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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Kriegsherrn!« beschlagnahmte. Anschließend aßen sie schweigend ihr kaltes Mahl.
    »Wie wäre es mit einem Lied?«, fragte Horst schließlich und wischte sich die Krumen von seiner Jacke.
    Flax war erstaunt. Glaubte dieser Mann wirklich, sie würden
ihren Gefängniswärter unterhalten? Dann betrachtete er den Mann genauer. In seinen Augen lag keine Verachtung, nicht einmal ein Verlangen. Er hatte so gefragt, wie jemand einen anderen um einen Gefallen bitten würde, mehr nicht. Ob er diesen Unsinn, der Kriegsherr würde Zuflucht bieten, wirklich glaubte? Glaubte er womöglich gar, er wäre der Held in dieser Geschichte, indem er Wanderer vor dem Tod bewahrte?
    Dass der Bogenschütze vielleicht Recht haben konnte, beunruhigte Flax. Vielleicht war er ja wirklich der Held.
    Swallow räusperte sich und sah ihn, als er sich umdrehte, bedeutungsvoll an. »Warum nicht?«, sagte sie. »Wir müssen ohnehin üben.«
    Das stimmte, löste aber in Flax den Wunsch aus, zu lachen. Übung, inmitten von all dem hier!
    Rowan holte seine Flöte aus dem Gepäck und zog auch eine kleine Trommel hervor. »Trommelst du?«, fragte er Flax.
    »Nicht so gut wie Ash«, erwiderte dieser. Sie wirkten verdutzt, als hätten sie vergessen, dass er und Ash gemeinsam auf Wanderschaft gewesen waren oder als seien sie überrascht darüber, dass Ash für ihn getrommelt hatte.
    »Versuch es trotzdem«, sagte Swallow. Er nahm die Trommel und ließ sie erklingen. Sie war hell, aber klangtreu. Gut genug für ein Feld und den Mann eines Kriegsherrn.
    »Habt Ihr ein Lieblingslied?«, fragte Rowan den Bogenschützen.
    Der Mann wirkte verlegen. Wahrscheinlich mochte er ein Lied über den Einfall und die Ermordung von Wanderern und war sich nicht sicher, ob er nun darum bitten sollte.
    »Wie wäre es mit Die Heimkehr ?«
    Flax blinzelte, hatte nun aber seine bei Auftritten übliche Miene aufgelegt, sodass er seine Überraschung nicht zu erkennen
gab. Die Heimkehr war ein Lied aus den Western Mountains, ein Bergarbeiterlied, melancholisch und ein wenig sentimental. Nicht die Art Lied, die sich ein Soldat häufig erbat.
    Rowan gab den Takt vor, indem er sich auf den Schenkel klopfte. Flax griff ihn auf und hielt einen gleichmäßigen Rhythmus. Dann setzte Rowan die Flöte an den Mund und spielte die einfache, melodische Einleitung.
    Schließlich begann Swallow zu singen, und Flax’ Finger an der Trommel gerieten ins Stocken. Doch als sie ihn wütend von der Seite aus anstarrte, nahm er den Rhythmus rasch wieder auf und blieb ihm auch treu. Ihre Stimme war so rein wie Schneeschmelze, klang selbst nach diesem langen, langen Tag makellos, auch ohne dass sie Gelegenheit zum Üben bekommen hätte, um ihre Kehle und ihre Muskeln aufzuwärmen.
    Der Berg ist tief,
Und die Grube ist dunkel,
Und ich habe nur ein kleines Licht.
Oh, bitte, lass mich sicher sein
In der pechschwarzen Nacht,
Und bringe mich nach Hause.
In das Licht des Abends
    Leise stimmte er in den Refrain ein, so wie sie es seines Wissens nach wollte. Er sah, wie sie ihn rasch von der Seite anschaute, dieses Mal zustimmend.
    Ketten aus Gold, Ketten aus Gold
Binden mich an dich.
Ketten aus Gold, Ketten aus Gold
Bringen mich nach Hause.

    Nachdem die letzten Töne der Flöte verklungen waren, räusperte sich der Mann des Kriegsherrn und sagte: »Meine Mutter stammte aus den Western Mountains.« Das war alles, doch es war genug. Und sie schliefen so, wie sie es getan hätten, wenn der Bogenschütze ebenfalls Wanderer gewesen wäre.

    Sendat war eine große Stadt. Am späten Vormittag erreichten sie die Randbezirke, und hier bespuckte sie niemand, im Gegensatz zu allen anderen Orten, durch die sie bisher geritten waren. Die Kaufleute auf dem Markt starrten sie zwar an und die Einwohner ebenfalls, doch sie nickten Horst zu, und ein paar riefen Bemerkungen wie: »Noch ein paar für meinen Lord, ja? Die Festung wird allmählich ziemlich voll!«
    Horst tat ihre Bemerkungen mit einem Schulterzucken und einem gelegentlichen zornigen Blick ab. Doch als jemand schrie: »Mein Lord muss verrückt sein, diese ganzen dunkelhaarigen Bastarde durchzufüttern!«, sprang er vom Pferd und packte den Mann an der Gurgel; sein Stiefelmesser hatte er gezogen und richtete es auf das Gemächt des Mannes.
    »Hast du die Anweisungen meines Herrn infrage gestellt?«, zischte er.
    Der Mann stritt es zitternd ab und stammelte, was für ein großartiger Lord Thegan doch sei. Daraufhin ließ Horst ihn fallen, steckte das Messer in

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