden umgehen konnte. Scarf, nannten sie ihn, weil er immer einen braunen Schal um den Hals gewunden hatte. Die Männer scherzten, seine Mutter habe ihn gestrickt, um ihren Liebling vor dem Fieber zu bewahren, doch er selbst behauptete, es sei ein Geschenk von seiner Geliebten. Leof lächelte bei der Erinnerung an den Gesichtsausdruck, mit dem er es kundgetan hatte – eine Mischung aus Stolz und Verlegenheit.
»Ho, Wanderer!«, rief Scarf mit einer Stimme, die sich voll und streng hatte anhören sollen, jedoch dadurch, dass er nervös war, piepsig klang. Er lief rot an und beugte sich zu der Zeltöffnung herunter und rief: »Heraus jetzt, sofort!«, um sein Unbehagen zu übertünchen.
Plötzlich erstarb seine Stimme. Er drehte sich um
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