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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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in der Morgendämmerung, auch wenn ich dort keinen Frieden fand. Der einzige Friede, den ich fand, bestand darin, in den Bergen umherzuwandern, und woher hätte ich wissen sollen, dass meine einsamen Erkundungen so tief reichen und zu solchem Schmerz führen würden?
    Denn von einem war und bin ich überzeugt. Einsamkeit ist besser als Mord.

Flax
    »Bis zur Morgendämmerung müssen wir außer Sichtweite sein«, wies Swallow sie an. Die Vorstellung, sich zu verstecken, gefiel ihr nicht, das war klar, aber sie akzeptierte es. Sie hatten an einem Wasserlauf angehalten, um den Pferden eine Atempause zu gönnen.
    »Hier ist zumeist flaches Land«, sagte Rowan und zog sich so am Ohr, wie es Flax bei Ash gesehen hatte, wenn dieser nachdachte. »Ackerland. Es gibt kaum Unterschlupf.«
    »Buschwald vielleicht«, schlug Flax vor, woraufhin die anderen nickten.
    »Also dann, den nächsten, den wir sehen«, sagte Swallow. Sie warf einen besorgten Blick gen Himmel, an dem nun, da ein kühler Nordwind aufkam, Wolken aufzogen.
    Bald würde der Mond hinter den Wolken verschwinden, dachte Flax, und dann wäre es pechschwarze Finsternis, und sie würden nicht reiten können, sondern die Pferde führen müssen. Er presste seine Hacken in Cams Flanken, und mit ihm an der Spitze setzten sie sich wieder in Bewegung. Doch auf diesem Abschnitt der Strecke wuchsen keine Buschwälder. Nach dem zu urteilen, was sie in dem Mondlicht erkennen konnten, waren überall nur Felder, vor allem mit Gemüse, Kohl, Bohnenstangen, einige Heufelder und Weiden. Das Heu war hier nicht gemäht worden, es gab nicht einmal Heumieten, hinter denen man sich hätte verstecken
können, und die Hecken waren nicht hoch genug, um ihnen Zuflucht zu bieten.
    Ein kleines Stück weiter auf ihrem Weg stießen sie auf eine Kreuzung, von der ein wesentlich breiterer Pfad abging, eine richtige Straße, die durch Fuhrwerke und Pferdeverkehr markiert worden war.
    »Baluchston oder Sendat?«, fragte Rowan niemanden im Besonderen.
    Zu ihrer Linken verlief die Hauptstrecke nach Baluchston geradeaus. Die Straße zu ihrer Rechten führte nach Sendat.
    »Dann haben wir die Abzweigung verpasst«, sagte Swallow.
    Rowan nickte. »Wir könnten umkehren und versuchen, ihn zu finden – ich glaube, es war der kleine Pfad vor etwa drei Meilen.«
    Irgendwie schien Flax dies keine gute Idee zu sein. Er verspürte das dringende Bedürfnis, in Bewegung zu bleiben, sich so weit wie möglich von Baluchston zu entfernen.
    Der Himmel wurde heller.
    »Auf dieser Straße sind Buschwälder«, sagte Swallow. »Den ganzen Weg entlang bis nach Sendat. Und etwa zehn Meilen weiter ist noch eine Straße, die uns nach Osten führen würde, zum Hidden River und zur North Domain. Wir könnten ein Boot nach Mitchen nehmen und von dort aus eines nach Turvite.«
    Sie hatte in der Familie das Sagen, das war offenkundig, genau wie seine Mutter.
    »Dann sollten wir vor der Dämmerung lieber irgendwo Zuflucht nehmen«, sagte Rowan.
    Der sich aufhellende Himmel wirkte bedrohlich. Flax hätte singen wollen, etwas Fröhliches, um seine Stimmung aufzuhellen, doch das war zu gefährlich. Die Bauernhöfe standen hier dicht an der Straße, und es gab zu viele Dörfer.

    Bevor sie auf einen Buschwald stießen, gelangten sie zu einem Dorf, doch ihnen blieb keine Zeit, um es zu umgehen. »Direkt hindurch«, sagte Swallow, und sie setzten ihren Weg im Galopp fort, hoffend, dass die Einwohner nicht aufwachen oder glauben würden, es seien zur Festung zurückkehrende Boten des Kriegsherrn.
    Flax, der an der Spitze ritt, gelangte zum ersten Haus. Sein Herz schlug schnell, und er lauschte angestrengt, um etwas zu hören, irgendwen, irgendein Zeichen dafür, dass man sie bemerkte. Alle Häuser waren verriegelt und verrammelt. Nichts von dem üblichen Durcheinander war zu sehen, keine Handkarren oder Fässer standen vor dem Gasthof, keine draußen hängen gelassene Wäsche war zu sehen, keine Spielzeuge, die vergessen worden waren. Die Aufgeräumtheit verlieh dem Dorf etwas Unnatürliches, als wären seine Bewohner bereits tot. Das war kein angenehmer Gedanke. Die Toten waren mittlerweile genauso gefährlich wie die Lebenden. Es dauerte lediglich eine Minute, um durch die kleine Ansammlung von Häusern zu reiten, doch als sie auf der anderen Seite angelangt waren, war Flax schweißnass und fragte sich, wie Ash die ganze Zeit mit dieser Art Leben zurechtgekommen war.
    Da es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass sie verfolgt wurden,

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