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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Bramble war nicht mehr das junge Mädchen, das seine Familie mit dem Wissen verlassen hatte, nicht vermisst zu werden. Sie dachte an den Jäger, an Acton und an Maryrose, die auf der anderen Seite des Todes auf sie wartete. Und an den Rotschimmel, der tot war, weil sie Angst gehabt hatte, nur dieses eine Mal, und sich von ihrer Angst hatte leiten lassen. Das würde sie nicht noch einmal tun. Acton hatte Recht. Das hier waren bloß Worte.
    »Ja«, sagte sie. »Das stimmt. Das bin ich.«
    Schockiert trat die Frau zurück. Kaum hatte sie die Hand von Brambles Schulter genommen, erstarrte sie wieder zu Stein. Der Fels um Brambles Stiefel schmolz zu wässrigem Schlamm. Sie trat ihn von sich und wandte sich den anderen zu. »Es stimmt alles«, sagte sie. »Alles, was sie uns sagen, ist wahr. Ihr könnt es akzeptieren.«
    Sofort sprach Baluch den Fuchs an, der seinen Waffenrock zwischen den Zähnen hielt. »Es stimmt«, sagte er. »Es ist alles wahr.« Der Fuchs wich beiseite und erstarrte an Ort und Stelle, die Pfote erhoben, die Lunte gesenkt.
    Medric hatte die Schultern hochgezogen und wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen wie ein tänzelndes Pferd. Sie ignorierte den Ochsen, dessen schwerer Huf Medrics Fuß niederdrückte, und ging zu ihm. Acton folgte ihr und
schob den Ochsen trotz seines massigen Gewichts beiseite. Doch nach wie vor legte sich der Fels um Medrics Beine.
    »Das Schlechteste von uns ist nicht das Beste von uns«, sagte sie sanft. »Du kannst all das sein, was sie von dir sagen, und bist trotzdem würdig.« Medric starrte den Ochsen an, als hätte er sie gar nicht gehört. »Hätte Fursey dich geliebt, wenn du nicht würdig wärst?«, fragte sie. »Hätte ich dir vertraut? Hättest du dir die Mühe gemacht, mir zu helfen? Dein Vater hat dich nicht gewollt. Na und? Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    »Feigling!«, fiel ihr der Ochse ins Wort. »Schwächling! Immer ängstlich!«
    Sie starrte Medric an, massierte ihm die Schulter, bemüht, ihn verstehen zu lassen. Acton lächelte ihn an, und Medric blinzelte, wandte sich Bramble zu und sah sie an.
    Er schien sich etwas von ihr zu nehmen – nicht Kraft, sondern eher etwas wie Liebe.
    Langsam wandte er sich dem Ochsen zu. »Ja«, sagte er schleppend. »Das bin ich.«
    Der Ochse verstummte.
    Ash begriff, aber Bramble sah, dass es ihm schwerfiel, die Worte über die Lippen zu bringen. Schließlich gelang es ihm, einzugestehen, was das Wiesel zu ihm gesagt hatte, doch dieses fauchte: »Lügner!«, woraufhin Ash zusammenzuckte.
    »Denk daran, wir alle haben Schuld an etwas«, sagte Acton zu ihm.
    Bramble spürte, wie ihr Vorrat an Mitgefühl, das für gewöhnlich Milchlämmern und kranken Kaninchen vorbehalten blieb, aufging wie Hefe. Sie lächelte ihn an wie die große Schwester, als die sie sich fühlte. »Ich bin jetzt in vielen Menschen gewesen, Ash, und ich kann dir sagen – wir alle fürchten die gleichen Dinge.«

    Verständnislos starrte er sie an. Das Wiesel flüsterte so leise, dass sie es nicht verstehen konnte, doch Ash biss sich auf die Lippen.
    »Wir alle«, sagte sie. »Wir fürchten uns davor, unerwünscht zu sein, einsam, ungeliebt. Wir fürchten den Tod derer, die wir lieben. Wir fürchten, dass uns niemand vermissen wird, wenn wir tot sind.«
    Sie dachte an all die Augen, durch die sie geschaut hatte, Ragni, alt und stoisch ihrem eigenen Tod entgegensehend, aber aufgelöst wegen des Todes von Asa; Piper aus Turvite, um ihre Kinder fürchtend und in Trauer um Salmon; Baluch, der sich dafür hasste, Kinder umzubringen, aber Acton dennoch überallhin folgte; Wili, die zuließ, dass Edwa sich umbrachte, weil sie die Furcht verstand, so gesehen zu werden, wie sie waren, benutzt und erniedrigt, wertlos … Wärme überflutete sie, und sie umarmte Ash, das Wiesel ignorierend, als wäre es gar nicht da. »Komm, Ash. Wir brauchen dich.«
    »Wertlos …«, zischte das Wiesel.
    Das Wort war in beiden Sprachen das gleiche, sodass Acton verstand. »Dieser hier? Wertlos? Ha!«, sagte er, während er dem Eber erneut auswich.
    Ash blinzelte und wandte sich Baluch zu. »Ich kann sie nicht hören«, sagte er.
    »Nein«, sagte Baluch und lächelte beruhigend. »Sie lässt dich deine eigenen Schlachten austragen.« Er schlug Ash auf die Schulter, und vielleicht war es das, was er brauchte, einen körperlichen Schock, oder vielleicht beruhigte es ihn auf die richtige Art.
    Ash starrte das Wiesel an. »Ich war ungeliebt«, sagte er. »Ich war

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